2. September 2006 / II Europa
hat eine lange Geschichte
Von Martin Krusche
Keine wichtige Wahl ohne das Thema Europa.
Entwürfe der Zukunft werden in der Politik oft an den kulturellen Wurzeln orientiert.
Als Vorbereitung zum Wahlkampf und er Wahlberichterstattung
ein kleiner Überblick, was mit Europa auf dem Fundament der Antike gemeint
ist. Unter den Werten des Abendlandes versteht man vieles, was Ursprünge in
griechischer Philosophie, im römischen Recht und im Christentum hat. Da ist von rund
2.500 Jahren die Rede.
Das antike Hellas bestand wesentlich auf dem Balkan, in der
Türkei und sogar in Nordafrika. Rom war ein gigantisches Weltreich, in dem wir die
Provinz Noricum bevölkerten. In der Nachfolge Christi baute der Apostel Paulus aus Tarsos
die katholische Kirche in seiner Heimat Kleinasien (heute: Anatolien) auf und machte sie
von da aus zur Weltreligion. Konstantinopel (heute: Istanbul) war noch Imperium
romanum, da hatten die Barbaren Westrom längst überrannt.
Die griechische Philosophie wird vor allem durch Sokrates,
seinen Schüler Platon und dessen Schüler Aristoteles repräsentiert. Aristoteles wurde
wesentlich durch Thomas von Aquin mit dem Christentum verknüpft. Doch der hätte diese
Texte nicht mehr vorgefunden, weil Europa sie verloren hatte. Um sie aus der arabischen
Kultur zurück zu erhalten. Vor allem durch den moslemischen Gelehrten Ibn Ruschd.
Zu einer modernen Nation gehören Gründungsmythos,
einigende Symbole und Rituale. Ferner was in der Geschichtsschreibung außer Streit steht,
was in der Verfassung als Wille des Volkes seinen Ausdruck hat, ferner was Kultur und
Kunst des Landes zeigen. Österreich war bis 1919 der (nach Rußland) zweitgrößte
slawische Staat der Welt. Dieses Europa entstand also aus über zwei Jahrtausenden
fruchtbarer Wechselwirkung mit all den Kulturen, die heute vielen in Europa fremd
erscheinen.
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