20. Februar 2006 Ach!
Kolleritsch und Handke lachen einander an. Literaturhaus-Chef Melzer lacht mittendrein.
Frischmuth lacht nebenher. So featured die "Kleine Zeitung" jene Geselligkeit,
die mich nun seit ein paar Tagen bewegt. Die Ausgabe vom Samstag lieferte eine ergreifende
Headline:
"Der Prometheus der
Literatur"
Beunruhigend ist daran eigentlich nur die Nennung der
Quelle. Ausgerechnet Willi Hengstler soll das gesagt haben. Der seinerzeit nicht müde
wurde, sich selbst ein "soziales Monster" zu nennen. Und den mit Kolleritsch
mindestens das Fiasko "Jack Unterweger" verbindet. Ist der Willi also keusch
geworden, mild im Herzen, daß er einem Kollegen unterstellt, dieser würde die Götter
berauben, um den Menschen Licht und Wärme zu bringen.
Es tun sich
herzzerreißende Aspekte literarischer Leben auf, wenn einer 75 Jahre alt geworden ist.
Ganz erstaunlich ist einmal mehr R. P. Gruber, dem Klarheiten über des Leben und Sterben
nachgesagt werden. Ihn zitiert man wie nebenstehend. (Innerhofer, Innerhofer, wer war denn
das bloß?) |
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Was Gruber hier ausposaunt, ist natürlich
sentimentales Geschwurbel. Da ich gestern das
"falso loco"-Datum in meinen Chroniken gesucht hatte, habe ich mich dabei an
Peter Köck erinnert. Weil ich hier etliche Fotos von ihm habe.
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Dieses mag ich
besonders gerne. Weil er darauf gerade nach seiner Trompete greift. Köck war in der Tat
gerade in Wien, als er starb. "Ich bin ein ontologischer Trinker", hat er mir
einmal gesagt, "ich kann nur entscheiden, ob es schnell oder langsam gehen
soll." Das hatte, wie man annehmen darf, mit den
Gegebenheiten in Graz einiges zu tun. (Aber das könnte man der Stadt natürlich nicht
ankreiden. Und Gruber sagt eh, es war alles ganz anders.)
Also, Kolleritsch ist 75, Köck ist tot, Innerhofer auch,
und Gruber sagt komische Sachen. Hengstler auch. |
Na, was soll's, Damen und Herren, hoch die
Tassen! Aber was geht mich das eigentlich an? Gar nichts. Immerhin war's dafür gut,
wieder mal an Köck zu denken. Mit einem zärtlichen Anflug für diesen gutmütigen und
poetischen Trinker, der weder Rebell noch Lichtbringer sein mochte.
Damit hier keine zu trübe Stimmung aufkommt, ein kleiner,
energischer Themenwechsel. Denn "Sacher"-Ladyboss Elisabeth Gürtler sagt, wie
es ist.
Wenn man etwa für
den Opernball verantwortlich zeichnet. Im Magazin "WOMAN" kann man überdies nachlesen, worum es im Lande nun
eigentlich geht .... Paßt? Paßt! Cut!
Man liest und hört auch allerhand über den sogenannten
"Karikaturenstreit". Streit? Schmarrn! Neuerdings werden in Afrika einzelne
Mitglieder einer christlichen Minderheit von aufgebrachten Muslimen totgeschlagen. |
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Weil sich die Muslime, so heißt es, über
die depperten Karikaturen aus Dänemark gar nicht mehr einkriegen. Dabei erstaunt mich,
daß Medienleute diesen Zusammenhang ernsthaft aufrecht erhalten. Bin ich hier der
Dorfdepp?
Was soll denn das mit dänischen Karikaturen zu tun haben,
wenn in Afrika ein Mob ihm unliebsame Menschen totschlägt? Was haben denn Brandanschläge
auf Botschaften mit der Vorstellung von einem Streit zu tun?
Da muß man sich doch aus dem behaupteten Zusammenhang
herausnehmen. Wenn die Rede darauf kommt. Um zu beharren: Hier ist nicht von Karikaturen
die Rede. (Aber wovon?)
Wie ich auch bestaune, woher man den Begriff
"gemäßigte Muslime" nimmt. Wo liegt denn dabei die Norm? Muß man nicht von
Muslimen sprechen? Neben denen es auch den Mob, Hooligans und Mörder gibt? Deren Berufung
auf den Islam doch da wie dort als nichtig erklärt sein muß. Was also sollen
"gemäßigte Muslime" sein?
Sehr beunruhigend, was da alles unter einem Thema
subsummiert ist. Statt das mal auseinander zu klauben. Um zu prüfen, welche Themen hier
nun auf dem Tisch liegen.
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