27. Juli 2006

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Die architektonische Konsequenz von Interfaces (Mensch-Maschinen-Schnittstellen) sind ... zum Beispiel: "InterSpaces". Das ist eine entspannte Absage an SciFi-Phantasien, die dem Mainstream-Kino entstammen. Eine Gabelung von Wegen? Vor einigen Jährchen war "Immersion" ein Mordsthema. Also das kognitive Eingehen in maschinengenerierte Räume, während der Leib zurück bleibt. (Lies nach bei Gibson, Texas-Katheter angelegt, damit mein keine nasse Hose kriegt, und rein in der "Kyberspace" ...)

Doch unsere Leiber sind nun mal nicht gemacht, um sie irgendwo zurückzulassen. Aus emotionalen Gründen ebenso wie aufgrund der Tatsache, daß das Fleisch am Kognitionsgeschäft ganz maßgeblich beteiligt ist.

Ich möchte sogar annehmen, leibliche Anwesenheit, ergo: Orientierung in einem physischen Raum, hat (neben der politischen Relevanz) erhebliche Bedeutung für unsere Denk- und Wahrnehmungsprozesse. Wie dem auch sei, ich hab in der heimischen "Netzkultur-Szene" über lange Jahre keine Gegenüber für solcher Fragestellungen gefunden.

Mit dem Grazer "SPLITTERWERK" geht es mir da ganz anders. In dieser Crew (mit spröder Identitätsverwaltung) werden derlei Themen sehr rigoros behandelt. Und ich hab mit den Leuten überaus spannende Sessions.

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So auch unlängst mit Markus alias Max alias "Der Mann, der den Riesenfrosch entworfen hat". In einem weiteren Schritt geht das "SPLITTERWERK" mit mir daran, (auch) über die Anwendung literarischer Mittel die Ergebnisse architektonischer Fragestellungen abzuklopfen. Was diesmal in ein Set mit dem Arbeitstitel "Lapidare Geschichten" mündet. (Siehe dazu die Vorgeschichte: "next code: passion"!)

All das rührt für mich freilich auch an einige Überlegungen, die ich gestern mit Franz Niegelhell angestellt hatte. Nein, nicht auf die Kategorien "Schönheit / Wahrheit in der Mathematik" bezogen. Sondern auf die "Anbindungen an den Souverän". Was das bedeutet?

Das fragt nach einer verinnerlichten Instanz, die wir mentalitätsgeschichtlich wohl dem viele Generationen bestandenen Status von Untertanen schulden. Daß sich ein Glücksgefühl erst einstellt, wenn einem der Souverän wohlwollend die Hand auf die Schulter legt. Und wie im Mittelalter eingeübt, da der Kaiser nicht überall leiblich anwesend sein kann, ward die Gegenwart des Souveräns ritualisiert. Das hat Auswirkungen, die uns noch heute kulturell und politisch prägen.

Leibliche Anwesenheit. Denkräume. Gehorsamsräume. Wo ist man welchen Blicken ausgesetzt? Hat man die Macht, einen unerwünschten Blick wegzuweisen? Abzulenken? (Gibt es eine Ökologie des Blickes?) Na, da schwirren viele offene Fragen ...

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Die übrigens auch in einem anderen Zusammenhang zum Tragen kommen. Ich werde ja nun bei "Baodo" an Bord gehen. Wo eine Medienwerkstatt weiter zu entwickeln ist, die, an genau solchen Kontrastpunkten aufgestellt, auf eine ganz andere als die architektonisch konzipierte Weise zu einer Art "Interspace" werden könnte. Auf jeden Fall: Erfahrungsraum. Möglichkeitsraum.

Dieses "Inter-" bedeutet ja, das mindestens zwei unterscheidbare Instanzen in die jeweils andere Seite eingehen. Blumig gesprochen: Für Momente durch die Augen der anderen Blicken. das ist eine ziemlich radikale kulturelle Aufgabenstellung.

Daraus schließe ich: Wir sollten dort demnächst, vor Ort, rund um einen gedeckten Tisch, afrikanische Speisen, Kontrast, überprüfen, wie sich das Denken entfaltet, wenn man dbei über so vorzügliche Speisen gebeugt ist.

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