7. Dezember 2006Vater-Sohn-Differenzen sind für mich etwas,
das ich gerne kurz halte und ein wenig ritualisiere. Damit sie sich zügig behandeln
lassen. Es fehlt mir die Laune, meinen Alltag mit unendlichen Streitereien zu vergiften.
Und ich bin kein Freund von Strafmaßnahmen. Im Falle einer Differenz haben wir also nicht
gar so viel Arbeit mit einander.
Da man dem Kind gegenüber ja der Mächtigere ist, brauchen wir auch nicht um
Klärungen zu ringen, deren Ergebnis sowieso fest steht. Daß ich nämlich entscheide, in
welchen Bereichen mein Sohn Spielraum hat und in welchen ich eine Diskussion gar nicht
erst in Erwägung ziehe, sondern Anordnungen treffe.
Wenn es gerade mal heftig war, gefällt es mir, die Sache mit einem rituellen Tritt in
den jugendlichen Hintern, ein sogenanntes "Oarschlaberl", abzurunden. Was meist
eine fröhliche Balgerei zur Folge hat, in der wir ganz unterschiedliche Ausgänge aus dem
gehabten Zwisten finden. Die jüngste Variante hat mich freilich verblüfft. Mein Sohn zog
gezielt ein Buch aus einem Sammelsurium in meiner Leseecke, schlug damit nach meinem Kopf
wie nach einer lästigen Fliege und hielt mir das Cover schließlich grinsend vor die
Nase:
Cut!
Mein Dämon
Vogeltanz dominiert gerade das Cover der Zeitschrift "Falter". Paranoia, das Thema hat im Kontext vaterländischer
Anstrengungen im Lande einige Relevanz. Unsere kommende Station "langsamkeit: kaffee
trinken" wird solchen Aspekten gewidmet sein. Dazu habe ich nun den Background
unseres Schrittes etwas ausgeleuchtet. Cut!
Es heißt, da nach dieser Wahl noch keine Regierung
gebildet wurde, sei die aktuelle Besatzung bloß eine Übergangslösung. Es stünde dem
Präsidenten des Landes auf legale Art frei, einzelne Personen zu entlassen, falls sie
ihrem Amt nicht gewachsen seien. |
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Ursula Haubner wäre vielleicht eine begabte Kandidatin für so einen Abgang, da
sie gegen wachsende Widerstände daran festhält, "Ausländerkindern" das
Kindergeld zu streichen. (Siehe Eintrag vom 4.
Dezember!)
Österreichs Bundespräsident Heinz Fischer (Foto: Präsidentschaftskanzlei) hat in
seiner Rede zur Gründungsveranstaltung der neuen Gewerkschaft "vida" den Erlass
der vaterländischen Sozialministerien zu Lasten von Kindern ohne Papiere deutlich
kritisiert:
>>Wenn wohlverstandene Fairness und Schutz für die
Schwächsten in der Gesellschaft als Leitbild für politisches Handeln gelten, dann kann
übrigens ein Erlass, der neugeborene Kinder von Eltern, die sich rechtmäßig in
Österreich aufhalten und hier auch Steuern zahlen, von dem ihnen gesetzlich zustehenden
Kindergeld aus administrativen Gründen monatelang ausschließt, nicht als akzeptabel
angesehen werden. Eine derartige Situation darf keinen Bestand haben. Hier muss Fairness
an die Stelle von Unfairness treten. Kinderfreundlichkeit an die Stelle von
Kinderfeindlichkeit. Nach meiner Information würde eine verfassungskonforme
Interpretation des Gesetzes ausreichen, um einen rechtmäßigen und humanen Zustand
herbeizuführen. Und wenn man stattdessen das Gesetz ändert, soll es mir auch recht sein.
Nur eines wäre inakzeptabel: nämlich die Aufrechterhaltung des bestehenden
kinderfeindlichen und ungerechten Zustands. Und wenn ich gestern in einer Aussendung
gelesen habe, dass es sich angeblich "lediglich um 150 Betroffene" handelt, dann
kann ich nur sagen: Auch 150 betroffene Kinder sind genau um 150 Betroffene zu
viel.<< [Quelle]
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