18. November 2006
Mehr "retro", wie hier in Graz, geht
wohl nicht. Mit diesem Ford Mustang, der als "Concept Car" stilistisch auf die
erste Generation der "Pony Cars" verwies, ging eine Maschine in Serie, die nun
natürlich nicht zufällig in der gleichen Ära daherkam, wie der neue GT, den ich unlängst auf der Autobahn zu sehen bekam.
Das markanteste Stilmerkmal der Gegenwart, die
scharfe "Bügelfalte" auf dem Kotflügel, der geglättete Radlauf, fehlt auch
hier nicht. Ein üppiges Statement der amerikanischen Autoindustie vor dem Hintergrund,
daß man nun langsam auch in "God's own Country" vor Spritfressern
zurückschreckt und die dortige Companies unter dem Überhang durstiger Benzinschlucker
einbrechen.
Cut!
"exociti III: on identity / next code:
asking europe" [LINK]
Die Station ist eingerichtet, der Abend war von jener
Gemütlichkeit, die der Grazer Kulturbetrieb offenbar nicht einbüßt, egal wie die Dinge
sich entwickeln. Im "Nil" hab ich nun, trotz mäßiger Präsenz in der
Landeshauptstadt, schon zum wiederholten Mal einen der auf "Bohéme" gestylten
"Kunst-Stalker" getroffen ... jenen Typus eines sich nach künstlerischem Rang
verzehrenden Plombenzieher, der einem mit seinem Geltungsdrang jede Veranstaltung
schmeißen kann.
Bei einer Lesung hab ich den Burschen so erlebt, daß er
der Lesenden lautstark mindestens in jeden dritten Satz fiel. Um zur Conclusio zu führen,
daß er die Schauspielerin so grandios fände, sie müsse unbedingt einmal einen von
seinen Texten lesen.
Ist es eine Veranstaltung, bei der es um bildende Kunst
geht, hat er eine Mappe mit Farbfotos dabei, die durchzusehen er jenen aufdrängt, von
denen er sich Promotion erwartet. Weist man ihn zurück, wird er einen erst beschimpfen,
einem wir mir schlußendlich Prügel androhen. Mit der rührend antiquierten Aufforderung:
"Wir können ja rausgehen und das austragen." (Was mir sentimentale Gefühle
macht, denn es kommt nicht gar zu oft vor, daß mir jemand Schläge anträgt.)
Wobei in den endlosen Monologen auf jedes Atemholen ein
"He Oida!" erklingt, was so ungefähr "Hallo Alter!" bedeutet,
vermutlich im Sinne von "Alter Freund!" Wie das in meiner Generation sehr
populär ist, einem möglichen Autoritätskonflikt lieber auszuweichen, statt solche Dinge
zu regeln, fliegt so ein Typ auch nicht raus, sondern darf in aller Ruhe Gespräche,
Veranstaltungen, Tischrunden sprengen.
Das ist eine sanfte Verwandtschaft zu jenen Szenen, wo
jemand auf der Straße Prügel bezieht, aber niemand von den Passanten greift ein. Wir
"Kinder der Barbaren" sind den Aggressoren gegenüber oft so hilflos. Es müssen
da Einflüsse und Prägungen wirken, die mir immer noch reichlich schleierhaft sind. Wo es
nicht einmal gelingen will, einen von sich selbst ergriffenen Egomanen zurechtzuweisen,
während der Bursche auf Kosten anderer expandiert, daß es sehr eng werden kann, ist wohl
auch die Aussicht gering, komplexere Expansionen solcher Art einzudämmen.
Cut!
Apropos komplexere Expansionen! Sozialdemokraten und
Christlichsoziale scheinen nun den Druck wachsenden Unmutes in der Bevölkerung so weit
wahrzunehmen, daß sie ein Ende ihrer erbärmlichen Geplänkel ins Auge fassen. Die APA
notiert:
>>Koalitionsverhandlungen werden wieder aufgenommen
/ SPÖ und ÖVP haben sich am Freitag doch noch zur Wiederaufnahme der
Koalitionsgespräche verständigt. Die letzten Hürden wurden bei einem Gespräch der
Parteichefs Gusenbauer und Schüssel beseitigt. ...<< [Quelle]
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