22. November 2005Was man so braucht. Wenn etwa mein Sohn am
Küchentisch sitzt, in meinem Reisepaß blättert, mich unvermittelt fragt: "Wann
hast du eigentlich je anders ausgeschaut?"
"Wie?"
"Seit ich dich kenn, schaust du gleich aus. Gleiche Frisur, gleichen Brillen."
Macht die Chris Lohner doch auch
so, wollte ich erwidern. Aber ich kann nicht davon ausgehen, daß ein Dreizehnjähriger
die Fernsehmoderatorin mit der Jahrhundertfrisur kennt. Außerdem gehört es doch
gewissermaßen zum Rollenauftrag eines Vaters, für sein Kind ein hoffnungslos
antiquiertes Wesen zu sein. Hoffe ich zumindest ...
Cut!
Gestern hab ich einen Satz geschenkt bekommen. Ich ahne, bei welcher Gelegenheit er
fallen mußte, "... und ich möchte ihn dir quasi "schenken" (damit er
nicht ganz verschwindet)", schrieb mir Kunsthistorikerin Dagmar Eberhardt. Es wird ja
gerne behauptet, man solle sein Publikum nicht überfordern. Als würde man ein
Abonnementgeschäft im Operettenfach betreiben.
Der Satz hat es freilich in sich:
Und jetzt gehört er mir! Ich kann verraten, daß er mit unserer kommenden Kant-Situation zu
tun hat.
Cut!
Im aktuellen "profil"
äußert sich der französische Philosoph André Glucksmann unter der Headline "Der
Wille zur Auslöschung" über die Jugendunruhen in seinem Land. "Die
jugendlichen Täter sind nicht irgendwelche Araber." betont er ...
Es tun sich also ganz andere Überlegungen auf, wenn man die flüchtigen Befunde der
vaterländischen Schreihälse beiseite läßt und von "Ausländerproblemen" kann
in diesem Zusammenhang schon gar nicht die Rede sein.
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