22. Jänner 2006 Mein Dämon Vogeltanz. Ist einerseits grade
in einem serbischen Magazin ("Reporter") gedruckt worden. Hat andrerseits auf
das gestrige Fraeulin-Zitat, wonach die Kunst links sei, geschrieben:
"kunst ist weder "links" noch
"rechts". kunst ist kunst, freunde. alles andere wäre propaganda, didaktik oder
programmatik. kunst sollte, wenn ..."
Die im "Reporter" gedruckte Vogeltanz-Arbeit
über Tanja Ostojic kann man übrigens HIER
downloaden. Sein Statement, was Kunst sei und was nicht, befindet sich zur Gänze HIER.
Ich bin ja schon froh, daß aus der steirischen
"Szene" überhaupt etwas zum Thema Kunst und ihren Bedingungen laut
wird. Denn mindestens die "Ostojic-Geschichte" hat deutlich gemacht, wie sehr man von
Medienkonzernen und politischen Parteien her wieder bereit ist, das Feld
"Öffentlichkeit" aufzurollen, zu dominieren. Und möglicherweise in einer Art
"Reconquista" freizuräumen, dabei Kunstschaffende an die Wand zu schlagen.
Ich stelle fest: Bis heute noch immer keine Zeichen, den
Ball aufzunehmen und in die Debatte der Themen einzusteigen. Einzige Ausnahme "forum stadtpark", dessen Vorsitzender
Anton Lederer nicht nur die umstrittene Arbeit von Ostojic zeigt, sondern eine
Veranstaltung zum Thema avisiert hat.
Cut!
Ich bin übrigens so frei, "Die Kunst" für einen
Gegenstand der Transzendenz zu halten. Für etwas sinnlich nicht Erfahrbares.
Glaubensgegenstand? Fokus von Ahnungen? Ich dümple da eher im Kielwasser von Gombrich,
der Kunstwerke und Kunstschaffende auszumachen meint, die Kunst selbst aber für etwas
Verborgenes hält.
Das geht mir in eine angenehme Richtung. Das Transzendente
bleibt dabei eben ... unfaßbar. Konkrete Werke können verhandelt werden. Sie sind
Phänomene, an die man Kriterien anlegen kann. Ja! Auch Kriterien mögen verhandelt
werden. Eben. Das sind ja keineswegs "eherne Gesetze".
Dann wären da noch die Kunstschaffenden selbst. Die
überdies Bürgerinnen und Bürger eines Staates sind. Also, günstigstenfalls, politische
Wesen. Man ahnt ... auch diese Position ist laufend für Debatten gut ...
Da sieht man dann durchaus, daß hier eine steirische
Lokalgröße der Kunst für die Christlichsozialen Wahlwerbung macht, dort eine bundesweit
anerkannte Größe für die Sozialdemokratie. Im Feld der Grünen seh ich solches
Auftreten nicht. Und daß für die vaterländischen Parteien sich Kunstschaffende
exponieren würden, ist mir nicht erinnerlich.
Aber wenn ein Kulturstadtrat beklagt, das Kunstfeld sei ihm
zu sehr links aufgestellt, weist uns das darauf hin, daß die Politik den Bereich Kunst
als Manövrierfeld betrachtet. Keine neue Erkenntnis. Bloß, es müßt halt offen liegen
dürfen ...
Cut!
Codes. Zeichensysteme. Vokabulare der Inszenierungen. Unser
aller Alltag ist von solchen Systemen durchdrungen. Beispiel. Im Mittelalter wurden manche
Botschaften auf die Leiber der Menschen übertragen. Heute sind diese Codes noch als
Metaphern in Gebrauch. Wie etwa das "Schlitzohr". Was daher rührt, daß eine
Gerichtspraxis versunkener Zeiten vorsah, überführten Betrügern die Ohren zu schlitzen.
Wodurch man unübersehbar gezeichnet, markiert war.
Heute dürfte unsere Gerichtsbarkeit solche Markierungen
nicht mehr anbringen. (Wir kennen neue Formen der Stigmata.) Aber wer an Tätowierungen
und Piercings denkt, sieht, wie wir selbst mitunter solche Codes einsetzen und
interpretieren.
In meinen Jugendtagen galt ein "Peckerl", eine
Tätowierung, als Hinweis, daß man es mit einem Knasti oder einer Hure zu tun habe. Was
natürlich eher eine Zuschreibung als eine verläßliche Information gewesen ist.
Tattoos haben sich auf dem Weg über Jugendkulturen längst
durchgesetzt. Und werden mitunter auch von ganz "braven Leuten" als ein Stück
Verruchtheit oder prickelnder Körperschmuck angenommen. Selbst einfache Piercings sind
diesen Weg gegangen.
Was ich für einen der Gründe halte, warum man in
subkulturellen Bereichen immer härtere Verianten findet. (Unlängst sah ich einen
Youngster mit einer spannenlangen Stahlnadel im Nacken.) Denn je weiter die
"Braven" in solchen Ausstattungen vordringen, desto weiter hängen sich die
Freaks aus dem Fenster.
Andere Accessoires von Inszenierungen sind gut eingeführt
und werden von höchst profitablen Industriezweigen vermarktet. Wie beispielsweise
amerikanischen Macho-Maschinen. Dazu morgen ein paar weiterführende Takte ... Im
Zusammenhang mit dem "Gouvernator", der hierzulande von vielen Menschen
offemnbar angeschwärmt wird, wie einst die völlig aussichtslosen Dienstmädchen den
besser gestellten jungen Herrn entgegenschmachteten.
Es ist eine Geschichte der Aufstiegswütigen, die über
genau jene Inszenierungen zu laufen bereit sind, wie sie in den präfaschistischen
Dispositionen zu Beginn des 20. Jahrhunderts Geschichte gemacht haben. (Was man in
Leserbriefspalten vor allem der "Kronen Zeitung" gut nachlesen kann.)
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