22. Jänner 2007 Gute Nachrichten aus dem Süden:
>>Zwar bleibt die Serbische Radikale Partei (SRS)
nach der Parlamentswahl in Serbien die stimmenstärkste Partei, doch die pro-europäisch
orientierten Kräfte haben die Mehrheit im Parlament errungen. Wie das Belgrader Zentrum
für Freie Wahlen und Demokratie mitteilte, haben insgesamt zehn Parteien bzw. Bündnisse
den Einzug ins Parlament geschafft. Die Wahlbeteiligung lag knapp über 60 Prozent.<<
[Quelle]
Nun sollte das vor allem westliche Europa
seine eigenen Erfahrungen einsetzen, was es in einem Land an Unterstützung braucht, um
nach einem Krieg mit all den gehabten Greueln, den Schäden und der Schuld den aggressiven
Nationalisten das Wasser abzugraben. Um die demokratischen Kräfte zu stärken.
Österreich weiß ja sehr gut, wovon sowas handelt. Wir sind durch solche Prozesse
gegangen und haben, wie sich zeigt, bis heute, rund 60 Jahre danach, immer noch reichlich
damit zu tun.
[Der
"Balkan-Reflex"]
Cut!
Ich war gestern noch in Laune für
handgestrickte Musik und hab nachgesehn, was sich davon noch in meinen Regalen befindet.
Zum Beispiel ein Album von den "Dubliners", wo es im Traditional "Whiskey
In The Jar" in der Fasson dahin geht:
As I was going over the far famed Kerry mountains
I met with captain Farrell and his money he was counting.
I first produced my pistol, and then produced my rapier.
Said stand and deliver, for I am a bold deceiver,
Ist ja ziemlich fein, daß man sich
Mannsein auf solche Art inszenieren kann. Wir sind nun mal so Kerle, alle mit einem
Rebellen in der Gesäßtasche, mit Phantasien von Pistolen und Blankwaffen, Pulverdampf
und dem Klirren von Stahl, mit geschwellter Brust und stolz erhobenem Haupt ... wie man
sich eben das Kerlsein in Stammesgesellschaften ausmalt. Wo einen freilich schon ein durch
eine Steinwurf gebrochener Arm aus dem Leben raffen konnte, weil die Doktores früherer
Zeiten solchen Verletzungen nicht gewachsen waren. (Einschub: Abends gefielen mir dann die
späten "Chieftains" viel besser als die frühen "Dubliners".)
Egal. Sauflieder handeln ja notorisch von
prächtigen Phantasien und nicht von Realitäten. Das muß man auch nicht mies machen. Ich
plaudere gelegentlich mit meinem Sohn über solche Dinge, wenn er diese Themen
anschneidet. Den interessiert das ja langsam, was an diesen ganzen Wein- und
Schnapsgeschichten dran sei. Unbestreitbar liegt eine Menge Vergnügen in der Trunkenheit
und den feinen Stoffen, die einen da hintragen können.
Ich war übrigens ziemlich überrascht, als
mein Sohn überrascht war zu erfahren, daß man von Alkohol abhängig werden könne. (Und
von Haschisch nicht.) Aber als wir uns darüber weiter unterhielten, fiel ihm ein, was ihm
dazu in seiner Umgebung schon aufgefallen war. Wir haben Alokoholkranke um uns,
Tablettensüchtige, Zigarettenabhängige sowieso, da muß man meist nicht weit suchen..
Was war da noch? Feedback zum Graffiti, das
ich am 20. Jänner kommentiert habe. Es würde,
weil mit A im Kreis, die Forderung nach Anarchie beinhalten, was, so hab ichs verstanden,
gerade angesichts der gegenwärtigen Regierung eine propere Option sei. Find ich freilich
nicht, denn Anarchie ist kein politisches Konzept, sondern eine Attitüde. Gegen die ich
nicht all zu viel einzuwenden habe. Außer daß der Anspruch "Niemand soll
herrschen!" mir nichts in die Hand gibt, wenn ich berücksichtige, was wir seit
wenigstens zweitausendfünfhundert Jahren verbindlich wissen: Die Tyrannis steckt IMMER in
den Startlöchern, den ganzen Laden zu übernehmen.
Dem mag man in kleinen, gut überschaubaren
Stammesgesellschaften ja mit Hemdsärmeligkeit entgegenwirken können. In
Massengesellschaften spielt's das nicht. Da läßt sich die Tyrannis offenbar nur durch
ein politisch-kulturelles Regelsystem im Zaum halten. Wie das ausehen soll? Naja, zum
Beispiel wie ein demokratisches Regierungssystem mit intakter Gewaltenteilung, so daß die
wechselseitige Kontrolle von Legislative, Exekutive und Judikative möglichst auch noch
von einem kritischen Journalismus bestärkt wird.
Bleibt die unerfreuliche Tatsache, daß ein
Regierungssystem nun mal seinerseits die Freiheit hat, sehr weit nach rechts zu rutschen.
Ob mir das paßt oder nicht. (Mir paßt's nicht!)
Der politisch unliebsamen Tendenz mit der
Forderung nach Anrachie zu antworten (bevor SO geherrscht wird, solle gar nicht geherrscht
werden), finde ich lustig bis aberwitzig. Ich sehe Wladimier Putin nicken und hör ihn
flüstern: "Wir regeln das schon, Leute." Weil ja der Verzicht auf ein
konsensgestütztes Staatssystem den Sozialdarwinisten ziemlich viel Spielraum bieten
würde. Denn wer stoppt dann die Seilschaften der Autokraten? Ein bewaffneter Mob in den
Straßen? Oder wie soll das gehn?
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