30. Juli 2007

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Es begann mit Platon. Falsch! Es begann eigentlich 1647 "auf Anordnung der Vogtobrigkeit". Da erbaute man dieses Haus, das Gleisdorfs erstes Pfarrschulhaus gewesen ist. Heute besitzt es Architekt Peter Lidl (Mitte). Im vergangenen April hab ich ihm dort Platon vorgelesen. [link]

Gestern waren Mark Blaschitz (links) und Edith Hemmrich (rechts) vom "SPLITTERWERK" da zugange, mit ihnen "next code"-Kuratorin Mirjana Selakov (unten in der Mitte), um zu klären, ob das eine Station für den Herbst sein könnte.

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Ich liebe es, an Orten des Überganges herumzustreichen, um herauszufinden, was sich dort abspielen könnte. Denn im Augenblick ist völlig ungewiß, was sich in diesem Haus ebenerdig festsetzen wird.

Später erzählte Mark von seinen Erfahrungen mit dem Architektur-Unterricht im völlig derangierten Sarajevo der Nachkriegszeit. Dabei hab ich von ihm eine verblüffende Definition gehört, was eine Stadt sei: "Eine Stadt, das ist Zeit. Und eine Vielfalt von Informationen."

Wir haben uns auch ein Weilchen über das Betrachten der Arbeiten der Meister unterhalten. Denn das ist für mich ein eigener Zustand, eine besondere Befindlichkeit, mich auf Meisterwerke einzulassen. Es geht noch ein Stück weiter. Teil meiner diesbezüglichen Vergnügungen ist es auch, den Meistern bei der Arbeit zuzusehen; soweit das eben möglich ist.

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Eines meiner Lieblingsmotive in der Sache ist diese Szene aus einer Dokumentation über Akira Kurosawa, gedreht von Chris Marker. Nicht bloß ein Augenblick, den Kurosawa so verharrte, sondern eine ganze Sequenz, Ausdruck der Langsamkeit und Konzentration, mit der er gearbeitet hat. (Kurosawa stand im Zentrum unserer Station "Langsamkeit: Tee trinken".)

Cut!

Wie viele Jahrzehnte intervenieren nun die USA permanent im Nahen Osten, um als Hauptergebnis permanent Konflikte, Krisen, Gewalttätigkeiten zu evozieren und in Gang zu halten? Wie viele Jahrzehnte manipulieren nun die USA in dieser Region Regierungen, um auch immer wieder auf die falschen Leute zu setzen? (Schah Reza Pahlevi, Osama BinLaden, Saddam Hussein und andere haben sich im Laufe ihrer Karrieren amerikanischer Unterstützung erfreut.) Via "APA" kam heute folgende Meldung:

>>US-Außenministerin Rice hat die geplanten Waffenverkäufe an gemäßigte arabische Staaten in der Golfregion verteidigt. Es handle sich nicht um ein Tauschgeschäft, versicherte sie nach dem Abflug zu einer Nahost-Reise, die sie gemeinsam mit Verteidigungsminister Gates absolviert. Die Regierung Bush plant Waffenlieferungen in einem Umfang von mehr als 20 Mrd. Dollar allein an Saudi-Arabien.<<

Während schlampige bis populistische Berichterstattung den Menschen bei uns naheleget, unter Muslimen ganz generell "Islamisten" zu verstehen, die sich angeblich vorgenommen hätten, "den Westen" zu bekämpfen oder gar zu überrennen, eine völlig abstruse Vorstellung, bedienen sich die USA weiterhin überall auf der Welt der verfügbaren Ressourcen, weil jede Belastung der eigenen Interessen als Kriegsgrund betrachtet wird. Amerikas unstillbarer Durst nach Erdöl ist ein zentrales Interesse der USA, das dauernd als belastet angesehen wird, also ständiger Kriegsgrund.

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Kurioser Weise zählen die niedrigen Spritpreise in den USA, von denen Automobilflotten mit einem Benzinverbrauch profitieren, der bei uns bestenfalls Supersportwagen zugebilligt wird und Durchschnittsverdiener ruinieren würde, nicht zu den Belsatungen ihrer Interessen.

Kurz, der Sprit kostet nicht einmal die Hälfte dessen, was wir bezahlen, die meisten Autos schlucken aber viel mehr davon. (Siehe zum Beispiel: "Gasbuddy". Die Dollarpreise beziehn sich da auf die US-Gallone = 3,785 Liter.) Ein Treibstoffverbrauch, der mit horrenden Militärausgaben bezahlt wird und Teile der Welt permanent in Unruhe hält.

Das Klischee der gegen "den Westen" losziehenden "Radikal-Islamisten", als die wir heute die Muslime generell dargestellt bekommen, sobald man sich auf dem Boulevard umsieht, hält natürlich nicht stand. Seit der Schlacht in Kerbala, die mehr als tausend Jahre zurück liegt, bestehen zwei "Hauptparteien" unter den Muslimen, die einander mitunter radikal bekämpfen, töten. Schiiten und Sunniten. Auch das machen sich die USA für ihre Interessen zunutze.

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Auf kühne Art betreibt Amerika permanent eine Außenpolitik, die versucht, zur Innenpolitik anderer Nationen zu werden. Gudrun Harrer hat das gestern mit einem knappen Kommentar in "Der Standard" sehr anschaulich dargestellt. (Der gesamte Kommentar.)


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