6. Juli 2007 Da
ist oft zu viel Natur in der Natur. Schwärme von Krähen sorgen in Gleisdorf für
Kontroversen unter Bürgerinnen und Bürgern. Wo dann jemand etwa feststellt, er habe ja
einiges Geld in die Hand genommen, um sein Häuschen am Stadtrand zu bauen. Da dürfe man
auch etwas erwarten. Schlußsatz an die Behördenvertreter: "Machen Sie Ihren
Job!"
Weil "Rabenvögel" nicht dem
Jagdgesetz unterliegen, dürfen sie nicht "bejagt" werden. Außerdem sei das
Schießen im Stadtgebiet nicht erlaubt. Was habe ich gestaunt, als ein Anrainer erklärte,
Schrotkugeln würden nach rund 40 Meter Fluges zu Boden fallen. Weil nun da und dort sich
eine Wiese befinde, könne man an jenen Stellen durchaus schießen, ohne jemanden zu
gefährden.
Interessanter war die Frage nach Freßfeinden.
Uhu und Habicht wurden genannt, sie seien in der Lage und auch gelegentlich in Laune,
einen Raben zu schlagen. Was meinten nun die Fachleute? Es war sehr amüsant, laienhafte
Vorstellungen und Profi-Ansichten im Kontrast zu erfahren.
Das Abschießen von Raben bringt wenig, weil
solche Tiere auf "Jagddruck" mit erhöhtem Nachwuchs reagieren. Außerdem seien
die Tiere so intelligent, sagte einer der Jäger, "wenn ich rausfahre und einen
runterschieß, erkennen die anderen beim nächsten Mal mein Auto" und hauen ab.
Einen Uhu werde man im Stadtgebiet kaum
seßhaft machen können, hörte ich. Aber selbst wenn, dann hole er sich auch die
Singvögel, deren Rückgang wegen der Raben beklagt wurde. Und "er holt sich halt
auch Ihre Katze".
Mit einem Habicht sei es schon versucht
worden, der mußte aber gerettet werden, nachdem er sich mit den Raben angelegt hatte. Ein
Anrainer sagte es offen: "Wir wollen mehr oder weniger, daß die Raben aus unserem
Lebensraum verschwinden." So wird es vermutlich nicht kommen ...
Cut!
Ich hab gestern
zum Thema "Mittelklasse-Terror" gemeint: "Denn es gibt Kausalketten, die zu
uns führen ..." Mit "uns" meine ich in dieser Sache "den
Westen". (Ein unscharfer Begriff; ich weiß.) Eines der Hauptmotive, ein Angelpunkt
des Kräftemessens, ein zentrales Ereignis der Konfrontation zwischen arabisch-islamischen
und christlich-westlichen Positionen ist der "Nahost-Konflikt".
Die seit Jahrzehnten ungelösten Konflikte
zwischen Israel und Palästina handeln unter anderem davon, daß beide Seite sich nichts
schuldig bleiben. Sie handeln aber auch davon, daß die arabische Bevölkerung Palästinas
seit Generationen unter absolut menschenunwürdigen Bedingungen lebt. Was sich
Palästinenser in ihrer Aussichtslosigkeit gegenseitig antun, was Korruption und
Gewalttätigkeiten bewirken, ist nur ein Aspekt der Geschichte.
Was sich Israels Regierungen bis heute in der
Sache an Schritten der Eskalation geleistet haben, ist ein anderer Aspekt. Einer der
brisantesten Punkte liegt darin, daß das Schicksal der arabischen Bevölkerung in diesem
Gebiet von den arabischen Nachbarn in der Region als Jahrzehnte dauernde Demütigung
gewertet wird. Für den größten Teil der "islamischen Welt", besser: der
"Umma", also der Gemeinschaft aller Muslime, gilt dieser
"Nahostkonflikt" als repräsentativ für einen "Westen", der Muslime
herabwürdigt.
Daß vor allem die USA innerhalb der
arabischen Welt in dieser Sache stets interveniert haben, daß überdies die Vereinigten
Staaten immer wieder bemüht waren, arabische Verbündete gegen Rußland aufzubauen, hat
die Krisen im Nahen Osten stets angeheizt. Es hat auch einige heutige Exponenten des
Dschihadismus groß gemacht. Die USA haben einst einen Osama Bin Laden ebenso finanziert
wie einen Saddam Hussein. Sie haben über den Lauf der Dinge, wie wir heute wissen, bloß
nicht die Kontrolle behalten.
Aber kurz zurück zu Israel. Einer wie ich,
jemand mit meinem familiären Hintergrund, ist gut beraten, sich in der Beurteilung der
Rolle Israels in den Konflikten dieser Region sehr vorsichtig zu bewegen. Es gilt dabei
stets zu klären, was angemessene Kritik ist und was -- intendiert oder nicht -- sich
antisemtischen Ressentiments verdankt.
Es steht heute weitgehend außer Streit, daß
der Nahostkonflikt eine der steten und starken Quellen der Wut unter Muslimen ist, daß
diese Situation als äußerst herabwürdigend empfunden wird. Und es steht außer Streit,
daß Israel Ländereien besetzt hält und besiedelt hat, die den Palästinensern zustehen.
Warum Israel diese Besetzung bis heute gegen geltendes Recht aufrecht erhält, statt sich
auf eigenes Territorium zurückzuziehen, vermag ich nicht zu beurteilen.
Aber daß Israel 1848 in Palästina gegründet
wurde, liegt sehr wesentlich in einem über Jahrhunderte in Europa intensiv gepflogenen
Antisemitismus, in dem sich unsere Leute sogar dazu aufgerafft haben, "die
Juden" völlig auszulöschen. Kausalketten ...
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