5. Mai 2007
Das Jausenministerium. Nein! Kleiner Scherz. Wir haben im
"Saal Katharina" in Gleisdorfs "forumKLOSTER" sehr angenehme
Arbeitsbedingungen vorgefunden. Was nicht nur an den Räumen liegt, sondern auch an der
Kaffe-Ecke. Die Sitzreihe füllte sich dann noch, um Kulturgespräche zwischen "Sach-
und Machtpromotoren" der Region voranzubringen.
Das ist insofern bemerkenswert, als derlei Gespräche, mit
einiger Konsequenz betrieben, auf dem Kunstfeld den Wert einer Seltenheit haben.
Kunstschaffende neigen überwiegend dazu, in selbstreferenziellen Behauptungsmodellen ihr
Tun als eine Art "Gnadenstand" zu behaupten. Verkürzt: Weil es Kunst ist, ist
es etwas Besonderes und verdient daher besondere Bedingungen.
Das lustige Klirren der Scherben, wenn dieses Phantasma
zerspringt, weckt dennoch selten jemanden auf. Während die Politik für gewöhnlich ganz
andere Sorgen bearbeitet. Nämlich beispielsweise die, daß man für die Zukunft vro
lauter Arbeit keine Zeit hat. Diesen Eindruck erhielt ich diese Woche zum Beispiel bei
einem Treffen von Gemeindeoberhäuptern aus 17 oststeirischen Orten (Energie-Region Weiz-Gleisdorf).
Von Berater Wolfgang Braunstein kam das geradezu
häretische Statement: Weiz-Gleisdorf ist eine prosperierende Region. Uns
gehts gut. Also eine implizite Absage an die populäre
"Jammerkultur" (© Matthias Horx). Zurück zum gestrigen Arbeitstreffen. Die
Kunst und die Philosophie als Gegenstände möglicher Vorhaben quer durch die Region.
Dabei eine Kontinuität von Arbeitsgesprächen mit Funktionstragenden aus Politik und
Verwaltung.
Das Quartett im Kern dieser Geschichte könnte kaum
kontrastreicher sein. Von links: Richard Frankenberger, Walter Kratner, Erwin Fiala und
ich. Bei solchen Meetings hören wir schon auch gelegentlich, daß sich ein Politiker gar
nicht mehr auskenne vor lauter "Regionen", die da entstünden, so daß man
überdies vor lauter Sitzungen kaum zu etwas anderem komme.
Beklagenswert, daß Politiker im Land ein solches
Schlamassel angerichtet haben, also ein derartiges Gewirr von Vorhaben, in dem sie selbst
teilweise den Überblick verlieren. Erstaunlich, daß sie es jenen gegenüber beklagen,
die an so vielen Orten in der Kommunalpolitik völlig ausgeblendet sind, nämlich
Kulturschaffenden. Aber das fällt eben auch unter die Horx'sche Auffassung einer
"Jammerkultur". Und es ist nur EIN Teil der Geschichte, deren andere Teile
durchaus hellwache Leute zeigen, die im Zusammenspiel von Politik und Verwaltung neue
Ansätze zulassen.
Es sei betont, daß mir die ewige Jammerei ebenso unter
Kunstschaffenden maßlos auf die Nerven geht. Dieses Theater um die eigene Wichtigkeit,
der stets die erhoffte Aufmerksamkeit anderer zu gering ist, hat Fiala in unserem
abendlichen Plauderstündchen in einem Pub auf der anderen Straßenseite (gegenüber des
Klosters) mit der scharfen Bemerkung "Kunst ist Kunst" abgetan.
Dieses sich Beziehen auf "nur interne Faktoren",
diese selbstreferenzielle Behauptung einer erhöhten Rolle, gleitet natürlich mit seiner
Anforderung an allerhand Realitäten ab. Nicht zuletzt, wie man annehmen muß, an der
eigenen. Fiala: "Es besteht Kunst an sich nicht." Was eine platonische Kategorie
ist: "Kunst an sich".
Ich meinte: "Also ist Kunst keine bestimmte Position,
sondern ein Verhältnis zwischen bestimmten Positionen." Fiala: "Sehr
richtig." Gut so, denn damit kann man arbeiten. Während man mit der sektenhaften
Selbstüberhöhung bei Markt und Politik, letztlich auch bei sich selbst vor allem baden
gehen kann. Das klappt einfach nicht ...
Fiala hat an diesem Abend dann auch noch meine
Lieblingsannahme über die Quellen des Terrorismus mit fröhlichem Klirren zerspringen
lassen. Aber davon später. (Es geht dabei um Abraham und Isaak ... siehe Eintrag vom 26. März 2005!)
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