26. Februar 2007 Oh! Was
für ein Sonntag! Österreichs Society, "High" geht sich ja nicht recht aus, hat
einen prominenten Dissidenten. Das war jedenfalls der Tageszeitung "Österreich" zu entnehmen. Niki Lauda,
einst ein exzellenter Formel 1-Rennfahrer, hat noch einige Zeit als Geschäftsmann
Schlagzeilen gemacht, von der Fluglinie zur Smart For2-Flotte in Wien. So stille es um den
Geschäftsmann wurde, für die Tratschspalten reichte es allemal.
"Du triffst ja keine Gleichgesinnten mehr", meint
Lauda, weshalb er ab nun offenbar darauf verzichtet, sein notorisch rotes
Baseballkäppchen mit Werbeaufschrift in solche Zusammenhänge zu tragen.
Über Paris Hilton verrät er uns: "Diese Frau kann
nicht einmal bis drei zählen." Bliebe zu klären, wie sie es anstellt, geschäftlich
so unendlich viel erfolgreicher zu sein als Lauda. Die beste Stelle der Story ist meines
Erachtens folgende: österreich: "Ist Österreich voll von Pseudo-Prominenten?"
Lauda: "Genau." Ha! Was für eine Abrechnung!
Cut!
Ernstl Binder,
Mastermind von "dramagraz",
hat in der "Kleinen Zeitung"
dezent darauf hingewiesen, daß die Kontroverse und folglich Debatte um Peter Handke
offenbar völlig festgefahren sei. Vielleicht heißt
das ja, es gibt keinen wesentlichen Klärungsbedarf. Vielleicht bedeutet das, gute oder
schlechte Gründe dieser Kontroverse sind abhanden gekommen.
Mir fällt auf, daß bis heute darauf verzichtet wird, die
ganze Sache mit den wohlvertrauten Mitteln der Geschichtswissenschaft zu behandeln,
Quellen zu beforschen, zu deuten, und die Ergebnisse dieses Tuns vorzulegen. So bleibt
Raum für Mutmaßungen.
Von Michael Roloff erhielt ich unlängst Post, in der es hieß: |
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>>martin, darling! somewhere on your site i
came on a dare to show where handke had denied anything. it appears you did not read my
pieces very carefully. on the same page where handke has his wife asking whether he is
also going to deny the destruction of dubrovnik for example, there you can infer that he
had been trying to deny. ...<<
Von Roloff bekam ich auch den
Hinweis auf einen Artikel von Thomas Assheuer in der "Zeit". Darin heißt es:
>>Zum Glück hat es Handke aufgegeben, irgendwelche
Erlöserfiguren und Könige ausfindig zu machen, die das »Volk« aus der modernen
Zeit-Höhle herausführen und den Thron der Wahrheit besteigen. Das ist noch immer
schiefgegangen und hat ihn zuletzt in die Arme von Milosevic getrieben, in die Einfühlung
in den Verbrecher.<< [Quelle]
Die "Einfühlung in den Verbrecher" erwarte ich
ja von einem Autor, wenn er mir solche Figuren vorführt. Was daran falsch wäre,
erschließt sich mir nicht. Aber diese Metapher von Handke in den Armen des Milosevic ist
mindestens eine ziemliche Schlamperei, wenn nicht eine Zumutung. Sowas will ja erst mal
belegt sein.
Wozu man nicht, wie der Ernstl Binder, der Debatte müde
werden muß. Man muß bloß die Quellen und deren Deutung vorlegen. Dann sieht man,
welches Bild zulässig wirkt und was unredliche Polemiken sind. Diese ganze Kulturbetrieb
tut in der Sache Handke schon eine Weile so, als hätten wir keine erprobten Methoden, um
das zu klären.
Meine Ausgaben von "Eine winterliche Reise ..."
und "Sommerlicher Nachtrag ..." stammen beide aus den Jahren 1996. Über ein
Jahrzehnt der Polemiken und niemand aus Germanistik oder Zeitgeschichte in Sicht, um mit
seriösem Handwerk und solidem Methoden darzulegen, was gegen Handkes Forderung
"Gerechtigkeit für Serbien" vorzubringen wäre. Sehr merkwürdig ...
[Zu
Peter Handke]
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