11. Oktober 2007

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Walter Kratner hat eben das Cover-Motiv für unsere Station "next code: flow" geliefert. Die Zusage von Gertraud und Georg Enzinger ist auch da, so sind nun einige der faszinierenden "Prozozoen" am Horizont aufgetaucht und wir gehen alle zügig in einen neuen Abschnitt, bei dem sich vermutlich noch interessante Kooperationsweisen ergeben werden.

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Also keineswegs ruhige Tage, denn am 9. November wird in Weiz eröffnet. Meine Couch- und Zeitschriftensituation ebbt soweiso ab. Zugleich habe ich aber noch eine "Filmsituation". Wir hatten im Rahmen von "next code: love" eine Serie von drei Abenden, an denen aus den drei Ländern Österreich, Serbien und Türkei Filme zum Thema Liebe gezeigt wurden. Das kollidierte weitgehend mit meinem "Galeriedienst", also hole ich die Serie privat nach. Ja, richtig, auf der Couch.

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Dabei hat sich gestern mein absoluter Favorit aus der Serie herausgestellt. "Kader" (auf dem E betont) von Zeki Demirkubuz, im Vorjahr herausgebracht. Die Geschichte eines aussichtslosen Begehrens, das sich für Liebe hält.

[Dokumentation]

Cut!

Seinerzeit haben wir es mindestens formal wie nix von Monarchie auf Demokratie geschafft. Die alten Eliten und neue bürgerliche Kräfte gaben mit dem Ersten Weltkrieg dem Imperium der Habsburger jenen Stoß, den Napoleon nicht im Ärmel gehabt hatte. Wenig später übten vaterländische Proleten jenes Dritte Reich, das die Kühnheit hatte, sich mit dem „Imperium Romanum“ in einer Zeile zu schreiben. Was für ein Durcheinander! (Und Millionen Tote.)

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Nun habe ich ein kurioses Echo jener nationalistisch-vaterländischen Aufraffung in einem kleinen Laden für Modellbau entdeckt. Denn größten Plastik-Modellbausatz, der je in Serie gegangen ist. Was bedeutet: Mit Klebstoff, Erfahrung und Ausdauer läßt sich aus einem enormen Gitterwerk voller Einzelteile, rund 3.000 Stück, jenes Eisenbahngeschütz der Nazi im Maßstab 1:35 bauen, mit dem man seinerzeit aussichtslos gegen Sewastopol angefahren ist. Das Monstrum brauchte zwei Eisenbahngeleise nebeneinander, um bewegt werden zu können.

Wer heute bereit ist, 500 Euro abzulegen, kann sich die "Größte Kanone aller Zeiten" ("GröKaZ") nun in sein Wohnzimmer stellen, um fürderhin mit seinen Gästen auf dem Balkon Kaffee zu trinken.

Aber eigentlich wollte ich von ganz anderen Dingen erzählen. Der eingangs erwähnte Sprung, das Versenken des Habsburger Imperiums, hatte sich ja im bewegten Jahr 1848 schon angekündigt. Wo dann Pan Jelacic oder der Herr Radetzky, dem ein launiger Marsch gewidmet ist, die Aufständischen umgehackt haben, um das alte Regime wieder zu stabilisieren. Was Napoleon schon angelegt hatte, wurde schließlich in Europa ausgekocht: Der Nationalismus, der noch heute auf unserem Kontinent Menschen frißt.

Österreich den Österreichern und so weiter. Aber nicht einmal so verhält es sich. Kaum ist man außerhalb Österreichs geboren, kaum hat man einen Sprachakzent, da kann man noch so sehr staatsangehörig sein, mit Paß und allem, werden einem Ressentiments entgegenströmen. Manchmal knüppeldick und auch so scharfkantig wie ungehobeltes Staffelholz.

Es wird in Österreich die eigene Verfassung nicht hinreichend gewürdigt, die Allgemeine Erklärung der Menschenrecht schon gar nicht. Das ist ganz wesentlich eine Frucht des Nationalismus. Und auch der aktuellen Innenpolitik. Wer meint, die „Heimatliebe“ würde Menschenverachtung zulassen, reiht sich in alte Kolonnen ein. Das werden wir, so jung es geschichtlich ist, so schnell offenbar nicht wieder los.

log1032c.gif (2479 Byte) In dem Zusammenhang kommt ein sehr interessanter Denkanstoß von Margarethe Makovec und Anton Lederer. Lederer hat vor einer Weile den Vorsitz im „forum stadtpark“ abgegeben und die beiden kümmern sich nun wieder verstärkt um ihr Kunstereignis <rotor>. Die aktuelle Aufgabenstellung ist mit dem Titel "Land Of Human Rights" belegt.

Darin liegt ein bescheidener Hinweis, daß „das Nationale“ sich wohl primär an Menschen und nicht primär an einer Sprache zu orientieren habe.

Man könnte ja annehmen, wer die Verfassung achtet und von befugter Stelle die Staatsbürgerschaft verliehen bekam, ist Österreicherin, ist Österreicher. So einfach wäre das. So klar und bestechend. So müßte es sein. Oder steht in unserer Verfassung etwas von der Verpflichtung, eine bestimmte Sprache zu sprechen? (Fortsetzung folgt!)


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