12. September 2007
Diese Aufgeräumtheit. Die wenigen Bedinungselemente
offenbaren weitgehende ihre Funktionen. Kaum etwas in diesem Auto vermag ein Geheimnis zu
bilden. Ich hab gestern diesen "Belvedere" auf einem Gang durch die Stadt
entdeckt. Ein Fiat Topolino aus dem Jahr 1950, den ich schon ein Weilchen kenne.
Natürlich ein Auto aus versunkenen Zeiten und auf diese Art heute nicht mehr
realisierbar.
Mich fasziniert das extreme Minimum an Aufwand, mit dem
Ingenieur Dante Giacosa einst auskam, um ein massentaugliches Fahrzeug zu entwerfen,
dessen Layout im Detail so angelegt war, daß man beispielsweise auf Wasser- und
Benzinpumpe verzichten konnte, was einer von mehreren Kostenfaktoren gewesen ist, um einen
niedrigen Preis zu schaffen. Daß ein Auto mit weniger als 20 PS ausgerüstet ist, mag man
sich inzwischen ohnehin nicht mehr vorstellen.
Hat zum Plauderstündchen gepaßt, das mir nachher zufiel.
Arzt Georg Kurtz fährt in seiner
Freizeit ein Auto vergleichbarer Kargheit aus jener Ära, einen Steyr Puch 650. Er nennt
Automobile den "beliebtesten Zweitwohnsitz", was ein überaus treffende Bild
ergibt. Das Irritierende dabei sind die vergleichbaren "Rechtsansprüche", die
oft zu einem irritierenden Verhalten führen. Daß sich Menschen im öffentlichen Raum
verhalten, als wäre da eine Art Herrschaftsrecht anzuwenden, wie man es im eigenen
Wohnzimmer für sich beanspruchen würde. Ein sehr hilfreiches Bild, wenn man verstehen
möchte, was da draußen los ist.
Cut!
Im Hause "Meinl" hat man es eben verstanden,
horrende Summen an Geldern von Anlegern zu versenken und im selben Aufwaschen auch gleich
das Ansehen der Wiener Börse zu beschädigen. Die Sache geht nun schon über Tage durch
die Medien. (Quelle: "Der Standard")
Da möchte man brüllen: Wer war das?!!!! Schon wieder
diese Linken? Es hat ja eben erst
ÖVP-Generalsekretär Missethon dargelegt, daß "In den vergangenen 30 Jahren"
diverse Autoritäten "systematisch im Image beschädigt" worden seien. Genau!
Von "den Linken", deren "strategische Ziele" man inzwischen kennt. Was
für eine schwer erträgliche Geschwätzigkeit, mit der hier an Evidenzen vorbeigeredet
wird.
Denn es ist ganz offensichtlich das eher rechts
aufgestellte Klientel der Politik, von dem die Republik in einem Maße ausgeplündert
wird, da kommt ja das, was immer man sich unter einem "linken Chaoten"
vorstellen mag, in zwei Leben nicht an vergleichbare Wirkungen heran.
Es läßt sich konkret beziffern. Der Schaden, den etwa
Anzugträger aus dem nicht geraden linken gesellschaftlichen Spektrum in der
"BAWAG-Affäre" herbeigeführt haben, wird aktuell mit drei Milliarden Euro
beziffert. Drei MILLIARDEN! Wie viele Durchschnittsexistenzen haben zahlenmäßig in
diesem Betrag Platz?
Gibt man "durchschnittseinkommen österreich" in
eine Suchmaschine ein, kommen Jahreswerte zwischen rund 13.000 und 17.000 Euro netto
heraus; je nach Berechnungsmodell. Macht wiederum einen Durchschnitt von 15.000 Euro.
Hier nun eine Hilfe zur Anschauung, es ist kein
Rechenmodell mit höherem Aussagewert. Drei Milliarden macht in Zahlen: 3000.000.000,
geteilt durch 15.000 macht 200.000 Jahreseinkommen.
Wie darf man sich denn das Tun solcher
"Missethon-Linken" vorstellen? So zum Beispiel:
(Quelle: "Kleine Zeitung") Bleibt zu betonen, daß "Die Linken"
und "Die Rechten" etwas trübe Kategorien sind. Aber für saloppe Plaudereien
taugen solche Zuschreibungen durchaus. Auch wenn man in Österreich nicht mehr feststellen
könnte, daß Sozialdemokratie für "links" und Christlichsoziales ausreichend
klar für "rechts" stünde. Diese Gesellschaft ist komplexer aufgestellt.
Gerade deshalb verbietet es sich eigentlich, daß ein
hochrangiger Politiker auf dem Boulevard so simpel mit dem Hintern wackelt. Ich wüßte
stattdessen von Herrn Missethon lieber, wie sich der volkswirtschaftliche Schaden, den
"white collar-criminals" verursachen, zu jenem verhält, den ganz konventionelle
Kleinkriminelle verursachen; vor dem Hintergrund dessen, was sich als "Organisiertes
Verbrechen" darstellen läßt. Ich würde auch gerne seine Annahmen darüber
erfahren, welchen Schaden Autoritätskonzepte nehmen, wenn gut situierte "Stützen
der Gesellschaft" derlei Raubzüge tätigen.
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