12. Juni 2006

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Wo ist der Regen? Geht offenbar niemandem ab. Ich hab meinen Gang über die Felder in der sanften Wärme des Abends genossen. Oben, das war eine Ecke in Gleisdorf. Unten, das war eine Ecke in Graz. Ziemlich ruppige Poesie, die uns da Revolution als Lösung andient. Lösung wofür? Ich bleibe ratlos. Trinke ein Restchen gut gekühlten Retsina und habe Fernweh.

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Und doch ist mir in all dem das Sprachliche quasi das "Basislager" ... hab ich gestern notiert. Sprachregelungen. Mir fallen ein paar harmlose Beispiele ein. Ich hörte unlängst, es ging um Fußball, ein vom Platz gewiesener Spieler „muß vorzeitig unter die Dusche“. Das hat ja einigen Charme. In die Abteilung schwitziger, schenkelklopfender Männer kommt man dagegen beim oststeirischen Arsch- und Tittenmaler „Tomax“, der regelmäßig in einem regionalen Journal publiziert. Auf seinem Felde ist man gelegentlich „barfuß bis zum Hals“.

Apropos! Ich hatte unlängst (un-längst? Uff!) in einem anrüchigen Viertel von Graz zu tun. Anrüchig, naja, damit ist landläufig doch ganz 8020 Graz gemeint. Einst vor allem wegen der Animierbetriebe, heute vor allem wegen des hohen Ausländeranteils unter den Mietern.

Was hinterhältige Zuschreibungen sind. Denn vorerst kann man feststellen, daß es Einheimische sind, denen in solchen Vierteln Ideen und Kraft ausgingen. Keine Wege mehr, um unter wirtschaftlichen Veränderungsschüben den Orten eine gute Konjunktur zu bewahren.

Also: „Inländer“ versagen unternehmerisch, deshalb kommen die Viertel herunter. Wer wegziehen kann, zieht weg. Und DESWEGEN gibt es dort Platz für Zuzügler aus dem Ausland. Die weniger Bequemlichkeit erwarten und härter arbeiten, sich nicht selbst leid tun, sondern zupacken. Genau DAS sind die „Avantgarden des Blühens“, ohne die derlei Stadtteile wieder zum dem verkämen, was sie ursprünglich waren: strukturschwache Dörfer.

Aber. Ich war beim Aspekt der schwitzigen, schenkelklopfenden Männer, wozu mir das Stück einer Tür in diesem anrüchigen Viertel auffiel, durch die man mutmaßlich ein Bordell betritt.

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Cut!

Da hat ein Wörtchen im Kielwasser der Erregungen rund um Peter Handke Furore gemacht: "proserbisch". Es scheinen allerhand Leute der Meinung zu sein, daß man etwas Anrüchiges tue, wenn man proserbisch sei.

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Wofür steht denn "serbisch"? Für mehr als das Innehaben der serbischen Staatsbürgerschaft? Oder wenigstens: für mehr als das Selbstverständnis einer serbischen Identität? Also beispielsweise in Serbien aufgewachsen zu sein, serbisch zu sprechen ... vergleichsweise: proitalienisch, prorussisch, probrasilianisch ...

Gibt es hier irgend einen vertretbaren Grund, ein Volk als synonym mit den Tätern in seinen Reihen zu betrachten? Ist ein entmachtetes Regime und sein vormaliges Oberhaupt, ein mutmaßlicher, aber vor allem: heute toter Kriegsverbrecher synonym mit einem Volk?

Entspricht das unseren eigenen Erfahrungen mit den Tätern in unseren Familien und den Konsequenzen des Nazi-Regimes? Wäre es demnach anrüchig, eine "proösterreichische Haltung" zu haben, wie man eine "proserbische Haltung" haben könnte.

Das ist alles ziemlich dubios abgehandelt und ich kann mich über Journalisten, die in der Sache so dahinschreiben, nur wundern.

[Zu Peter Handke]

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