7. Februar 2006
Na klar! Klar war da die Frage, was denn hier nun die Kunst
und wie, weil Kunst ... nein! "Langsamkeit: Stahl schneiden" [LINK] ist
KEIN Beispiel für Kunst gewesen, hat kein Kunstwerk hervorgebracht, war auch von Anfang
an nicht als ein künstlerischer Akt intendiert, konzipiert, avisiert.
Aber! Was Menschen in der Gemeinschaft ausmacht, sind nicht
nur zweckrationale Vorgänge. Sondern auch das gemeinsame Erzeugen und Pflegen von
Bedeutungen. Was sich über Gesten und über Abläufe ritueller Art ausdrücken kann.
Sowas kann der Kunst zwar Wege ebnen, ist aber selbst noch keine. Das war nicht nur in
unserer vorbereitenden Korrespondenz behandelt:
Von: Q
Datum: Montag, 23. Jänner 2006 14:11
An: krusche
Betreff: Re: :-))
ich hoffe dir is klar das ich kein künstler bin
Q
Allerdings ist das gesamte Projekt ein
künstlerisches. In das ich ein Stück realer Arbeitswelt herein verzweigt habe. Eines von
besonders magischer Art. Denn Stahl bearbeiten zu können ist seit Jahrhunderten mit
besonderen Zusammenhängen verknüpft. Es ist sinnlich ein sehr komplexes Ereignis. Das
mit der Geste der Zubereitung und dem Geruch von frischem Kaffee vermischt war. Zu dem
jemanden einzuladen ja auch kein Ereignis der Kunst ist. Aber ein kulturell sehr
aufgeladenes Motiv. Nachdem sich im Singen der Trennscheibe eine menschliche Stimme
erhoben hatte, die (wie schon erwähnt) zu Arvo Pärts "Miserere" gehörte, von
Gubo eingespielt, den man im getrigen Eintrag auf
dem Tisch hocken sieht ... all das, Gesten und Bedeutungen aus vielen Jahrhunderten,
in so einen Moment zusammengeführt, da kann die Kunst ruhig Pause machen. Da sind die
BEDINGUNGEN von Kunst mehr als präsent.
Daß freilich der Ort des Geschehens ein realer Keller ist,
einer Krypta gleich, daß sich aus dem gesamten Setup einzelne Elemente von
Weihesituationen leicht entschlüsseln lassen, fällt an der Gesamtansicht bestimmt auf.
So ist das Prophane auf eine ganz vorsätzliche Art inszeniert ...
Cut!
Die Warnung kam schon in der Vorwoche. Attacken aus dem Web
seien im Anrollen. Offenbar ist man rundum längst besser gerüstet. Detaillierte
Informationen, Warnungen, vielfältige Abwehrmaßnahmen ... also habe ich schon gelauert.
Und als es plötzlich geschah, eine fragwürdige Sendung im Posteingang, war da dieses
Gefühl: "Jö schau!"
Ausgrechnet mit dem Absender "Galeriekunstbuero".
Wie nett! Branchenbezogene Sache. Ein 684 Byte kleiner Zip-File im Anhang. Was da wohl
gezippt werden wollte? Naja, ein Fall für die Löschtaste:
"Subject: Nachricht wurde
desinfiziert : price"
Cut!
Von Carlos
Katastrovsky erhielt ich einen hinreißenden Tip, durch den sich repressiv gelaunte
Leute auftrainieren können ... Während wenn mein "Verfolger" inzwischen
ermattet ist und mir im Moment keine Sorgen macht, ist es doch nett, nachzulesen, wie das
so geht:
hallo martin,
da hab ich eine empfehlungsliste für deinen verfolger entdeckt ... vielleicht hilft
das seine überzeugungskraft zu verbessern:
http://www.chrhuck.ch/gstxt/populisten.html
lg
carlos
Ich war übrigens so frei, eingegangene Beschimpfungen und
Befunde ein wenig zu ordnen: "Punch!" Derlei sollte nicht gering geschätzt werden. Auch
Diffamierung ist Zuwendung in dieser oft sehr kalten Welt ...
Cut!
Steine und Brandsätze gegen die Botschaft Österreichs. Andere
Botschaften wurden ebenfalls attackiert. Es gibt die ersten Toten. Da hat also manches
islamisch geprägte Land erhebliche innenpolitische Probleme. Denn orientalische
Rechtsstaatlichkeit läßt das Anzünden fremder Häuser gewiß nicht zu, bloß weil sich
jemand gekränkt fühlt. Daß außerdem Regierungen nicht in der Lage sind, Botschaften
verläßlich zu schützen, also den Gast im Lande, heißt ja, mit barbarischen Zuständen
liebäugeln.
Ich vermute, daß es keiner Regierung der Welt
längerfristig nützen kann, den Mob für außenpolitische Agenda zu aktivieren, um sich
für zuhause Stabilität zu holen. Wie wenig das funktioniert und für die Promotoren
solcher Verfahrensweisen kontrollierbar bleibt, werden die nächsten Wochen sicher zeigen.
Es heißt, es gebe auf dieser Welt rund 1,4 Milliarden (!)
Muslime. Die aktuellen Unruhen sind also gewiß keine gesamtislamische Angelegenheit. Denn
wer wollte behaupten, der Großteil dieser Zahl sei nun gegen Europa aufgebracht? Davon
kann keine Rede sein. Aber populistisches Geschwätz scheint eine globale Kategorie der
Politik zu sein. Wir werden uns vermutlich zu fragen haben, in was Europa da verwickelt
ist und auf welche Probleme diese Unruhen zu antworten behaupten.
Immerhin hat sich inzwischen herumgesprochen, daß
Dänemark zur Zeit eine höchst brutale Einwanderungspolitik pflegt. Begleitet vom Konzert
sehr gehässiger "Ausländerdebatten". Georg Hoffmann-Ostenhof zitierte im
aktuellen "profil" die
Chefin der regierenden Rechtspartei: "Es gibt nur eine Zivilisation, und das ist die
unsere."
Ein idealtypisches Beispiel für jene eurozentristische
Arroganz, von der die Erfahrungen Menschen aus anderen Kulturen mit uns schon Jahrhunderte
geprägt sind. Da stehen einander die strukturelle Gewalt, von der solches Geschwätz
erzählt, und Waffengewalt, die darauf antwortet, in Augenhöhe gegenüber. Beides
unerträglich, dumm und aussichtslos.
Im Augenblick wird sogar schon die Empfehlung Europas an
Muslime kolportiert, man müsse nun mal Gerichte bemühen, wenn Unstimmigkeiten
bestünden, man könne doch nicht auf die Straße gehn. Das finde ich sehr lustig.
Eingedenk des Landeshauptmannnes Kärntens,
der uns sowas vorhupft. Indem er eine Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes nicht per
Berufung beantwortet. Sondern das Gericht in der "Ortstafelfrage" lauthals als
rechtsbrecherisch behauptet und durch Mobilisierung der Bevölkerung zurückzuweisen
versucht. Wir sind also in diesem "Practise what you preach!" noch nicht ganz
fit ... Natürlich sind jene am auffälligsten, die
brüllen, Radau schlagen, Menschen verprügeln, Häuser anzünden ...
Aber da sind eben auch ganz andere Köpfe. Unter den 1,4
Milliarden Muslimen dieser Welt.
Wie etwa der arabische Autor Baha Al-Musawi, der unter
anderem in "Al Jazeera" publiziert. Der Fragen stellt, wie man sie hier rechts
sieht. (Quelle: "Der Standard") |
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