25. Oktober 2005

Zu gestern ... Was mag der Fechtmeister Hace Strache von der vaterländischen FPÖ meinen, wenn er betont, seine Partei stünde dafür, daß “der echte Wiener nicht untergeht”? Er sagte es klar im Interview für den “Falter”. Wo es in der Ausgabe 42/05 hieß:

Was ist ein echter Wiener?"
"Einer, dessen Familie seit Generationen hier lebt."

Aber was ist das für eine politische und staatsbürgerliche Kategorie? Gar keine. Das ist bloß “Politik der Gefühle”.

Mit welchen besonderen Qualitäten ist denn jemand ausgestattet, dessen oder deren Familie schon über Generationen eine gewisse Ansässigkeit hat? Mit wenig, was in der Industriemoderne überhaupt noch Relevanz hat.

Strache schöpft hier aus Motiven, von denen wir vermuten daß sie in den agrarischen Welten der versunkenen Feudalzeit Belang hatten. In der Gegenwart sind sie gerade noch so relevant, wie man persönlich Vorteile aus einem intakten Familiennetzwerk ziehen könnte. Kulturell liegt Strache damit völlig im Graben. Wo man offenbar immer noch irritierte Gesellschaft und auch Gefolgschaft findet.

Nicht nur die “Allgemeine Erklärung der Menschenrechte” verwirft diese Forderung eines “nationalen Vorrangs” aufgrund familiärer Vorbedingungen. Denn vor dem Gesetz sind alle Menschen gleich. Seit Jahrhunderten bemüht man sich in der Rechtsphilosophie Europas, vom “Clandenken” als politischer Kategorie abzurücken. Das zählt zu den Grundideen des Römischen Rechts. Daß es ein Bürgerrecht gebe, welches gleichermaßen auf jene anzuwenden sei, die den Reglen gemäß als Bürger gelten, egal welche familiären Verbindungen bestehen.

So viel schien schon im dritten vorchristlichen Jahrhundert klar, daß als zivilisiertes Volk nur gelten dürfe, welches sich auf in Bürgerrecht = “ius civile” stützt. Dagegen schreibt uns der flotte Fechtmeister Strache lieber in eine unscharfe Operetten-Vergangenheit zurück, wo fesch sein und abstammen offenbar politische Relevanz haben sollen. Das sind also "feschistische" Abstammungs-Thesen, die in die Vergangenheit weisen.

Vermutlich sollte eine Demokratie in der Lage sein, mit solchen Anteilen ihres Volkes zurechtzukommen. Ich wünsche mir diese Operetten-Leute ja nicht weg. Ich wünsche mir bloß ein redliches und energisches Gegenüber aus allen anderen Fraktionen.

[Der Balkanreflex]

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