7. November 2007
Das mächtige Gewölbe auf dem Weizberg ist übermorgen Ort
der Eröffnung von "next code: flow". Kuratorin Mirjana Selakov schrieb dazu:
>>Wenn man die Kunst bzw. die Künste im
ostasiatischen Sinne auffasst, sind sie alles, was von Bedeutung ist, den Charakter eines
Menschen zu entwickeln, sein Selbst einer Vollendung nahe zu bringen, handwerkliche und
geistige Fähigkeiten gleichermaßen zu formen und dadurch den Menschen zur Reife gelangen
zu lassen ...<<
Es ist mir in der westeuropäischen Sicht der Dinge keine
Betrachtung geläufig, die der künstlerischen Praxis solchen hohen Rang zubilligt. Es
vermag Meisterschaft in den Werken aber auch hier offenbar Erstaunliches zu bewirken.
Man wird dem Journalisten Helmut Gansterer
das Verkaufen der eigenen Schwester nicht gerade als Ausdruck menschlicher Reife
anrechnen, aber der Hinweis auf eine "unverzichtbare, stumme Energiequelle" ist
ein eleganter Beleg jener Kräftespiele, die von Verehrern schlichter Nützlichkeiten
gerne übersehen werden. (Quelle: "Der
Standard") Freilich ist der Referenzpunkt,
nämlich Hokusai, extrem hoch angebracht. Und das nicht bloß, weil der Rang des
Künstlers als völlig außer Streit stehend gilt. |
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Wenn ich nun so über diese Dinge nachdenke,
bleibt mir die Frage hängen: Worüber besteht in dieser Gesellschaft breiter Konsens, was
"die Kunst" angeht?
Cut!
Zum Thema Helden von vorgestern
schrieb mir Jörg Vogeltanz:
>>zur erklärung (aus dem
duden-herkunftswörterbuch), held: die herkunft des altgerm. substantivs
"halip", "halup" (freier) mann, krieger, held (mhd. held, niederl.
held, aengl. haele(d), schwed. hjälte) lässt sich nicht befriedigend deuten. seit dem
18. jhdt. wird "held" auch im sinne von "hauptperson einer dichtung" -
vermutl. nach dem vorbild von engl. "hero" - gebraucht, woran sich die
verwendung des wortes im sinne von "person, um die sich alles dreht"
anschließt. ... mit einem wort: eine leere worthülse :-)<<
Cut!
Da ich vorgestern auch über einige Balkan-Dingen erzählt
habe, da war noch die Geschichte vom Mann aus der Gegend von Vinkovci. Eine kroatische
Stadt, die über eine stille Straße mit Vukovar verbunden ist. Der Mann, ein in die Jahre
gekommener Maschinenbauingenieur, gehört zu jenen Leuten, die für ihren Tod vorsorgen.
Das sei unter Südslawen recht häufig so, wurde mir
erzählt. Wie etwa das Beispiel jener Frau, deren Grabstein schon steht, ihr Bildnis
darauf, ein Teil der Jahreszahl des Todesjahres, nämlich "20", vom Steinmetz
schon angebracht, damit die verbleibenden Kosten für den Sohn gering sein werden.
Der Ingenieur und seine Nachbarn haben auf ihrem Friedhof
eine ganze Reihe von Gräbern angelegt, was eine Gasse ergibt, die den gleichen Namen
erhielt, wie die Gasse, in der sie wohnen. Und die Gräber sind in der gleichen
Reihenfolge den Menschen zugeordnet, wie ihre Häuser in ihrem Wohnort. Es wird die gute
Nachbarschaft also auch von den Toten weiter getragen werden.
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