9. November 2005Nun schaut der fiese, fette, nackte kleine
Mann in der Kiste auch mich arrogant an. Und mein Sohn haut den Regler bis zum Anschlag
rauf, läßt die Bloodhoundgang
"Farting with a Walkman on" dröhnen, ich bin ... hmpf! Zu alt für sowas.
Ein Freund meines Sohnes schaut mich grinsend an und sagt: "In der Ruhe liegt die
Kraft." Das ist der Kerl, der unlängst in MEINER Küche meinte: "Hier müßte
mal ein bißl geputzt werden." (Den Tonfall hab ich noch im Ohr.) Das einzige was mir
dazu einfällt, jetzt geht das mit der Pubertät also los ...
Cut!
"Banlieue". Bannmeile. Stadtrand. Vorort. Ich erinnere mich, daß es schon
vor Jahren gelegentlich Berichte von Randzonen der Metropole Paris gab, über die es
hieß: das geht die Polizei nicht mehr rein.
Erstaunlich. Was
sich politisches Personal wohl denken mag, wenn die Republik manche Territorien
längerfristig aufgibt. Eigentlich undenkbar. Nun also ein Aufstand in den Straßen. Ich
lese zunehmend das Arabische Wort dafür: "Intifada".
Und ich lese Unfug wie den nebenstehenden. (Quelle: "Kleine Zeitung") Der belegt,
wie gut die dumme Propaganda rechter Politiker in Österreich gegriffen hat. Denn daß der
Aufstand in Frankreich nicht unter "Ausländerunruhen" fällt, könnte sich
herumgesprochen haben. Die Aufständischen sind durch die Bank Franzosen, sind in
Frankreich geboren, haben französische Pässe. |
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Die "gewisse Anzahl der Fremden" ist ja in Wahrheit die
Verachtung weißer "Mitteleuropäer", durch die jener "Pulk" von
jungen Männern ohne Aussicht auf eine akzeptable soziale Position entstanden ist, welcher
in jeder Kultur und zu jeder Zeit Aufstände nach sich zieht, wenn eine bestimmte Anzahl
der zornigen Jungs erreicht ist.
Woher Frankreich seine "Ausländer aus fremden Kulturkreisen" hat, fällt
dabei auch unter den Tisch des Herrn Neubauer. Daß sich Frankreich als vormals große
Kolonialmacht Teile Afrikas einfach geraubt hatte, daß man sich im 20. Jahrhundert von
dort billige Arbeitskräfte ins Land holte, daß Frankreich geradezu kriminelle
Architekten hat, die ihren Bauherrn solche furchtbaren Siedlungen hingestellt haben, von
deren Ausmaß und Bedingungen man bei uns gar keine Vorstellung hat ... all das weiß mein
oststeirischer Nachbar offenbar nicht.
Also ignoriert er, wie hausgemacht diese französische Intifada ist. Und quatscht die
unsäglichen Ansichten des vaterländischen Hace Strache nach.
Aber vielleicht kann man hierzulande dann doch auch mal darüber reden, daß die
brennenden Straßen sich vermutlich häufen werden, wenn ein reicher Teil Europas sich
gegenüber verarmten Menschen verschließt. Das spanische, aber eigentlich afrikanische Melilla hat den einen Pol
markiert. Wo Verzweifelte für sich selbst die grausamsten Verletzungen in Kauf nahmen, um
gegen die Aussperrung anzurennen.
Die Banlieusards markieren den anderen Pol. Und die müssen nicht erst nach Europa
gelangen, die sind schon da. Sie SIND Europäer. (Das hätte einem schon an den Bombern
von London auffallen können.) Da scheut sich die Politik, da weigern sich die
Biertisch-Fachleute zu sagen: Das sind "unsere Leute". Ob einem das paßt oder
nicht.
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