23. November 2005

Es wäre zu österreichisch und dennoch unsinnig, sich über Dinge zu beklagen, von denen man sich nicht trennen möchte. Manchmal würde ich gerne klarer sehen, ob vieles, was man für "typisch österreichisch" hält, nicht auch in anderen Ländern als typisch wahrgenommen wird. Man müßte weitgereist sein.

Ich sehe grade nicht weiter als bis zum allernächsten Horizont, das bißchen Schnee macht den Eindruck als sei alles anders. Worüber wollte ich mich beklagen?

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Über die miesen Übertragungsraten im Web. Aber wozu klagen? Es ist seit Jahren der gleiche Schmarren, wenn man Videoübertragungen realisieren möchte. Wie oft habe ich es erlebt, daß ein Publikum die verfügbare Zeit im Slot zu wenigstens 80 Prozent nur den hektischen Akteuren zusieht, wie die an der Verbindung und den Geräten herumbasteln. Was während der restlichen 20 Prozent dann zu sehen bleibt, ist noch lahmer als eine animierte GIF-Grafik.

log565b.jpg (22502 Byte) So geschieht es oft. So geht es auch uns bei den Proben für das "Smoke in". Immerhin, die Verbindung Österreich-Schweiz bringt schon mal Ansichten, Philipp von "mathieu & molicnik" ist also im Bilde, von Marcus in Neuseeland hab ich noch nichts gesehn.

Bei einer Poesie-Performance mit Direktverbindung nach St. Petersburg haben wir im Vorjahr lokal (offline) ein Video projiziert und die Stimmen aus Rußland live über das konventionelle Festnetztelefon eingespielt: LINK.

Es hat völlig klaglos funktioniert. Das Publikum mußte uns bei keinen technischen Peinlichkeiten zusehen.

Das bedeutet letztlich, man sollte sich nicht mit ungeeigneten Werkzeugen abplagen, sondern das Ereignis auf das verfügbare System abstimmen..

So optiere ich für nächsten Samstag im Grazer "forum stadtpark" stark für die Kombination von "live vor Ort", Radio-Drama und lokaler Video-Projektion. Philipp hat schon einiges zu zeigen: LINK.

Cut!

Zum gestern mir geschenkten Satz von Dagmar Eberhardt erwähnte sie "Erfahrung als Erkenntniswert, den der Verstand fordert." Die Denkgeschäfte werden ja im Alltag gerne gering geschätzt, was ignoriert, daß selbst der schlimmste Tölpel ohne Denkgeschäfte nur hinterm Ofen hocken könnte und nichts zu tun hätte. Man muß ja schon theoriegeleitet handeln, um wenigstens seinen Kühlschrank nicht veröden zu lassen.

Ich bin froh, wenn sich andere Menschen recht inspiriert mit den Annahmen von Immanuel Kant herumschlagen, denn ich steh bei Kant schnell an allerhand Grenzen. Eberhardt schrieb: "Und weiters wird Erkenntnis als Tätigkeit der Verbindung von Anschauung + Begriffen (als Ideen) in der Reihe der Bedingungen von den wahrgenommenen und erkannten Gegenständen  'definiert'."

Warum muß man das wissen? Man muß nicht. Aber es nützt, sich die Bedingungen und Mechanismen der eigenen Arbeit gelegentlich klarer zu machen. Wobei wir eben aus solchen Überlegungen Anregungen beziehen.

Am Ende von Dagmars Mail stand ein ermutigendes "... hat man keine ahnung von Kant, auch kein Problem, dann versteht man's halt mit Mitteln des 'hausverstandes'..."

Das halte ich für eine sehr wesentliche Passage. Diese Freiheit, nicht jeder Komplexität folgen zu müssen, nach eigenem Ermessen die Ebenen der Zugänge zu wechseln, entläßt einen doch jederzeit aus der Neigung zu Dünkelhaftigkeit, falls einem die Leidenschaften anderer zu schwierig erscheinen.

Cut!

Ganz erstaunlich, zu welchen Thesen sich Menschen versteigen, um nur bloß nicht die Konsequenzen der ungerechten Verteilung von Mitteln und Möglichkeiten im Lande erörtern zu müssen. Daß die Unruhen in etlichen Banlieues Frankreichs kein "Ausländerproblem" sind, darf ja langsam in den Fokus der Debatten rücken. Nun kolportiert "Der Standard" die Meinung einer Hélene Carrère d'Encausse, wonach so viele Jugendliche in den Straßen von Paris zugange seien, weil sich ihre polygamen Eltern "nicht um mehrere Dutzend Kinder kümmern könnten." Purer Stracherismus ...

Cut!

Ich bin wieder auf ein Wort gestoßen, das mir besonders gefällt:

Brokulist

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