20. Mai 2006 Warum
gilt etwas als "unschwer", wenn es leicht sein könnte? Staunenswert! Nun. Eine
ganz andere Szene. Eben schrieb mir jemand:
"sorry, kämpfe mit meiner
frühjahrsdepression... und bin daher eher schweigsam. gruß, ..."
Dagegen ist Objektkünstler Johannes J. Musolf in
diesem Frühjahr ganz anderes gelaunt. Er hat mir eben die "Sieben Blätter"
geschickt, welche symbolisch für die sieben südslawischen Völker stehen. Die ich mir
nächste Woche auspacken lasse. Musolf:
>>Bitte achte darauf, daß sich beim Auspacken
niemand verletzt, denn die Ränder der Blätter sind sehr scharf. Sie sind ja eigentlich
zum "Vergraben" hergestellt und da habe ich darauf verzichtet, die Ränder zu
schleifen. Am besten ist, Du nimmst zusätzlich ein Päckchen Pflaster und eine Schere
mit. Dein Apotheker wird sich da sicher als "Sponsor" einschalten lassen.
Vielleicht kannst Du ihn mit in die Aktion einbeziehen?!<<
Mein Apotheker, das meint etwas genauer meinen Hausherrn. Hinter dessen
Geschäft ich wohne. Der mich gestern damit überrascht hatte, daß er einen beunruhigend
langen Transporter in diesem doch recht kleinen Hof einparkte. Was keine sehr komfortable
Aufgabe ist. Meine Frage, ob er diesen Schrank gegen sein schönes Coupé eingetauscht
habe, quittierte er mir mit einem müden Lächeln. Und schob die Fuhre in eine für meinen
Geschmack entschieden zu kleine Lücke.
Die sieben Blätter werden mich übrigens nach Podgorica
führen. Die Hauptstadt Montenegros. Welche gerade im Gespräch ist, weil morgen im Lande
ein Referendum abgehalten wird. Über den Verbleib im Verbund mit Serbien oder die
Sezession. Wobei ich mir gerade erklären ließ, daß Podgorica auf dem ersten O betont
wird, nicht auf dem zweiten, wie ich es bisher getan hab.
Vlado
Franjevic schrieb mir:
>>Hallo martin, Sinisa entschuldigte sich wegen
seinem 'schweigen' und schrieb, das hat damit zu tun, dass in montenegro am 21.5. das
referendum zur montengrinischen unabhängigkeit stattfindet und alles ist dort z.z. in
diesem zeichnen, bzw. bis dann kann man an nichts mehr normal arbeiten! Einen schönen tag
noch
vlado<<
Wir haben es hierzulande also, wie "unschwer"
erkennbar ist, vergleichsweise beschaulich.
Cut!
Österreichs staatlicher Rundfunk steht im Geruch,
journalistische Grundprinzipien immer mehr preiszugeben und sich politischer Gängelung
nicht entziehen zu wollen. Anläßlich dieser Zustände gab es gestern in der "Kleinen Zeitung" einen
Leitartikel mit folgender Headline:
Das anschließende Plädoyer zur Sache stammt von Frido
Hütter, dem Leiter der Kulturredaktion in Graz. Ich hab gestern das "Ringen um Definitionsmacht" erwähnt. Das ist
einer der Aspekte davon. Ein freier Journalismus stellt die Repräsentanten verschiedener
Agenturen der Macht zur Rede.
Da liegt nun auch die Querverbindung zu Handke. Der hat
wiederum die Akteuere in der Medienwelt zur Rede gestellt, einer kritischen Prüfung
unterzogen. Daß es in solchen Konfrontationen auch polemisch zugeht, ist weder
verwunderlich, noch muß es einen aufregen. Wenn Argumente und Gründe vorgebracht werden.
(Was Hütter Handke gegenüber allerdings schwer fällt. Siehe Eintrag vom 29. Juni 05!)
Man ahnt, dieses Land, auch das westlich geprägte Europa,
ist auf herkömmliche und bekannte Formen der Zensur gar nicht angewiesen. Geldgestützte
Medienmacht und politische Netzwerke, die oft genug oppositionelle Meinungen entweder
aufkaufen oder niederwalzen, leisten Vergleichbares.
In der aktuellen Kontroverse um die Absetzung eines
Stückes von Peter Handke zeigt ein Statement, das auch von Autor Harold Pinter
mitgetragen wird, eine interessante Sprachregelung: Machtveruntreuung.
(Quelle: "Der Standard") Macht. Definitionsmacht. Wer darf den
öffentlichen Raum und öffentliche Diskurse womit bespielen? Soweit sich also
Kunstschaffende um Anteil an "Öffentlichkeit" exponieren, ist mir das schnelle
Strapazieren der Zensur-Zuschreibung zu unscharf.
[Zu
Peter Handke]
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