13. Juli 2006

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Eisenberger! Ist kein sehr respektvoller Mensch, wie es scheint. Nun wird hier freilich unter dem Portrait eines Massenmörders paradiert. Wozu öffentliches Nasenbohren ja ein sehr moderates Statement ist. Eisenberger ordiniert bald in der Galerie Lisi Hämmerle. Ich vermute, da ist mit weiteren Despektierlichkeiten zu rechnen.

Cut!

Mein gestriger Abend mündete in ein russisches Essen und endete mit Tokajer. Dessen eigentümlicher Geschmack von einem Schimmelpilz herrührt, was die Bezeichnung "edelfaule Traube" mit sich bringt. Man könnte sagen, eine Art Gorgonzola zum Trinken.

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Was ich dann in einer Ecke des Hauses meiner Gastgeber sah, rührt allerdings nicht von der "edelfaulen Traube" her. Es ist physikalische Realität unter dem Dach von Lesebesessenen, denen die Bücher ganz konkret über den Kopf wachsen.

Cut!

Jesus habe sich nur jenen Outcasts zugewandt, die bereut hätten. So war mir dienstags erklärt worden. Ich denke, ich habe auch diesbezüglich genau das Gegenteil in der Bibel gelesen. Das provokante an seiner Position war ja, daß er eben keinerlei Bedingung eingeführt hatte, damit man seine Seite aufzusuchen kann.

Es müßte doch auffallen, daß er selbst in seiner schlimmsten Stunde, ans Kreuz geschlagen, Kosmas und Dismas (die neben ihm hingen) Wege ebnete, statt mit Bedingungen zu verbauen. Man könnte annehmen, er habe gar nicht daran gedacht, das Jüngste Gericht quasi vorzuverlegen.

Es mögen Bedingungen für den Eingang ins Himmelreich genannt worden sein. Aber auf Erden, so könnte man es in aktueller Sprachregelung ausdrücken, war der Nazarener offenbar geneigt, die Menschen dort abzuholen, wo sie auch in den extremsten Positionen anzutreffen sind. Wenn derlei ernst gemeint ist, bürdet es dem Einladenden eine Bedingung auf. Sich auf Augenhöhe mit den Eingeladenen zu bewegen.

Völlig egal, ob man die Berichte der Bibel nun als Kolportage von Tatsachen oder als Legenden deutet, der griechischen Tragödie vergleichbar eignen sie sich wenig zum Moralisieren. Nach meinen gestrigen Einwänden gegen die Annahme, Jesus sei als "der perfekte Mensch zu uns gekommen", worüber mir die zwei Straßenpredigerinnen etwas in Unruhe gekommen waren, habe ich noch überlegt. Ob ich mir den Nazarener etwas zu heidnisch zurechtgedacht habe.

Das Neue Testament beginnt mit Matthäus. Da findet man die nebenstehende Stelle. Das ist doch kein perfekter und kein Übermensch; keiner der sich, in der Gewißheit Sohn eines Höheren zu sein, über die Dinge erheben könnte. log754.jpg (12868 Byte)

Das ist ein Leidender in Angst, dessen Vertrauen und Glauben gerade eingebrochen sind. Wie das unter Folter und Todesnähe eben geschieht. (Außer im Hollywood-Mainstream-Kino.) Das ist Menschenmaß.

Merkwürdig. Was also einladend erscheinen könnte, diese Bestätigung, daß die Conditio humana unbedingt auch das enthält, dieses Verzweifeln in der Furcht, wird ausgeblendet und die Figur überhöht. Das sind mir demnach keine Predigerinnen in der Nachfolge Jesu, das sind zwei Religions-Groupies ...

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