22. Juni 2006
Diese Kuriosität hab ich gerade von
Objektkünstler Johannes J.
Musolf zugeschickt bekommen. Nein, das hat er nicht angefertigt, sondern vorgefunden.
Die im Trend liegenden Gummibänder machen mich allerdings nicht schlau. Empfiehlt das den
Menschen in Österreich, sich für lebenslanges Lernen zu engagieren? Oder besagt es allen
anderen Menschen, an Österreich habe man ein Leben lang zu lernen?
Bildungsideal und Slogan haben schon einige
Jahrzehnte hinter sich. Was ich ebenso erstaunlich finde. Es macht jedenfalls keinen sehr
pfiffigen Eindruck, die späten 1960er-Jahre aufzuwärmen:
Das liest man über die Zeit von 1966 bis 68.
[Quelle: Göhring
"Bildung in Freiheit"] Aber auch der "Pin" ist ja mächtig
"retro". Ich verstehe zwar, wie es gemeint ist. Doch eine Designlösung im Stil
der Ordensspangen von Kriegsveteranen halte ich für obszön:
Das ist sozusagen staatstragende Blödheit,
die, wenn auch vermutlich nicht intendiert, eine Zukunft Europas im Styling des Ideals der
"soldatischen Männer" aufmacht. Man muß schon ziemlich besinnungslos sein, um
nicht zu begreifen, daß dieser Pin ästhetisch am Ereignishorizont zwischen Verdun,
Auschwitz und Srebrenica anknüpft.
Cut!
Ich hab gestern den
tödlich verunglückten Autor Peter Köck erwähnt, der mir einige Gedichte überlassen
hatte. Eines davon "Ohrenschützer gegen den Tod". Nicht ganz. Nämlich: Hier ist der vollständige Text
deponiert. Im Begleitschreiben hatte er gemeint:
"Wenn Gleisdorf nicht so verdammt nah an Graz wär
... Hast Du nicht mal Lust, nach Wien zu kommen?" |
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Einer unter vielen kleinen
Hinweisen, wie unerträglich Graz damals Schreibenden geworden war. Wann? Der Poststempel
besagt: 30.11.1988. Was ist das mit Graz und den Schreibenden? Einer meiner Wohltäter,
der sich mir kostenfrei als Konsulent zuwendet, manche Menschen tun derlei eben mit
Enthusiasmus, hat mir gerade dieser Tage einen interessanten Hinweis gegeben:
>>die meisten steirischen literaten
samt kolleritsch und zeyringer und usw. leiden an groessenwahn und selbstbestaetigung und
weil sie jetzt auch noch eine nobelpreistraegerin in ihren reihen haben, wird dieser wahn
auch nicht so schnell enden. und einer dieser wahnwitzigen bist auch du.<<
(Ziemlich viele "auchs" in einem
Atemzug.) Nun. Das ist ja irgendwie, räusper, hüstel, ziemlich nationalistisch
dahingedacht. Wie man im Steirischen sei, so oder so, als gäbe es etwas "genuin
Steirisches".
Daß man an "Selbstbestätigung"
leidet, war mir bisher neu. (Meinte der Absender vielleicht
"Selbstbeschädigung"?) Kolleritsch ist zwar Literat, aber Zeyringer eigentlich
doch nicht, vielmehr Literaturwissenschafter, Verfasser einer Übersicht:
"Österreichische Literatur seit 1945", die gelegentlich etwas despektierlich
"Zeyringer-Bibel" genannt wird. So schaut's aus. Flüstert mir mein Wahnwitz zu.
Apropos!
In einer etwas abgelegen Ausgabe des "profil" hatte Rainer Nikowitz eine
Briefkastentante erfunden, "Frau Erna", und sich ausgemalt, was die Dame auf den
Tisch bekommen hätte, wenn sich Peter Handke zu einem Brieflein hätte aufraffen wollen.
[Zu
Peter Handke]
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