7. Februar 2006

log628b.jpg (18483 Byte)

Na klar! Klar war da die Frage, was denn hier nun die Kunst und wie, weil Kunst  ... nein! "Langsamkeit: Stahl schneiden" [LINK] ist KEIN Beispiel für Kunst gewesen, hat kein Kunstwerk hervorgebracht, war auch von Anfang an nicht als ein künstlerischer Akt intendiert, konzipiert, avisiert.

Aber! Was Menschen in der Gemeinschaft ausmacht, sind nicht nur zweckrationale Vorgänge. Sondern auch das gemeinsame Erzeugen und Pflegen von Bedeutungen. Was sich über Gesten und über Abläufe ritueller Art ausdrücken kann. Sowas kann der Kunst zwar Wege ebnen, ist aber selbst noch keine. Das war nicht nur in unserer vorbereitenden Korrespondenz behandelt:

Von: Q
Datum: Montag, 23. Jänner 2006 14:11
An: krusche
Betreff: Re: :-))

ich hoffe dir is klar das ich kein künstler bin

Q

Allerdings ist das gesamte Projekt ein künstlerisches. In das ich ein Stück realer Arbeitswelt herein verzweigt habe. Eines von besonders magischer Art. Denn Stahl bearbeiten zu können ist seit Jahrhunderten mit besonderen Zusammenhängen verknüpft. Es ist sinnlich ein sehr komplexes Ereignis. Das mit der Geste der Zubereitung und dem Geruch von frischem Kaffee vermischt war. Zu dem jemanden einzuladen ja auch kein Ereignis der Kunst ist. Aber ein kulturell sehr aufgeladenes Motiv. Nachdem sich im Singen der Trennscheibe eine menschliche Stimme erhoben hatte, die (wie schon erwähnt) zu Arvo Pärts "Miserere" gehörte, von Gubo eingespielt, den man im getrigen Eintrag auf dem Tisch hocken sieht  ... all das, Gesten und Bedeutungen aus vielen Jahrhunderten, in so einen Moment zusammengeführt, da kann die Kunst ruhig Pause machen. Da sind die BEDINGUNGEN von Kunst mehr als präsent.

log628c.jpg (20146 Byte)

Daß freilich der Ort des Geschehens ein realer Keller ist, einer Krypta gleich, daß sich aus dem gesamten Setup einzelne Elemente von Weihesituationen leicht entschlüsseln lassen, fällt an der Gesamtansicht bestimmt auf. So ist das Prophane auf eine ganz vorsätzliche Art inszeniert ...

Cut!

Die Warnung kam schon in der Vorwoche. Attacken aus dem Web seien im Anrollen. Offenbar ist man rundum längst besser gerüstet. Detaillierte Informationen, Warnungen, vielfältige Abwehrmaßnahmen ... also habe ich schon gelauert. Und als es plötzlich geschah, eine fragwürdige Sendung im Posteingang, war da dieses Gefühl: "Jö schau!"

Ausgrechnet mit dem Absender "Galeriekunstbuero". Wie nett! Branchenbezogene Sache. Ein 684 Byte kleiner Zip-File im Anhang. Was da wohl gezippt werden wollte? Naja, ein Fall für die Löschtaste:

"Subject: Nachricht wurde desinfiziert : price"

Cut!

Von Carlos Katastrovsky erhielt ich einen hinreißenden Tip, durch den sich repressiv gelaunte Leute auftrainieren können ... Während wenn mein "Verfolger" inzwischen ermattet ist und mir im Moment keine Sorgen macht, ist es doch nett, nachzulesen, wie das so geht:

hallo martin,
da hab ich eine empfehlungsliste für deinen verfolger entdeckt ...  vielleicht hilft das seine überzeugungskraft zu verbessern:
http://www.chrhuck.ch/gstxt/populisten.html

lg
carlos

Ich war übrigens so frei, eingegangene Beschimpfungen und Befunde ein wenig zu ordnen: "Punch!" Derlei sollte nicht gering geschätzt werden. Auch Diffamierung ist Zuwendung in dieser oft sehr kalten Welt ...

Cut!

Steine und Brandsätze gegen die Botschaft Österreichs. Andere Botschaften wurden ebenfalls attackiert. Es gibt die ersten Toten. Da hat also manches islamisch geprägte Land erhebliche innenpolitische Probleme. Denn orientalische Rechtsstaatlichkeit läßt das Anzünden fremder Häuser gewiß nicht zu, bloß weil sich jemand gekränkt fühlt. Daß außerdem Regierungen nicht in der Lage sind, Botschaften verläßlich zu schützen, also den Gast im Lande, heißt ja, mit barbarischen Zuständen liebäugeln.

Ich vermute, daß es keiner Regierung der Welt längerfristig nützen kann, den Mob für außenpolitische Agenda zu aktivieren, um sich für zuhause Stabilität zu holen. Wie wenig das funktioniert und für die Promotoren solcher Verfahrensweisen kontrollierbar bleibt, werden die nächsten Wochen sicher zeigen.

Es heißt, es gebe auf dieser Welt rund 1,4 Milliarden (!) Muslime. Die aktuellen Unruhen sind also gewiß keine gesamtislamische Angelegenheit. Denn wer wollte behaupten, der Großteil dieser Zahl sei nun gegen Europa aufgebracht? Davon kann keine Rede sein. Aber populistisches Geschwätz scheint eine globale Kategorie der Politik zu sein. Wir werden uns vermutlich zu fragen haben, in was Europa da verwickelt ist und auf welche Probleme diese Unruhen zu antworten behaupten.

Immerhin hat sich inzwischen herumgesprochen, daß Dänemark zur Zeit eine höchst brutale Einwanderungspolitik pflegt. Begleitet vom Konzert sehr gehässiger "Ausländerdebatten". Georg Hoffmann-Ostenhof zitierte im aktuellen "profil" die Chefin der regierenden Rechtspartei: "Es gibt nur eine Zivilisation, und das ist die unsere."

Ein idealtypisches Beispiel für jene eurozentristische Arroganz, von der die Erfahrungen Menschen aus anderen Kulturen mit uns schon Jahrhunderte geprägt sind. Da stehen einander die strukturelle Gewalt, von der solches Geschwätz erzählt, und Waffengewalt, die darauf antwortet, in Augenhöhe gegenüber. Beides unerträglich, dumm und aussichtslos.

Im Augenblick wird sogar schon die Empfehlung Europas an Muslime kolportiert, man müsse nun mal Gerichte bemühen, wenn Unstimmigkeiten bestünden, man könne doch nicht auf die Straße gehn. Das finde ich sehr lustig.

Eingedenk des Landeshauptmannnes Kärntens, der uns sowas vorhupft. Indem er eine Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes nicht per Berufung beantwortet. Sondern das Gericht in der "Ortstafelfrage" lauthals als rechtsbrecherisch behauptet und durch Mobilisierung der Bevölkerung zurückzuweisen versucht. Wir sind also in diesem "Practise what you preach!" noch nicht ganz fit ...

Natürlich sind jene am auffälligsten, die brüllen, Radau schlagen, Menschen verprügeln, Häuser anzünden ...

Aber da sind eben auch ganz andere Köpfe. Unter den 1,4 Milliarden Muslimen dieser Welt.

Wie etwa der arabische Autor Baha Al-Musawi, der unter anderem in "Al Jazeera" publiziert. Der Fragen stellt, wie man sie hier rechts sieht. (Quelle: "Der Standard")

log628a.jpg (21707 Byte)

[kontakt] [reset]

6•06