11. November 2005

Es war gestern eigentlich ein dominantes Thema: das Versagen der Republik in der Verwaltung ihres Gewaltmonopols, wobei ein gefesselter Afrikaner, Seibane Wague, unter den Händen von Polizei und Notarzt um sein Leben kam, ohne daß jemand helfend eingegriffen hätte. Entsprechend konsequent titelte daher die "Kleine Zeitung" ... uuups! Den großmäuligen Amerikaner?

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Noch dazu in einer Pose, die besagen könnte: "Komm zu Mama!" Aber warum füllt diese Schmonzetten-Szene die ganze Eins? Weil Waltraud Klasnic immer so stolz war, daß es ein Steirer so weit bringen konnte?

Denn es möchte einem nicht schnurzegal sein, wenn ein amerikanischer Regionalpolitiker grade mal mit seinen politischen Ambitionen an der Bevölkerung, der er verpflichtet ist, vorbeigeschlittert erscheint?

Und warum sollte man sich um einen Mann sorgen, der es als präfaschistische Ikone auf einer ziemlich breite Spur vom Kunstblut im Mainstram-Kino zu jener Popularität gebracht hat, die sich hier wie jenseits des Atlantiks zu sehr viel Geld konvertieren läßt, wenn man in dem Genre tüchtig genug ist?

Sehr viel Geld, das sich wiederum in erzkonservative Politik konvertieren läßt und so weiter und so fort. Nein, das kennzeichnet eben den Boulevard, daß auch auf dem Cover der "Politik der Gefühle" gehuldigt wird. Und solche virtuellen Haudegen, Barbaren, Terminatoren sind als Rolemodels vorerst offenbar nicht aus der Mode zu kriegen.

Zum Beispiel. Frankreichs Innenminister hat uns grade so eine Kerl-Nummer vorgeführt. Nicht auf der Kinoleinwand, im "richtigen Leben". Karoline Wyatt von BBC schrieb über ihn:
"He's hyperactive, he's ambitious, he's a heavy worker, a workaholic, he never rests," says Anita Hausser, ..."

Nikolas Sarkozy hat, als er das Rumoren in den Banlieues wahrnahm, großspurig ausposaunt, er werde dem "Abschaum" mit dem Dampfreiniger kommen. (Siehe zum Beispiel: "Wir machen jede Nacht Bagdad" in der "Süddeutschen".)

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Terminator-Pausennümmerchen. Ein hoher Repräsentant der Republik richtet den zornigen jungen Männern sinngemäß aus: "Ich mach euch flach." Die verstehen das genau und antworten ihm: "Prima, wir machen dich flach." Und schon brennen die Straßen. Tolle Performance der Verwalter einer Demokratie.

Inzwischen werden Zahlen genannt. Rund 2.000 Randalierer sind in Haft. Davon sind gerade mal 120 Ausländer. Die anderen eben: Franzosen. Das noch zur Behauptung von angeblichen "Ausländerunruhen". (Siehe den Eintrag von vorgestern.)

Wie passend, daß man dem Aufstand nun mit Gesetzen aus der Zeit des Algerienkrieges begegnet. Algerien. Jenes Land, in dem die einstige Kolonialmacht Frankreich früher (1830) geraubt, gefoltert und gemordet hat. (Zu Details aus dem 20. Jahrhundert empfiehlt sich die Lektüre von Frantz Fanon.) Das erinnert, aus welchen Zusammenhängen heraus (unter anderem) Frankreich seine Franzosen aus dem Maghreb hat ...

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