7. März 2006
Ist doch markant. Voller Saal. Da verschiedene
Planungsversionen für Veränderungen des Stadtzentrums von Gleisdorf zur Debatte stehn.
Ich hab in der "Krone" gerade gelesen, daß ein Alois Mann der Meinung ist, die
Menschen seien "politmüde". Wie sollten sie?
Wenn Funktionstragende der Politik gelegentlich einen
Rahmen bieten, in dem die Angelegenheiten der Politik zur Diskussion stehen, wenn man das
nicht als Mühe, als Erschwernis seiner Arbeit begreift, sondern als etwas
Unverzichtbares, das Demokratien prägen soll, dann scheint keinerlei Müdigkeit
aufzufallen.
Vor rund einem
Jahr hab ich einen ähnlich vollen Saal erlebt. Als die vier Fraktionen der Stadt sich
den Gemeinderatswahlen stellten. Nein, "Politikmüdigkeit" scheint nichts zu
sein, was man den Menschen dieses Landes vorhalten könnte. Wenn jemand solcher
Situationen müde ist, dann eher Leute auf der Funktionärsseite.
Ich fände es spannend, wenn es solche Treffen mindestens
vierteljährlich gäbe ...
Cut!
"Wir erhoehen Ihre
Linkpopularitaet"
So lautete ein Spam-Subject in meinem Postfach. Wobei mir
empfohlen wurde, meine Website für diverse Suchmaschinen optimieren zu lassen.
Bemerkenswerte Wortschöpfung ...
Cut!
Die vaterländische FPÖ hat nun ihr Volksbegehren in Gang,
dessen Titel "Österreich bleib frei" weiterer Stoff zu den Träumen derer ist,
die von der Welt nichts wissen wollen. Vom Stand und vom Lauf der Dinge, von historischen
Vorbedingungen ... auf der Website der FPÖ
Kärntens fand ich grade diesen Button, der die völlig ahistorische Position der
Vaterländischen illustriert. Als ginge es um Illusionen.
|
Als wäre nicht etwa
das k.u.k. Österreich des Hauses Habsburg mehr als ein halbes Jahrtausend multiethnisch
gewesen. Und so ganz nebenbei: Als Stabschef Conrad v. Hötzendorf endlich seinen heiß
ersehnten Präventivkrieg gegen Serbien bekommen hatte, mit dem er in der Folge die Firma
seines Herrn, eben das Haus Habsburg, versenkte, war dieses k.u.k. Österreich gerade der
zweitgrößte slawische Staat der Welt ... nach Rußland. |
In der "Kronen Zeitung" promotet man das Volksbegehren auf dezente Art.
Zum Beispiel, indem man Leserpost mit gleich klingendem Titel ins Blatt rückt. Da wird
vorgehüpft, was zwar nicht erst mit dem Kalten Krieg in unsere Welt kam, da aber für
meine Generation frisch ausgekocht wurde: Polarisierung in simplen Feindbildern. Die so
plausibel klingen, jedoch keiner Prüfung standhalten.
|
Absender Heinrich
Kessler aus Karlstein vergißt in seiner Stellungnahme zu erwähnen, daß unsere Eltern,
die den Schutt wegräumen mußten, die aufbauen durften, den Dreck, den Weltenbrand selbst
verursacht hatten. Wir waren die erste Aggressoren
gewesen. Also jene Täter und Täterinnen des verbrecherischen Regimes, in dessen
Rechtsnachfolge auch Österreich steht. Um der sehr populären Unschärfe vorzugreifen:
"wir" ist dabei eine metaphorische Ableitung.
Wir, die Kinder, tragen keine Schuld. Aber wir tragen
Verantwortung. Für die Konsequenzen. Eine Bürde, die uns westliche Alliierte seinerzeit
sehr engagiert erleichtert haben. |
In solchen Schilderungen wird ja gerne
unterschlagen, wie viel an AUSLÄNDISCHEN Mitteln in diesen Wiederaufbau floß. Wovon die
Budgets des Marshall-Plans nur die geläufigsten sind.
Was aber noch lieber unterschlagen wird: Unser aller Profit
aus Zins und Zinseszins von geraubten Gütern. Auf das, gerade mal die letzten 60 Jahre
betreffend, vergißt Herr Kessler. Aber unvergessen sind ihm die "zwei erfolglosen
Türkenbelagerungen". Die er als gute Gründe für seine Ansichten nennt. (Siehe den erweiterten Ausschnitt!)
Das meint die erste um 1529 und die zweite um 1683, beide
vor Wien. (Da wundern wir uns, wenn serbische Nationalisten die Schlacht am Amselfeld von
1389 für gegenwärtige Positionen strapazieren.)
Kessler erwähnt dann noch "das Großkapital" und
die USA, deren angebliche Intention es sei, Europa zu islamisieren.
"Großkapital" ist hier wohl eine Unterstellung, die "das Judentum"
meint. (Solche antisemitischen Stereotypen haben bei und Tradition.) Und die USA sollen
uns also nun den Islam auf den Hals wünschen, nachdem sie mit Ende des Zweiten
Weltkrieges ein erhebliches Vermögen investiert haben, um Österreich auf der Seite
westlicher Demokratien zu fixieren. Sehr schlau. Sehr einleuchtend.
Schon klar, daß diese in sich völlig unschlüssige
Auffassung in die Vorstellung mündet, das christliche Abendland sei dem Untergang
geweiht. Was es unausweichlich wäre, wenn Leute wie dieser Herr das Sagen hätten ...
[Wir
Kinder des Kalten Krieges]
[kontakt] [reset] |