22. Oktober 2007

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Ein alter Schwede im Herbstlaub, die Grundform für Jahrzehnte gemacht, wie der 911er Porsche. Was für eine Linienführung! Ich hätte diesen Saab auf dem Weg von Weiz nach Graz bedenkenlos den 1960ern zugerechnet, er ist aber Baujahr 1972. Ein aus jedem Blickwinkel verblüffendes Design mit sensationeller B-Säule ... da ist also der Automobil-Paparazzo in mir endlich wieder zum Zug gekommen.

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Die Fahrt nach Weiz war einer Lagebesprechung im "Kulturkeller" gewidmet, denn "next code: flow" wird in einer Woche aufzustellen sein. Und wenn mehrere Leute mit ihren Optionen in den Raum kommen, ist die vorerst so große Fläche plötzlich sehr viel kleiner, als sie eben erst schien. Als wären quantenphysikalische Phänomene in Wirkung, dabei ist da bloß Newton'sche Physik, in der unsere Wahrnehmung eben erstaunliche Dinge tut.

Aber davor hatte ich ein anderes Raumereignis vor der Nase. Kuratorin Mirjana Selakov war mit dem Postbus in Weiz angekommen, ich holte sie also in der Ebene ab, um sie auf den Weizberg zu bringen.

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Unweit der Parklücke, die ich für meine Warteposition gefunden hatte, stand unter einem Flugdach dieser mächtige Cadillac, der eindeutig das Zeug zum Zweitwohnsitz hat. Was übrigens weniger ein Scherz ist, als es scheinen mag. Denn in Amerika hausen "working poor" tatsächlich in ihren Automobilen, von wo aus sie ihren Jobs nachrennen.

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Amerika. Jazz-Schlagzeuger Alex Deutsch hat mit dieser Gegend einige Erfahrung. Aber zur Zeit zieht es ihn nicht wieder nach New York, sondern nach Berlin. Enstprechend überrascht war ich, ihm in Gleisdorf über den Weg zu laufen. Was unlängst noch als "Provinz" galt, ist eben keineswegs so abgelegen.

Ich war natürlich neugierig, was für ihn an Berlin im Moment interessant sei, denn daß ich selbst dort gelebt habe, ist über 25 Jahre her. Was ich am stärksten von seiner Schilderung behalten habe, ist das: Wenn du mit jemandem etwas ausmachst, dann klappt das auch. Es bedarf keiner endlosen Windungen und Wenns und Abers, da sind keine Villeichts. Die Kommunikation straight, die Verhältniss halbwegs klar.

Klingt gut. Ist bei uns nicht die Regel. Aber vielleicht ist das vor allem eine Frage von realer Kompetenz und von Selbstbewußtsein. Das Taktieren, die Unschärfe, das Hinhalten bis hin zum Hinterslichtführen, wie ich es auf dem Kunstfeld auch kenne, sind vermutlich vor allem das: Die Neigungen von Nudelaugen.

Wozu mir einfällt, daß ich anläßlich einer Plauderei mit Kunsthistorikerin Elisabeth Arlt in der Sache noch etwas aus dem Nähkästchen erzählen wollte. (Siehe Eintrag vom 14. Oktober!) Warum wohl? Eine goschert gepflegte Reflexionsebene ist da genau so unüblich wie eine ernsthaft gepflegte Reflexionsebene. Soweit mein Blick reicht, dominieren Schrulligkeiten, wie man sie einer "Sekte der gnadenlos Guten" zuschreiben könnte.

Ich bin natürlich überzeugt, das resultiert wesentlich aus diesem und jenem Mangel an Professionalität und Selbstbewußtsein. Aber das ist keine Domäne des Kunstfeldes. Auch unter Wirtschaftstreibenden erlebe ich gelegentlich meine kleinen Wunder. Dazu also morgen noch ein paar Details.

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Es gab am Wochenende eine andere Merkwüdigkeit zu bestaunen. Der Nebenerwerbs-Barbar wirbt für steirische Äpfel. Die Ego-Krücke für sich nach Größe verzehrende Kleinbürger zeigt dabei, wovon Noblesse handelt.

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Nämlich vom demonstrativen Verbrennen des Geldes. Die neue Sorte, eine Kreuzung aus Golden Delicious und Jonathan, ist als "Apfel Arnold" für 99 Cent per Stück zu haben.


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