20. Juni 2006 Fußball.
Ist zur Zeit gar nicht sooo dominant, wie ich erwartet hätte. Und doch in allerlei
Verzweigungen präsent. Die noble Distanz zwischen Kunstschaffenden und Fußball, an die
ich mich ganz gut erinnere, in den "Bohéme-Zeiten" meiner Generation, hat sich
verflüchtigt.
Ist nichts falsch dran, hm? Schon gar nicht,
wenn sich sogar unser Bundeskanzler als einschlägige Randfigur hinstellen läßt. (Siehe
den Eintrag vom 15. Juni!) Ich fühle mich in
Summe bloß ein kleines Bißchen dünkelhaft, weil mich diese schreienden Horden
beunruhigen.
Weil diese
Liebhaberei ganz leichtfertig zum Anlaß genommen wird, Kategorien wie "nationale
Schmach" etc. hochzuspielen. Das ist dann doch irgendwei sehr zum Kotzen, wie eben im
Kielwasser dieser zivilen Kriegsspielerei "das Nationale" gepflegt wird. Aber gut. Also. Fiel mir dieser Tage ein Text von Monika Wogrolly in
der "Kleinen Zeitung"
auf. Dessen Kunklusio mich etwas verwirrt hat.
"Ganz wie das Leben"? Wie? Einfach so: das Leben?
Als basale Angelegenheit im Sinne von "Bios"? So wie Jeff Goldblum als Dr. Ian
Malcolm 1993 in "Jurassic Park" über die Sache sprach? Nämlich: "Das
Leben findet immer einen Weg."
Oder doch mehr unsere Sozietät meinend? Wo man Philosophie
treibt und Literatur verfaßt, um die Deutungen "des Lebens" voranzubringen? |
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Falls dieses "Leben"
meinend, wo ist denn das so, das Leben, und wo hat es denn keine "Kenntnis" von
gesellschaftlichen Unterschieden? Den Ort hab ich bisher noch nicht betreten. Die Stelle
kenn ich nicht. Zumindest außerhalb bekannter Wüsteneien und ähnlich ungastluchen
Orten. Wo also ist "das Leben" gar so "Allons enfants!", nämlich
gewissermaßen frei, gleich und brüderlich? Ich bitte um zweckdienliche Hinweise.
Cut!
Das habe ich eben aus meinem Archiv gekramt.
Ein Entsprechung der Motive, die eben auch über Fußballanhänger gespielt
werden. Wenn Nationen noch keine sind, oder größere werden wollen, oder eben aufhörten
eine zu sein ... kommt es oft zu jenem Aufeinanderprallen von Menschen, das uns solche
Monumente hinterläßt.
Was eine nationale Schande, Schmach, was Glanz
und Glorie sei, wird über solche Bilder bearbeitet. So dealt man in Kärnten 60 Jahre
nach Ende des Zweiten Weltkrieges mit einer angeblichen "Urangst", die der
Vorwand zur Einfalt ist, welche man der Vielfalt dort gerade entgegenstellt.
Auf der andere Seite fand ich eine
erstaunliche Notiz. Insoferne erstaunlich, als man zwar diese Nachricht lesen konnte, aber
keinerlei Berichte über Ausscheitungen, Beschimpfungen, nationale bis nationalistische
Auslassungen (Quelle: "Der Standard"):
Soweit es medial wahrnehmbar ist, hat also
Serbien diesen Schritt Montenegros ohne aggressive Gesten angenommen. Ich bin äußerst
neugierig, welche Stimmung in dieser jungen Nation vorzufinden ist. Wir werden ja
demnächst dort eine
Station abslovieren: "Black Mountain White Sky".
[Der
Balkan-Reflex]
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