9. Dezember 2007

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Wir hatten bei "next code: coffe" so manches anregende Gespräch, wovon eines den aktuellen Optionen von Avantgarde-Literatur gewidmet war. Davon ist hier nun eine rund zehnminütige Sopund-Datei verfügbar: "Zehn Minuten über Avantgarde und einige andere Aspekte des Lebens
mit Helmut Schranz": [link] (Feedback ist willkommen!)

Cut!

Auch in Gleisdorf werden vaterländische Kniebeugen absolviert. Die lokale FPÖ stellt sich in der Innenstadt als kulturelle Referenzgröße heraus. Ganz amüsant finde ich die Forderung nach "JA" zur "Anerkennung der Leitkultur". Vor allem, weil ein Moslem diesen Begriff kreiert und eingeführt hat.

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Ich vermute allerdings, daß man die Bücher von Bassam Tibi nicht in den Bücherregalen unserer FPÖ-Leute finden wird. Was ein "österreichisches Ortsbild" sein soll, würde ich mir gerne erklären lassen. Minarette ließen sich da vermuitlich nur verbieten, wenn sie in Dimension oder Ausführung geltendem Recht widersprechen würden. (Dafür haben wir dioch eine Bauordnung, oder?)

Es bleibt mir ein Rätsel, warum es die braven Vaterländischen mit dem Rechtsstaat in manchen Momenten so wenig genau nehmen wollen. (Sie ignorieren dabei natürlich auch das Menschenrecht auf freie Religionsausübung.)

Aber das mit der "Ausweisung von Hasspredigern" finde ich originell. Demnach wäre FPÖ-Chef Hace Strache einer der ersten, die aus dem Land fliegen würden.

Cut!

Ich hab vorgestern den Prozeß erwähnt, den Handke in Frankreich gegen den "Le Nouvel Observateur" gewonnen hat. Irgendwie paßt es zu Frankreich, daß ein Autor sich auf diese Art mit Journalisten schlägt. Obwohl schon Balzac allerhand über "Verschwundene Illusionen" geschrieben hat.

Im Grunde drückt all das auch aus, wie wenig sich ein satter "Westen" um die Probleme Südosteuropas schert. Sonst müßte inzwischen ja wenigstens eine kursorische Kenntnis der Ursachen und Verläufe des jugoslawischen Sezessionskrieges allgemein verbreitet sein. Solche Kenntnis ließe dann derartige Scharmützel der schlampigen Sorte nicht zu.

Übersetzer Michael Roloff schrieb mir:

>>what handke, after all, was guilty of was not chiming in with the crowd and pointing out the simple matter that the serbs, some serbs, were not the only ones who were guilty. when everyone concludes that there is a devil then everyone must agree, not one step further than the witch trials. what makes the entire episode so hideous that no end of so-called intellectuals -- folks who allegedly use their minds -- then participated in the witch hunt for handke. say susan sontag here. and then do no end of damage. and none of the so called liberal papers were willing or interested in publishing an analysis of all this. not that mr. handke doesn't thrive on the publicity the exhibitionism in coming out for just causes.<<

[Zu Peter Handke]

Ich muß annehmen, daß Intellektuelle zwar sehr wohl ihren Verstand gebrauchen, daß aber in etlichen Fällen vorgezogen wird, damit gewohnte Stereotypen zu bedienen. Inzwischen wächst Europa das nächste massive Problem aus diesen merkwürdigen Haltungen.

Wie wird man das Kosovo und Metohia befrieden? Die Zeitungsmeldungen verdichten sich rund um eine kommende Unabhängigkeitserklärung von albanischer Seite. Ich lese in manchen Blättern Begriffe wie "Restserben". Erstaunlich! Denn das ist dem Vokabular der ethnischen Säuberung geschuldet. (Was macht man denn gewöhnlich mit "Restposten"?)

Ganz zu schweigen davon, daß es eben NICHT um einige "Restserben" geht, sondern gegenüber 90 Prozent Albanern eine ganze Reihe anderer Ethnien zu nennen wären. Aber wen schert das? Kennen wir die? Brauchen wir die?

Außerdem bin ich gespannt, was man demnächst den Leuten in Belgien empfehlen wird, das nun (ich kann es ja nicht glauben!) im 21. Jahrhundert offenbar einer nationalistischen Zerreißprobe entgegengeht.

Nebenbei bemerkt: Wenn die Albaner des Kosovo einseitig eine Sezession durchdrücken, warum sollten es dann zum Beispiel die Serben der Republika Srpska ihnen nicht gegenüber Bosnien-Herzegowina gleichtun? Von den Basken und Spanien, von den Schotten und Großbritannien, von anderen Beispielen ganz zu schweigen. Da bin ich ja auf nachvollziehbare Erklärungen sehr gespannt.

Nein, Ex-Jugoslawien und seine Folgen, das ist kein Problem der Südslawen, das SIND wir alle und das betrifft uns alle.


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