9. April 2006 / II

Was hat Peter Handke am Grab von Slobodan Milosevic gesagt und getan? Er hat, wie berichtet wurde, ein Statement verlesen:
>>Auch der Überraschungsgast Peter Handke kommt zu Wort. Er liest auf Serbisch von einer "so genannten" stets abwesenden "Welt, die keine Welt" sei.<< [Quelle: TAZ]

Sehr bemerkenswert, was aus diesem Text, der ja inzwischen publiziert wurde, herauszulesen ist. Einige Zitate:
>>Handke hatte sich dabei nach eigenen Worten dem früheren jugoslawischen Machthaber "nahe" gefühlt. Er sei "glücklich", dass er sich heute in Serbien befinde und "Slobodan Milosevic nahe" sei, sagte Handke am Samstag in seiner auf serbisch gehaltenen Rede vor 20.000 Anhängern des Ex- Diktators.<< [Quelle: Kurier]

Wissen wir von der schreibenden Zunft, daß Text mit Kontext und Subtext untrennbar verbunden ist? Klar! Also muß ein Text darauf geprüft werden, in welchem ZUSAMMENHANG eine Textstelle steht und was damit GEMEINT sein könnte.

>>Er sei "glücklich", dass er sich heute in Serbien befinde und "Slobodan Milosevic nahe" sei.<< [Quelle: ORF]

Das professionelle Deutungsgeschäft, von Handke ausdauernd der Kritik unterzogen, kommt in der Exegese der Grabrede zu solchen Ergebnissen:
>>Noch einmal beschimpfte Peter Handke das Publikum. Nicht aus der Warte des Rebellen, sondern in Loyalität mit einem verblichenen Herrscher, der seiner Verurteilung wegen Massenmordes durch den Herztod in der Zelle entkam.<< [Quelle: Tagesspiegel]

Noch tiefer geht folgende Deutung:
>>"Nibelungentreue", definiert das Internet-Lexikon Wikipedia, ist eine Form blinder, emotionaler Treue. Eine solche bringt der österreichische Dichter Peter Handke dem verstorbenen serbischen Ex-Präsidenten Slobodan Milosevic entgegen. << [Quelle: Wiener Zeitung]

[zurück]

[kontakt] [reset]

14•06