30. September 2007 II
Sonja Asanovic-Todorovic (links), die Generalkonsulin
Serbiens, hatte angemerkt, es sei ein gutes Zeichen, wenn man sich in der Stadt nach der
Bücherei durchfragt und jeder Mensch können einem sagen, wo die Bibliothek zu finden
sei.
Gewichtiger war freilich, daß sie junge
Kunstschaffende ihres Landes hier treffen konnte, deren Arbeiten eine Weile vor Ort
bleiben. Ich hab im Eintrag vom 29. September
schon angedeutet, wie problematisch das ist, wenn man mehreren jungen Generationen den
Kontakt und die Begegnungen mit Menschen anderer Länder so sehr erschwert. Eine
kulturelle Blamage für Europa!
Noch dazu vor dem Hintergrund eines enormen
"Brain-Drain" Serbiens, denn sehr viele gut ausgebildete junge Leute haben das
Land zu Kriegszeiten verlassen. (Milan Bosnic & Milica Milicevic haben das in "We
live in a beautiful wourld" [link] bei
unserer Frühjahrs-Station schon thematisiert.) Das sind Entwicklungen, die einer Nation
auf Jahrzehnte das Rückgrat brechen können. Nicht gerade wünschenswerte Tendenzen für
ein Land, von dem wir gerne großspurig erwarten, daß es seine aktuellen Probleme zügig
bewältigen solle.
Wenn man im "Westen" zusieht, beziehungsweise
mithilft, daß sich solche Entwicklungen festsetzen, dann hat man den Ultranationalsiten
die Steigbügel gehalten.
Bei der Eröffnung hatten wir in der Bücherei ein
veritables Gedränge und einen ebenso bewegten, wie bewegenden Kulturrefrenten. Hannes
Felgitsch dachte gar nicht daran, still zu stehen, sondern pflügte während seiner
Einleitung unausgesetzt durch das Publikum. Ich werde auf der Projekt-Website noch eine
eigene Dokumentationsleiste aufmachen, wo dann mehr Details zu finden sind.
Es war dann auch ganz amüsant, ein wenig in die Hochzeit
des Bürgermeisters zu platzen; etwa unter dem Motto: Wir arbeiten eh, während Du
feierst. (Kleiner Scherz!) Ganz klar: KEIN Beitrag zu "next code: love", aber
eben doch eine schwer kontextlastige Situation mitten auf dem Hauptplatz.
Hier kommt der aus Bulgarien stammende Grigor Doytchinov
aus der "machfeld-Hütte". Ein Architekt mit erheblichen Erfahrungen bezüglich
Städteplanung. Ich hab von diesem Mann sehr wesentliche Denkanstöße erhalten, wie es
sich gelegentlich so verhält, wenn man von Osten nach Westen und von Westen nach Osten
blickt. [link]
Ich hoffe sehr, Grigor wird Zeit finden, uns in unserem
"orientalischen Café" von "next code: coffee"
zu besuchen. Da geht es dann unter anderem um solche Aspekte der/unserer Verhältnisse.
Apropos "orientalischen Café"!
Vera Ageljic, die hier gerade entspannt für einen kleine
Stau sorgt, wird uns dort, bei "next code: coffee", den duftenden türkischen
Kaffee zubereiten [link]. Ich hab es hier und da schon erwähnt: Man kann sich unter
einem "Ost-West-Dialog" so allerhand vorstellen. Es ist auch ganz nett, wenn
einzelne Menschen schon den Namen Hammer-Purgstall gehört haben. Aber die Sache beginnt
doch eigentlich da, wo eben gesprochen wird; von Angesicht zu Angesicht, wenn man eine
Ahnung hat, was jemand meint, der sagt: "Idem na divan!" Also, wir werden
demnächst "Divan gehen". So viel steht fest. (Na, haben wir gestern auch
gemacht.)
Davor hatten wir es auf dem "Rundgang durch die
Ausstellung" mehr als lebhaft. Das ist eine passable Lektion für das autofahrende
Volk: Daß der Innenstadtraum gelegentlich von Menschen beansprucht wird, die sich etwas
ausbreiten.
Hier war eine Position erreicht, die nicht zum Kern dieser
Ausstellung gehört, aber den Prozeßverlauf markiert. Zwei Arbeiten, je eine von Deniz
Gül aus der Türkei und Amirali Ghasemi aus dem Iran, weisen weiter auf die Station
"next code: flow",
die wir am 9. November in Weiz eröffnen.
Apropos Iran. Es ist mir ziemlich unerträglich, wenn ich
den großmäuligen Franzosen plärren höre: "Bombardiert den Iran!" Ich hab
einen Freund in Teheran, ihr könnt nicht einfach den Iran bombardieren!
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