28. Februar 2007
Ich schlag mich mit Fernweh herum. Das macht aktuelle Post
eindringlicher. Zum Beispiel von meinem Dottore, der aus Schweden ganz unglaubliches Material mitgebracht hat.
Dieser 1960er Ford Thunderbird reißt einem die Gelassenheit herunter. Sowas darf gar
nicht wahr sein. Konsequenter Weise hat sich dieser T-Bird den Spitznamen
"Squarebird" eingefangen. Das könnte man ganz passabel mit
"Bürgerkäfig" übersetzen. (Was da hinten aussieht wie die verchromten Flossen
einer Ente, sind Endrohre der Auspuffanlage.)
Gestern hat mir Vito Pace diese Ansicht geschickt. Denn er bereitet in seiner Heimat
gerade eine Ausstellung vor und es heißt, dort sei der Himmel ganz anders als hier im
heroben ... Neapel! (Ich hatte Vito in eine unserer "Lapidaren
Geschichten" gepackt, da dieser Bursche ein höchst entflammbares Herz hat.)
Neapel. Das war die
bewegende Liebe eines Signore, der nicht mehr am Leben ist, der mir und einem Anderen
manchmal kleine Zitate aus einer erträumten Bibliothek zugeschickt hatte. Stellen wie
diese: >>So mischen wir halt unsere Karten /
die freilich aus ganz anderen Sparten<< (Aus: Wo ist wer in Österreich am Beispiel
Gleisdorf. Verlag Stanley & Livingstone, Im Bush 2003) / s.v.<<
"s.v." steht für "sempre vostro". "Stets der Eure". So
verblieb ein Mann,
um den zu weinen ist.
Dann ackere ich weiter durch die Post, da ist noch mehr von dieser Weite. Die Autorin
Brigitte Menne war auf Reisen, in Sarajevo und Mostar: "... intensive
gesprächskultur dort erlebt auf in den boden eingelassenen sitzbänken in den cafés,
stundenlang, eindrücklich, nachdenklich machend ..."
Immer noch Post dieser Tage ... Der dänische Künstler Christian Hillesoe
arbeitet grade am Konzept seines Beitrages für unsere Station in
Liechtenstein. Wo ist er dabei augenblicklich gelandet? Im St. Petersburg des Beginnes
des 20. Jahrhunderts. (Was wäre denn Europas Moderne ohne die Impulse russischer
Künstler?) |
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Alexander Mikhailovich Rodtschenko ... aber ich denke
gerade an die Tage
in Piter, wo ich mit den Poeten von "dreli kuda polao" ebenso verloren
gegangen bin wie in den Weiten dieser atemberaubenden Stadt. So verlockend es ist, das
Urbane an diesem Beispiel sichtbar zu machen, St. Petersburg, am meisten verblüfft war
ich doch von dieser Situation ... Ich hatte mich da gerade wieder einmal verirrt:
Das ist ja eigentlich für einen Künstler keine so
schlechte Situation, dieses: Ich hatte mich da gerade wieder einmal verirrt. Erst wenn ich
von Klarheiten abpralle, ahne ich, daß es sich lohnen würde alt zu werden. Das ist so
wie diese ewig offene Frage: Warum reichen meine Talente nicht dort hin, wo mein Blick
hinreicht?
Da war noch etwas in diesen Tagen. Ich habe schon irgendwo
erwähnt, daß der Weizer Theologe Fery Berger Wein keltert. Ich hatte vor etlichen Jahren
mich auf die Suche nach den autochthonen Slowenen der Steiermark gemacht, was unter
anderem bedeutet, in Weingebiete zu gehen. Da hatte mir eine alte Bäuerin einen Eindruck
verschafft, wovon es handelt, in Weinberge zu gehen. Ein Stadtfrack hat keine Vorstellung,
wie viel Arbeit das ist.
Mir war schon eine Gelegenheit zugekommen, den
vorzüglichen Wein von Fery kennenzulernen. Also habe ich nun gefragt, ob ich davon etwas
kaufen könnte. Er schrieb mir gestern:
>>Lieber Martin! Bei meinen 70 Litern verkaufe ich
grundsätzlich nichts. ...<<
Das ist, wie könnte ich es denn erklären?, ein sehr
schöner Satz.
Cut!
Zur Anmerkung von vorgestern,
die Beschießung von Dubrovnik, da sind ziemlich klare Faktenlagen ...
>>Im Kroatien-Krieg wurde die von der
UNESCO zum Weltkulturerbe erklärte Stadt von serbisch-montenegrinischen Streitkräften
belagert und massiv beschossen. Laut dem kroatischen Roten Kreuz kamen dabei insgesamt 114
Zivilisten ums Leben. Die materiellen Schäden sind mittlerweile fast vollständig behoben
und die Stadt gilt wieder als das beliebteste Urlaubsziel in der Region.<< [Quelle] [Schlacht um
Dubrovnik]
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