19. Februar 2006

In meinem Eintrag vom 17.2. hab ich rhetorisch gefragt: "Aber wie soll ich mir den Peter Vujica vorstellen?" Ich kann mir den eh ganz gut vorstellen. Aufgrund einer netten Episode. Da Vujica Intendant des "steirischen herbstes" gewesen ist. Und ich dort mein "herbst"-Debut hatte. Als Roadie. Als Bühnenarbeiter und Kartenabreißer. Das spielte sich auf dem Grazer Schlachthof-Gelände ab. Zu Zeiten, wo Heimo Steps noch Jazz-Promotor gewesen ist. Zugleich gab es im Inneren des Grazer Schloßberges eine Architektur-Ausstellung. (Ich meine mich an einen enorm langen, schwebenden Balken von Klaus Kada zu erinnern.)

Der Zugang zum Stollen im Schloßberg war von zwei hohen Zylindern flankiert, die aus Metallgittern bestanden. Gefüllt mit großen Steinen. Diese Türme sollten ein Stück versetzt werden. Was verlangte, sie aufzuschneiden, die Steine herauszuschaffen, die Gitterkörper zu verrücken und erneut zu befüllen.

Also schnitt jemand mit der Flex je eine große Luke in die Dinger und ich begann mit dem Herausschlichten der Steine. Arbeitshandschuhe waren nicht verfügbar. Wie es überhaupt andauernd an diesem und jenem gemangelt hatte. Von den Schnitten mit der Trennscheibe waren am Metall Grate geblieben, die wie Skalpelle wirkten. Ich stach mir eine Serie kleiner Wunden.

Als ich schon ermüdet war, drückte mir das Gewicht eines Steines die rechte Hand auf so einen Grat, eine klaffende Wunde war die Folge und ich blutete wie eine angestochene Sau. Es war bloß ein kurzer Weg in das Palais Attems, wo der "herbst" sein Büro hat. Den anwesenden Damen war die Sauerei, die ich verursacht habe, offenbar eine zu große Zumutung. Ich blieb also schnell allein, kein Verbandszeug, kein tröstlicher Zuspruch ... nichts.

Ich habe Vujica stets in hellen Anzügen in Erinnerung. Er fand mich zufällig, bat mich in sein Büro, bot mir einen Drink an und regelte die Sache. So darf man sich also den Vujica vorstellen. Daß er sich auch um unangenehme Dinge kümmert. Ist demnach jemand, an den ich gerne denke. Obwohl das keine rasend aufschlußreiche Geschichte ist.

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Ich hab nun in meinen Chroniken nachgesehen. Das war im Jahr 1984 gewesen. Helmut Eisendle, der inzwischen verstorben ist, hatte die Steiermark schon verlassen ... wir Welpen waren sicher, nun sei "unsere Zeit" im kommen. Davon erzählt das aktuelle Abfeiern der gealterten Granden aber nichts. Ergo: es kam ganz anders.

Was ja vielleicht die gute Nachricht ist ...

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