13. Dezember 2007
Wenn schon daneben, dann bitte gründlich und
so weit es geht. So ist es recht. Diese Weihnachtskrippe im Grazer "Murpark" ist
mit großen, miserabel gestalteten Figuren bestückt. Über einen Lautsprecher bekommt man
Geschichtchen zu hören, die niemand braucht. Mit einem Schild wird gebeten, die Krippe
nicht zu betreten, weil sich das "Christkind" gestört fühlen könnte.
Der Standort dieser Abscheulichkeit auf der
Höhe des obersten Parkdecks ist zugig und verstaubt; ich war entzückt, zu sehen, daß
sich dieses blöde Advent-Gehabe mit unreflektierten Tonattacken via Lautsprecher selbst
so entblößen kann. Und hinter der Krippe erhielt ich einen Stapel jener Videocassetten,
mit denen jene Aufnahmen gelingen, die ich vorgestern
als mißlungen erwähnt habe. (Ich hab damit heute meinen Auftakt für "next space".)
Ferner hat es heute Ike Turner mit seinem Tod
in unsere Nachrichten geschafft. Seine herausragendste Leistung war wohl, daß er Tina
verprügelt hat. Bleibt die Frage, was in den Köpfen so mancher Journalisten vorgeht,
wenn sie bemessen, was Nachrichtenwert habe.
Cut!
Für unsere nächsten Schritte im Rahmen von
"kunst O.ST"
war mir die Frage naheliegend, wer denn hier in die Oststeiermark allenfalls schon der
Gegenwartskunst Raum und Wirkung gegeben hatte, bevor Leute wie ich überhaupt begannen,
uns der Kunst zu widmen. Dabei war für mich der Maler Kurt Weber im Blickfeld. Die
Künstlerin Angelika Haas meinte dazu, es sei in dieser Frage Hannes Schwarz unbedingt zu
beachten.
Was diese Woche zu einer überaus bewegenden
Begegnung geführt hat. Wie bereichernd, mit jemandem sprechen zu können, der jene
Verläufe erlebt hat, quasi einen "Innenansicht" hatte, wie aus der Nazi-Ära
heraus Erfahrungen und Ansichten in jene Zusammenhänge stürzten, die aus der
künstlerischen Moderne dort zur Wirkung gekommen waren, wo in den Jahren danach die
Nazi-Gefolgschaft ihre Vorstellungen von "entarteter Kunst" nicht hatten
durchsetzen können.
Eine Sprachregelung, welche freilich nicht die
Nazi kreiert haben. (Was haben die schon kreiert, diese Epigonen der Menschenverachtung?)
Solche Ansichten kamen ja schon aus Zeiten der Weimarer Republik, wo sich ein
Kunst-Establishment gegen Kräfte wie die der Expressionisten gestemmt hatten.
Wenig überraschend, daß im vormaligen
Atelier von Schwarz, das heute dieser Funktion beraubt ist, weil dem Maler dieses Tun
nicht mehr möglich ist, daß also auf einem Tischchen in diesem Raum ein schwerer Band
über Expressionismus liegt.
Vom Ehepaar Schwarz ging es für mich direkt
ins Weizer Kunsthaus zu einem Redaktionstreffen für "kunst O.ST". Der Weizer
Kulturbeauftragte Georg Köhler (rechts, neben Walter Kratner und Winfried Kuckenberger)
hat als Staubschutz für das TV-Gerät im Hintergrund kuriosen Stoff gewählt.
Es ist die Fahne Albaniens. Was daran denken
läßt, daß die Sezession von Kosovo und Metohia gegen Serbiens Widerstand heute wohl
unausweichlich sein dürfte. Was, wie man sagt, "realpolitisch" sinnvoll
erscheint, denn ich denke, schon der ermordete serbische Präsident Zoran Dzinzic wußte,
daß man ein Land mit einem so hohen Anteil an illoyalen Staatsbürgern nicht regieren
kann.
Nun bleibt die herausragende Anforderung an
Europa, zu klären, was man für Serbien tun kann, daß dort in der Folge des Kommenden
nicht die Ultranationalisten das Heft in die Hand bekommen.
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