13. Juni 2007
Der Kopf ist sehr markant. Trotzdem war mir nicht gleich
aufgefallen, wer das ist. Auf den 20 Kunar-Scheinen Kroatiens befindet sich der Ban Josip
Jelacic. In Kroatien wird er als Nationalheld verehrt. Seine "Grenzer" galten
einst als "Stütze des Thrones". Das bedeutet, Jelacic war an der
"Militärgrenze" erfolgreich gewesen, um das Haus Habsburg gegen die Osmanen zu
sichern.
Dann wäre da noch diese Sache: Wenn es von der
1848er-Revolution heißt, daß sie beim Kampf um Wien in Blut ertränkt worden sei, geht
das ganz wesentlich auf das Konto der kaisertreuen Herren Windischgrätz und Jelacic, die
mit ihren Truppen in der Metropole vor allem Arbeiter und Studenten zur Raison oder aus
dem Leben gebracht haben.
Cut!
Auf dem Weg von Kroatien nach Slowenien findet man, falls
einen die Autobahnglüherei ermüdet hat und man auf die Landstraße ausweicht, diesen
Brocken am Wegesrand. (Eine Magirus Deutz-Lizenz des einstigen slowenischen
LKW-Herstellers TAM.)
Der Wagen ist mit Bienenstöcken beladen. Ich hatte davor
andernorts an der Strecke einen Imker in auffälliger Schutzkleidung gesehen. Ein kurioses
Metaphernangebot, da die Bienen als Inbegriff der Emsigkeit und des Fleißes gelten, was
mit der Idee von Tempo verbunden ist. Aber wenn man ihnen an solchen Stellen nahe kommt,
ist man selbst gut beraten, sich sehr langsam zu bewegen.
Verlangsamung. Das assoziiert man auch gerne mit dem
Verebben von Lärm. Es ist nur selten ein Thema, daß die fast pausenlose Präsenz von
Lärm uns belastet, beschädigt. Durch irritirende Vorfällen wird es manchmal deutlich.
Eben hat es eine sehr merkwürdige Attacke auf ein Kind gegeben. Seitens der Polizei hieß
es, da seien jemandem vermutlich die spielenden Kinder zu laut gewesen:
>>Schuss auf Buben in Wien-Favoriten kein
Einzelfall / Am Tag nach dem Schussattentat auf einen achtjährigen Buben in einem
Gemeindebau in der Quellenstraße 24A in Wien-Favoriten haben die Ermittler ihre Suche
nach dem Täter fortgesetzt.<< [Quelle]
Wie auffallend, daß sich so eine Reaktion zur
Spannungsabfuhr an den Schwächsten, an Kindern entlädt, denen man doch allen Raum
sichern sollte, wo (Spiel-) Platz immer weniger wird.
Niemand schießt auf Autos, in denen Musik so laut gespielt
wird, daß einen die Schallwellen spürbar und hart treffen. Niemand fackelt die Mopeds
mit ausgeräumten Auspuffanalgen ab, egal wann sie einen aus dem Schlaf reißen oder sonst
wie behelligen. Niemand reißt den Wirten die Kabel aus den Wänden, damit man endlich von
der unnötigen, flachen Musik verschont bleibt, die einen fast überall umgibt, ohne daß
jemand darum gebeten hätte.
Es kommt also zum Glück zu keinen Gewalttaten gegenüber
all den zusätzlichen Lärmquellen, die das Alltagsgeschehen mit Lautheit aufladen. Wie
weit muß man laufen, um Stille haben zu können?
Cut!
Der Abstammungskram. Diese Herkunftsgeschichten. Ich hab gestern das Buch von Herwig Wolfram erwähnt,
worin eine knappe Geschichte der Germanen abgehandelt ist. Das heißt ja zugleich, mit
einem Berg von Klischees zurande zu kommen, die einem bei diesem Thema im Wege
herumliegen.
Wolfram konzediert, daß "nobilitas" über das
Aufzählen einer langen Reihe von Vorfahren hergestellt wurde. Prestige und Charisma
werden auf diese Weise konstruiert. Der Autor zitiert dabei Vilhelm Grönbech: "Die
Aufzählung von Vorfahren beruht eben nicht auf Empfängnis und Zeugung."
Das bedeutet: Da wurde von jeher geschwindelt und an den
Geschichten gedreht. Wanderung, Heirat, Adoption, "Ansippung" ... viele Mittel
halfen bei der Auffettung des Stammbaumes.
Kein Zweifel, daß man Wirkungen von Ethnos, lokalen
Kulturen, mentalitätsgeschichtlichen Aspekten erleben und beschreiben kann. Aber was man
daraus ableiten möchte, will doch sehr kritisch betrachtet werden ...
Die Nazi-Barbaren und ihre Nutznießer hatten
dazu sogar Idee und Begriff von "Aufnordung" eingeführt, was ja einigermaßen
deutlich illustriert, wie man es sich durchasus richten konnte, indem man sich passende
Zugehörigkeiten andichtete.
[Wir
Kinder des Kalten Krieges]
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