23. Juni 2006 Legenden.
Solche Kategorien sind billig geworden. Wenn ein Ottfried Fischer ("Bulle von
Tölz") schon als "Star" durch die Medien geistert, Wiener Schmutzwäsche
hin oder her ("Seine Frau verzeiht ihm"), was soll dann eine Legende sein? DAS
ist eine:
Hab ich gestern in Gleisdorf erwischt. 1929!!!
Das war eine Ära, da man dem Kompressor-Mercedes alle hundert Kilometer Öl nachschütten
mußte. Und man darf annehmen, daß dieser Wagen für Laien überhaupt nicht fahrbar ist.
Der SSK ist definitiv eine Legende mit Ikonenstatus. Von Ferdinand Porsche persönlich
konstruiert.
Ein Ingenieur, dessen Talente überragend
waren, für ein ganzes Jahrhundert standen; mit dem bescheidenen Makel, daß Porsche seine
Fähigkeiten völlig bedenkenfrei dem Herrn Hitler verfügbar gemacht hatte.
Cut!
In diesem Netzkultur-Ding von kultur.at, das
ich mir zu einem guten Teil auf mein Konto schreiben darf, stecken nun etliche Jahre
kurioser Prozesse. Und bemerkenswerter Beiträge. Von Menschen mit höchst
unterschiedlichen Neigungen und Kompetenzen.
Durch eine Auflistung der "History" wurde mir
eben deutlich, wie früh wir schon damit zu tun hatten. Früh in der Geschichte des
Ganzen. Der eben erst erwähnte Peter Köck und der Dichter Wolfgang Siegmund standen mit
mir ganz am Anfang dieses Verlaufs.
Mitten in Wien oder wenigstens an einer
Universität war es anfangs ja vergleichsweise leicht, online-Zugänge zu haben. Die
nötige Struktur, Zugänge, die Tarife hätten einen in der Provinz ruiniert. Egal ... Was
alles zum Stand der Dinge geführt hat, fasse ich nun in einem kleinen online-Projekt
zusammen:
kultur.at: journale
Ein elektromagnetisches Literaturmagazin
Cut!
Kennen Sie jemanden, der sich vorstellen kann,
wie viel 1,8 Milliarden Euro sind? Ich nicht. (Mich eingeschlossen.) Ich bin auch völlig
verblüfft, daß so viel Geld verschwinden kann, ohne daß es maßgeblichen Leuten
auffält. Der hier zitierte Bericht setzt im Jahr 1995.
|
1998 soll die "profil"-Journalistin
Lilo Palme bezüglich dieser "Bawag-Causa" eine Sachverhaltsdarstellung beim
Chef der Wirtschaftspolizei (Horngacher) eingebracht haben. Es folgten keine behördlichen Schritte. (Quelle: "Der Standard") Staunen. Mehr fällt
mir dazu momentan nicht ein. Das ist SEHR erstaunlich. |
Cut!
Ich hab gestern
noch ein kleines Beispiel der Aufmerksamkeiten meines kostenfreien Supervisors gebracht.
Oder war es der Blockwart? Egal. Diese Dinge sind gewöhnlich in meiner "Kleinen
Enzyklopädie der Beschimpfungen" ["PUNCH"] ganz
gut aufgehoben. Aber diesmal hat sich daraus ein Geplänkel von geradezu poetischer
Tendenz ergeben. Das möchte ich hier noch vorlegen.
Das Beschimpfen ist ja Ausdruck einer sehr
speziellen, heftigen Art der Zuneigung, die ich durchaus zu schätzen weiß. Man schrieb
mir also:
>>doch das jahrhundert wird dich und
deinesgleichen ueberdauern und du wirst vergessen sein, so wie man staub in der wueste
nicht wiedererkennen kann...<<
Dem kann ich natürlich nur zustimmen. Es ist
überdies, gewissermaßen, Villém Flusser pur. Fast wörtlich. Dazu muß man nur sein Buch über
"Die Schrift" lesen, dessen Untertitel, wie passend, "Hat Schreiben
Zukunft?" lautet. Also, d'accord mein Herr, bei Thomas Mann dauert es gewiß sehr
viel länger, bis die Schrift verweht ist, bei mir wird's vermutlich innerhalb dieses
Jahhrunderts geschehen. Aber dann waren es doch immerhin das 20. UND das 21., soviel für
meine Eitelkeit. Dieser Nachricht folgte dann noch ein:
>>du taschen - und tagedieb - du
mieser einfallsloser provinztrottel sauf dich doch mit dem handke und den anderen
deppen ins jenseits<<
Das habe ich dem Michael Roloff vergnügt
weitergeleitet, weil er sich da wohl auch gemeint fühlen darf. Mit der Anmerkung, daß
mir scheint, für Handke sei Alkohol ja keine so bedrohliche Sache. (Wie übrigens auch
für mich. Der Absender hat da vielleicht seinen eigenen Favoriten unter den
Problemlösungsstrategien referiert.) Worauf Roloff mir diese ganze Sequenz mit einem
Gschichterl sehr schön abgerundet hat:
handke to the best of my knowledge drinks
white wine, dry, and not as much as while writing WUNSCHLOSES UNGLUECK... I don't recall
whether he says what he and his Serbian friend drink in that lowdown pub at the outskirts
of Salzburg in NACHMITTAG EINES SCHRIFSTELLERS... so wie einer sagt "Ich bin ein
nichts", weiss man doch das er eher ganz grandios ist!
xxx
m.r
Sie sehen, man kann auch die Nervensägen
würdigen, wie meinen Blockwart und andere Wütende, denn zwischen all der Häme und
Abschätzigkeit kommen dann so kleine Verläufe zustande wie jene paar Zeilen, die doch
was taugen ...
[Zu
Peter Handke]
[kontakt] [reset] |