7. April 2006 Frühlingstage.
Was meine Fangquote hinreißend verbessert. Denn solche Schätze bleiben in der miesen
Zeit gut verborgen. Diese "Isetta" von BMW ist ein Nachkriegsprodukt. Da
Rohstoffmangel und knappe Kaufkraft zu so außergewöhnlichen Konstruktionen geführt
haben. Die Isetta nannte man in Deutschland "Knutschkugel". In England heißt
sowas "Bubble-Car".
Wobei das italienische "Isetta" eingedeutscht
etwa "kleines Iso" bedeutet, worin ein Hinweis auf die edle Verwandtschaft
steckt. Denn dieses Lizenzprodukt stammt aus dem gleichen Haus wie der atemberaubende
"Iso Grifo".
Cut!
Die gestrigen Bilder
von Mihael Milunovic und Miodrag Krkobabic stammen aus einer Gaststätte in Graz. Wo mich
der sehr junge Kellner gefragt hatte: "Woher kommen denn die Herrschaften?" Ich
antwortete: "Aus Beograd." Worauf er die Runde, wie ich vermute, auf Kroatisch
ansprach. (Denn er schien mir zu jung, um mit Serbokroatisch aufgewachsen zu sein.)
Woher er denn kommen würde? "Aus
Jajce." Worauf Miodrag sagte: "Oh, dort hat Jugoslawien begonnen." Mihael
widersprach: "Nein. Dort hat Jugoslawien aufgehört."
Mitten
im Zweiten Weltkrieges hatte der "Antifaschistische Volksbefreiungsrat" (AVNOJ)
im bosnischen Jajce
getagt. 1943 waren da die Grundlagen für das kommende Jugoslawien erarbeitet worden. Die
Auswirkungen des Sezessionskrieges auf Jajce sind HIER in einem
offiziellen Bericht Deutschlands von 1999 knapp dargestellt.
Zurück zu den Anfängen dieses Krieges. Jugoslawien hatte,
wie schon geschildert, in den 1980er-Jahren eine Vielfalt an Problemen, die sich zunehmend
als unlösbar erwiesen. Daß sich in dieser Zeit ausgerechnet Slobodan Milosevic mit
brutalen Mitteln in eine erhebliche Machtposition durchsetzen konnte, hat die Krise
vermutlich enorm verschärft.
Über "Slobo" heißt es, daß er selbst zwar kein
Nationalist gewesen sei, daß er das aggressive nationalistische Potential unter seinen
Landsleuten aber bedenkenlos instrumentalisiert habe. Außerdem hat er, so sagen Leute,
welche Wirtschaftsdaten interpretieren können, das serbische Volk (von über acht
Millionen Menschen) ausgeplündert, um einer Gefolgschaft von zirka 200.000 Menschen
enorme Vorteile zu verschaffen und so seine Machtposition abzustützen.
Ich weiß, die Einschätzung, Milosevic habe eben KEIN
rassistisches Konzept gehabt, widerspricht prominenter Kolportage. Aber es gibt genug
präzisere Quellen, die solcher Kolportage entgegenstehen.
Zum Beispiel ein Kommentar von Wolfgang Petritsch. Ein
Mann, der gewiß über jedem Verdacht steht, zu einer unkritischen Einschätzung des
Serben zu neigen. Petritsch war österreichischer Botschafter in Beograd, Ende der 80er,
während der Krise im Kosovo, EU-Beauftragter. Er ist ab 99 einige Jahre "Hoher
Repräsentant der Vereinten Nationen" gewesen, kannte Milosevic also aus nächster
Nähe. Und schreibt:
(Quelle: "profil")
Es bleibt genug, was man Milosevic offenbar
und zurecht anlasten kann. Aber man sieht eben auch, bei Prüfung verschiedener Quellen,
daß manchen Journalisten nicht zu trauen ist, die auf derart differenzierte Darstellung
anscheinend gerne verzichten. (Was Autor Peter
Handke ja nicht müde wird zu kritisieren.)
[Balkan-Reflex]
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