8. Jänner 2007
Weihnachten und so. Ganz offensichtlich ist die Luft
draußen. Es fühlt sich nach Frühling an, ehe der Winter noch richtig begonnen hat. Der
Himmel ist von den Spuren heftiger Reisetätigkeit gezeichnet. Und ich sitze hier. Ja,
zugegeben, das fühlt sich nach Fernweh an. Weil ich grade nicht kriegen kann was ich
möchte (ein Flugticket), verlege ich mich auf heftige Vorfreude. Genau! Das kann man auch
genießen. Mal sehn, was sich ergibt.
Unlängst meinte mein Herzensweib: "Wenn du dir jetzt
ein Flugziel aussuchen könntest, was würdest du nehmen?" Meine spontane Antwort:
"Sarajevo!" Das hat ein etwas enttäuschtes Gesicht erzeugt. Aber ich kenn diese
Stadt eben noch nicht und möchte da unbedingt einmal hin. Denn was ist Europa? Ich hab so
vieles davon noch nicht mit eigenen Augen gesehn.
Eben zogen die "Heiligen drei Könige" in
tausendfacher Version durch Österreich. Ich staune, daß die FPÖ bisher deren
Abschaffung noch nicht propagiert hat. Denn da betont man immer noch "Daham statt
Islam". Weshalb die "Weisen aus dem Morgenland" aus solcher Sicht ja
Verdacht erregen müßten. Denn sie führen uns "das Orientalische" stets vor
Augen, das nun mal vor allem islamisch ... Weisheit, Schätze, Gewürze ... wie sehr hat
sich Europa einst danach verzehrt ... und dann einfach genommen, geraubt, wonach Verlangen
bestand?
Beim vaterländischen Hace Strache findet man auf der
Website (unter "Kampagne": LINK
/ pdf-Datei, 625 kb) noch immer diese Lüge:
>>Eine Studie des Innenministeriums
sagt: "45% der Muslime wollen sich nicht integrieren."<<
Denn weder entspricht diese Aussage den Tatsachen, noch
gibt es eine Studie des Innenministeriums, die das besagen würde. Das wäre die eine
deutschtümelnde Partei in unserem Parlament. Die andere beharrt weiter darauf, daß in
Kärnten die deutsche Sprache dominieren müsse. Der dortige Landeshauptmann pflegt im 21.
Jahrhundert den nationalistischen Diskurs, wie er Ende des 19. Jahrhunderts seinen Lauf
genommen hat:
>>Nach 25 Jahren einer von allen akzeptierten
gesetzlichen Ortstafellösung hat ein radikaler Nationalslowene mit einer Klage vor dem
VfGH die Debatte um die Ortstafeln wieder begonnen.<< [Quelle: BZÖ]
Selbst in der Vergangenheit war es keineswegs üblich, daß
hier alles Deutsch gesprochen hat. Wozu auch? Ein prominentes Beispiel. Hier ein kleiner
Ausschnitt aus dem letzten Brief, der von Maria Theresia erhalten ist:
Wirkt das nicht ein wenig französisch? Genau. Es IST
Französisch. Der Brief stammt vom 29.11.1780 und war an ihren Sohn Leopold gerichtet.
Rund 20 Jahre später ereignete sich, worauf sich meine goscherte Bemerkung von vorgestern bezog:
>>Kleiner Einschub: Und wenn der Napoleon nicht so
eine rasende Reiterei gehabt hätte, wären wir heute noch Kaiser ;-))) [Naja, dieses
Scherzchen wird noch zu erläutern sein.]<<
1804 krönte sich Napoleon selbst zum Kaiser der Franzosen.
Bis dahin hatte das Haus Habsburg in Europa seinen exklusiven Anspruch auf die
Kaiserwürde durchsetzen können. Nach Napoleons Sieg bei Austerlitz erklärte der
Habsburger Franz II. das "Heilige Römische Reich Deutscher Nation" für
erloschen.
Erst viel später kam ein in jeder Hinsicht zu klein
geratener Herr Hitler auf die Idee, man könnte erneut sich auf das Römische Reich der
Antike beziehen. (Drunter tut es so ein Kleinbürger ja nicht.) Er nahm mit seiner Bande
Anlauf auf ein "Drittes Reich", das, seinem erbärmlichen Format entsprechend,
ziemlich kurz ausfiel.
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