2. Oktober 2006

Die Wahl ist vorüber. Es wird nun, so sieht es aus, einen sozieldemokratischen Kanzler geben. Eine Neuauflage der großen Koalition scheint wahrscheinlich. Der vaterländische Hace Strache hat mit seinen menschenverachtenden Ausritten den dritten Platz erreicht. Ganz so war die Entwicklung in meiner Stadt allerdings nicht. Die überdies in traditionell "schwarzem" Gebiet liegt. Denn die Oststeiermark ist von den Christlichsozialen dominiert. Dieses Minus der ÖVP ist nicht gerade unerheblich bis hauchzart [Quelle]:

Partei Stimmen Prozent Diff. 2002
ÖVP 1084 36,27 -319
SPÖ 1029 34,43 +22
FPÖ 285 9,53 -35
Grüne 385 12,88 +40
BZÖ 95 3,18 +95
KPÖ 51 1,71 +36
MATIN 60 2,01 +60

Ich begrüße zwar, daß es klare Signale gibt, die als eine Kritik am Status quo gelten dürfen. Aber wie sehr und wie ungehemmt dieser Wahlkampf ein "Ausländerproblem" herausgestellt hat, das doch gering ist, wenn man es mit unseren "Inländerproblemen" vergleicht, vor allem aber wie ungenügend und spät dem Haßpredigen widersprochen wurde, ist sehr deprimierend. Diesen Umstand rechne ich vor allem meiner Generation an. Wir haben die "Neue Rechte" quer durch Europa fast zwei Jahrzehnte unterschätzt bis ignoriert.

Was meint wohl, die "Ausländerprobleme" unseres Landes sehen eher gering ist, wenn man sie mit unseren "Inländerproblemen" vergleicht? Ein Beispiel:

Ich hab es eben erst erwähnt. Familiäre Gewalt schädigt oder tötet mehr Frauen zwischen 14 und 44 als Krebs oder Verkehrsunfälle. Weltweit. Soauch in Österreich. Gewalt gegen Kinder darf aktuell dazugezählt werden, wodurch das Ausmaß hausgemachter Probleme sich potenziert, weil gerade dieses Feld der Gewalttätigkeit brutale Konsequenzen hat:

>> Erschütternde Zahlen liefert nun eine Studie der Unicef: Demnach sind mindestens 275 Millionen Kinder weltweit von Gewalt in der Familie betroffen. "Es ist gegenwärtig eine der meist verbreiteten Menschenrechtsverletzungen. Sie bleibt ein größtenteils verborgenes Problem, dem sich nur wenige Länder offen stellen", hieß es im Abschlussbericht. Auch in Österreich leiden laut Unicef 82.000 Kinder unter häuslicher Gewalt.<< [Quelle]

Cut!

Ich hab gestern vom "Pavelhaus" in Potrna erzählt, die aktuellen Ausstellungen ... der Ort ist eines von mehreren ursprünglich slowenischsprachigen Dörfern der Steiermark, die in der allgemeinen Wahrnehmung als Heimat autochthoner steirischer Slowenen ausgeblendet wurden.

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Michael Petrowitsch, Leiter des Hauses, trug an diesem Abend unter dem Jackenrevers ein medaillenartiges Kuriosum mit rot-weiß-rotem Hintergrund, das auf Nachfrage als eine Auszeichnung der "Schüssel-Regierung" geltend gemacht wurde, die er wohl für sein kulturelles Engagement erhalten hat.

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Was von Petrowitsch, so nehme ich an, nicht ganz so staatsbürgerlich ergeben vor sich hergetragen wurde, wie man vielleicht meinen möchte. Denn die Auszeichnung aus christlichesozialer Hand steckt da im Ensemble mit einem Bildnis des slowenischen Generals Rudolf Majster, der bei Ende des Ersten Weltkrieges den Nationalisten der Region einige Anlässe gab, bis heute eine Bedrohung durch die Südslawen anzunehmen.

log807c.jpg (5442 Byte) Es ist das also ganz offenbar eine hintergründig und vergnügt angelegte Extension der aktuellen Ausstellung "Wenn Tito stirbt", die sich der Hausherr da aufs Jackett geheftet hat.

Cut!

Wie launig das Schicksal sich zeigt. Im Bogen dieser Ereignisse, der Besuch in Potrna, die Wahlen an einem Sonntag, der gut als Sommertag hätte durchgehen können ...

Ich war mit der Wahlkarte unter dem Arm in Graz auf die Suche nach einem Wahllokal gegangen, in dem meine Stimmabgabe angenommen würde. Und fand dabei diesen in die Jahre gekommenen Lada mit einheimischem Kennzeichen. Das ist doch sehr ungewöhnlich, denn diese slawische Fiat-Version in Grazer Besitz ist wie eine ironische Fußnote zu den angedeuteten Themen ...

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