17. Jänner 2008 Wie aus der Ziehharmonika das Akkordeon wurde ... war mir keineswegs klar. Gut,
diese Formulierung trifft es nicht ganz genau. Es ist etwas komplexer.
Durch den Musiker Rudi Plank hab ich nun erfahren,
was der Angelpunkt war. Erst Mitte der 1970er-Jahre hatte sich der "Melodiebaß"
durchgesetzt. Eine technische Neuerung, die es möglich gemacht hat, mit der linken Hand
nicht bloß simple Begleitungen, sondern jeden Ton einzeln und so auch Melodien zu
spielen.
Einer dieser unzähligen Momente, in denen
irgendwas in mir fragt: Wie funktioniert die Welt? Und es gibt Antworten. Mehr noch, als
eine Detailfrage zu klären, liegen diese Antworten freilich in dem, was andere Menschen
tun.
Manche tun allerdings verblüffende Dinge. Wer
müßte darüber staunen, daß am rechten Rand der Politik weiter und weiter nach rechts
geschoben wird? In der Praxis der Menschenverachtung geht es dabei inzwischen sehr weit.
(Siehe den Eintrag von vorgestern!)
"Ich persönlich liebe Österreich
..." ist ein Statement (Quelle: "Kronen
Zeitung"), das mich überaus irritiert. Ich kann schon nicht nachvollziehen,
welcher kategoriale Unterschied zu "ich" besteht, wenn jemand betont "ich
persönlich". (Ich bitte um zweckdienliche Hinweise!)
Aber wie liebt man eine Nation? Was ist die
Liebe, wenn man einen Nationalstaat liebt? Und was treibt eine Politikerin, das
auszuposaunen? Frau Rücker
praktiziert eine romantische politische Vorstellung, die dem 19. Jahrhundert angehört.
Als es begann, daß aus immer mehr Teilen von vormaligen Reichen Nationalstaaten wurden.
"Liebe" als politische Kategorie?
Oder als Kategorie des Politischen? Ich staune! Nun sind wir im 21. Jahrhundert angelangt
und ich würde zu gerne verstehen, wie Frau Rücker politisch liebt.
Cut!
Apropos Nationalstaaten. Diesen gibt es so
nicht mehr; ich saß in einem Besprechungszimmer, unter der Glasplatte des Tisches eine
große Satellitenaufnahme Österreichs mit dieser Randnotiz. Was daran erinnert, daß wir
einerseits via EU aufgebrochen sind, den Nationalismus hinter uns zu lassen, daß
andererseits nun schon eine Weile aus dem Rest Jugoslawiens "Zwergstaaten"
generiert werden, die letztlich aber auch dazu tendieren, später in der EU aufzugehen.
Ich hab dieser Tage Rotwein erhalten, der vom
Territorium eines dieser "Neuen Zwerge" stammt: Crna Gora, also Montenegro,
bringt es nicht einmal auf eine dreiviertel Million Einwohner und rund 14.000
Quadratkilometer ... naja.
Das Kosovo bringt es vergleichsweise auf über
zwei Millionen Einwohner bei fast 11.000 Quadratkilometern. Und was wird, soll, kann
daraus werden? Die APA meldete heute:
>>Serbien hat mit einem Eingreifen im
Kosovo gedroht, sollte es nach der erwarteten Unabhängigkeitserklärung der abtrünnigen
Provinz zu Gewalttätigkeiten gegenüber der serbischen Minderheit kommen. Der serbische
Präsident Tadic bekräftigte jedoch zugleich, dass Belgrad seine territoriale Integrität
und Souveränität nur mit demokratischen, rechtlichen und diplomatischen Mitteln
verteidigen werde.<<
Welches Konzept wird Europa mit seinen
Verbündeten forcieren? Was mag dabei herauskommen? Welche politischen Konsequenzen hat es
für das Leben der Menschen, wenn Nationen "geliebt" werden?
[Wir
Kinder des Kalten Krieges]
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