14. März 2007

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So treuherzig kann der Landeshauptmann Kärntens klingen, so kam es vergangenes Wochenende in "Der Standard". Das ist der Mann, von dem eben anläßlich einer nachbarlichen Tourismus-Aktivität die Unterstellung ausging, Slowenien würde den Nationalismus pflegen und immer noch gegenüber Kärnten Gebietsansprüche stellen. (Siehe Eintrag von gestern!)

Damit geht Haider hinter eine frühe Position von Marschall Tito zurück. (Und der ist immerhin 1980 gestorben.) Ist das nun der "Wir sind keine Nationalisten-Haider", welcher den Nazi öfter Referenz erwiesen und vormalige SS-Leute hofiert hat? Der Haider, von dem man eine lange Liste der Äußerungen notieren konnte, in denen Menschenverachtung nicht gerade zu kurz kommt?

Das ist der Haider, von dessen Partei-Website man solche Marken downloaden kann: "Wir sind Wir." Auch das zweite Wir groß geschrieben, naja, was heißt denn sowas? log912b.gif (3343 Byte)

Es ist eines von vielen Beispielen, wie immer noch bemäntelt wird, daß unsere EU-Nachbarn keine "Ausländer" mehr sind, weil wir innerhalb der EU-Grenzen "das Ausland" gewissermaßen abgeschafft haben.

Es ist natürlich mühsam, das den Menschen zu kommunizieren und sie zur Akzeptanz dieser neuen Situation einzuladen. Es ist anstrengend, sich den eigenen Ressentiments zu stellen, um anderen Menschen sagen zu können: Es ist politisch geboten, solche Ansichten, diese nationalistischen Vorstellungen hinter uns zu lassen.

Es ist offenbar anziehend, bei Bedarf die "guten alten" antislawischen Reflexe zu bedienen, um sich Sendezeit, Platz in den Gazetten und Kopfnicken an allerhand Stammtischen zu erschleichen. Wie viel uns parfümierte Barbaren mit solchen Methoden kaputt machen, fällt leider meist unter den Tisch.

Denn nach Verdun, Auschwitz und Srebrenica müßte eigentlich klar sein, vor allem auch in der Politik klar sein, daß kaum etwas so tödlich ist wie eine Gemengelage von Ressentiments, wenn sie nur stark genug aufkochen darf.

Was nun Haider betrifft, wenn es geht wie eine Ente, klingt wie eine Ente und aussieht wie eine Ente, wird es vermutlich eine Ente sein.

[Wir Kinder des Kalten Krieges]

Cut!

Mit Übersetzer Michael Roloff führe ich momentan eine sehr anregende Korrespondenz über den jugoslawischen Sezessionskrieg, seine Hintergründe und Europas Probleme, tödliche Nationalismen zu bewältigen. Dazu schrieb er mir gerade folgende Passage:

>>the growth of nationalist states as a consequence of the napoleonic wars seems to be particularly a german and italian phenomenon, the transition from monarchies to liberal parliamentary democracies, with lots of back sliding into the need for central authoritarians; the e.u. was designed as a way out of those inter-european conflicts; no doubt the cold war played its part in that process;

austria is part of this chiefly economic union, anyhow it has a necessary basis.. which of course eats away at the individual characteristics of once more independent states.... it is inconceivable that germany and france might ever go to war again; yet they did for centuries on end, and not for naionalist reasons until after napoleon, but because kings and dukes did not get along...

those antagonisms turning into national antagonisms between people who originally, say 1000 ad, were pretty much the same bloody germanic tribes.. identy formations...xxx that's it for this morning.m.r<<

Cut!

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Deutungsgeschäfte. Die Geschichtswissenschaft kann uns ja keine "Wahrheiten" anbieten, sondern nur die Deutung von Quellen. Ich hatte gestern ein Plauderstündchen mit Historiker Robert Hausmann. Denn er wird eine der Einführungen für unsere Station "next code: love" bieten. Und wollte daher nun sehr viel genauer wissen, wo er dabei ansetzen soll. Denn meine Themenskizze "Von der Hochkultur zur Massenkultur" erwies sich als vorerst noch viel zu allgemein.

Also: Deutungsgeschäfte. Mit jedem vergehenden Jahrzehnt verbessert sich nur im günstigestens Fall eine Quellenlage. Aber die Deutungen des Verfügbaren können und müssen meist neu vorgenommen werden. Im Moment stehen wir bei der Frage, was denn das eigentlich sei, eine "Massenkultur". Ich hab auf jeden Fall zwei Stichworte dazu in der Tasche: Freizeit und Massenmedien. Haben wir noch nicht lange ...


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