4. April 2006

Harry Krenn ist Kaufmann. Das scheint sein Leben umfassend zu bestimmen. In einem bemerkenswerten Zusammenhang. Krenn engagiert sich in Bereichen, die man als "soziale Problemzonen" bezeichnen könnte. Bereiche des gesellschaftlichen Lebens, die oft starke Widerstände hervorbringen. Genau das reizt Krenn, wenn er an "Outcasts" denkt, denen in diesem reichen Land nicht gar zu gerne Raum gegeben wird. Das Bearbeiten von Widerständen.

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Genau DAS ist ja das Problem. Dieser Widerwillen einer Gesellschaft, ihre eigenen "Randzonen" zu akzeptieren. Die genau deshalb Randzonen sind, weil es einen Katalog von Problemen gibt, die als "nicht gesellschaftsfähig" gelten. Wie auch immer! Wo "offizielle Stellen" gelegentlich verreiben, bringt Krenn Dinge in Fluß. Um möglichst allen Beteiligten einen günstigen Ausgang zu eröffnen. (Wofür er den "Menschenrechtspreis des Landes Steiermark" [LINK] erhielt.)

Das Plauderstündchen mit ihm fand ich vor allem darin anregend, daß er eine völlig unsentimentale Einstellung zu Problemlagen hat. "Geht nicht heißt eigentlich: Ich kann nicht." Das solle man sich klar machen. Lösungen würden sich keinesfalls erzwingen lassen. Weshalb man darauf achten solle, langen Atem zu haben, um dann ansetzen zu können, wenn Wege sich öffnen ließen. "Nie was mit Krampf", sagt er. Und wie lassen sich Dinge bewegen? Die Welt habe zwei Grundsituationen, sagt er: "Kaufen und verkaufen." Wenn die einen nicht haben möchten, was die anderen anbieten können, werde man nicht zusammenkommen.

Cut!

Marina Grznic (auf dem Foto rechts), hier im Gespräch mit Mihael Milunovic, ist Videokünstlerin. Und eine profilierte Theoretikerin, die zur Zeit in Wien lehrt. In ihrem Vortrag im "forum stadtdpark" hat sie den Schauspieler Bill Murray ins Blickfeld gerückt.

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Der in zwei Filmen "die Abstraktion der absoluten Leere und Hohlheit" vorführen würde. (Sofia Coppolas "Lost in Translation" und Jim Jarmush's "Broken Flowers".) Grznic nannte diese Beispiele als Exempel für etwas, das sie auch im internationalen Kunstgeschehen feststelle. Worin der Kapitalismus gewissermaßen die Kreativität gekidnappt und für sich funktionlisiert habe. Murray zeige uns jemanden, der auf zynische Art mit niemandem mehr Kommunikation suchen würde.

Marktsituationen, Deals und Abhängigkeiten ... während diese Gesellschaft eine permanente Verkleinerung von öffentlichem Raum zuläßt, der von privaten Companies übernommen wird ... Eine Situation, von der Igor Stromajer annahm, man müsse sie wohl, so unangenehm sie sei, hinnehmen. Das sei nicht zu ändern.

Wozu ich mir denke, die Situation ist irgendwie auch nicht radikaler als 1848, da die Erbuntertänigkeit endete, die adelige und klerikale Grundherrschaft also eine völlige Neuordnung der "Raumsituation" hinzunehmen hatte. Wenn demnach private Companies in der Sache zu weit gehen, steht uns jederzeit ein Ringen um ein "neues 1848" offen.

Die soziale Distanz zwischen Company und einzelnen Bürgern dürfte kaum größer sein als es jene zwischen Herrschaft und Untertanen gewesen ist. So what!

Cut!

Ich habe gestern angedeutet, daß mir zum Auftakt des jugoslawischen Sezessionskrieges ein paar Angelegenheiten in einem klärungsbedürftigen Dunkel lägen. Zum Beispiel bezüglich des Sezessionsprozesses von Slowenien und Kroatien. Wozu mir folgender Vergleich mit der BRD naheliegend erscheint.

Deutschland hat, die wirtschaftlichen und kulturellen Folgen sind allgemein im Gespräch, in der Wiedervereinigung mit der vormaligen DDR zu einer Gesamtsituation gefunden, die von horrenden Kosten, erheblichen sozialen Spannungen und nennenswerten Strukturproblemen handelt.

Nehmen wir nun an, in Bayern würde die Landeregierung sagen: Wir sind historisch als Staat wesentlich älter als diese Bundesrepublik. Dieser ganze Osten ist eine Bürde, auf die wir tüchtigen Leute pfeifen. Wir sind fleißig, wir sind katholisch, wir sind europäisch. Bayern trennt sich von der Bundesrepublik Deutschland. Macht ihr Protestanten und Heiden doch was ihr wollt, WIR haben diese Sorgen ja nicht. Danke Österreich! Eure Anerkennung hilft uns sehr.

Wie würde die "westliche Welt" darauf reagieren? Wie würde das völkerrechtlich hinkommen? Wie bald wäre Bayern, nach diesem Entschluß, ein eigener Staat und Mitglied der EU? Ist das überhaupt realistisch? Ich denke, das würde Bayern nicht durchkriegen.

Kroatien und Slowenien haben am 25. Juni 1991 ihren Austritt aus der Föderation erklärt. Am 23. Dezember des gleichen Jahres hatten beide Staaten ihre eigene Landesverfassung. Innerhalb eines Monats darauf bekamen Slowenien und Kroatien die internationale Anerkennung als Nationen. Erstaunlich!

Wenn heute vor allem Serbien als Aggressor im Fokus steht und die Annahme eines Weges zu einem "Großserbien" als Hauptthema dieses Krieges erscheint, dann berührt das zwar belegbare Vorgänge, auch unbestreitbare Taten auf serbischer Seite. Aber es erklärt keinesfalls die Sezession und die Schlachten, von denen sie begleitet wurde.

[Balkan-Reflex]

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14•06