17. Oktober 2005Zum sehr anregenden Buch von Peter Landerl,
das ich gestern erwähnt habe, fällt mir ein: Ich
erlebe auffallend oft, Menschen machen in meinem Umfeld sehr verschämte Bekenntnisse,
wenn es darum geht, daß sie (gelegentlich) auf dem Boulevard flanieren. Ich meine, daß
sie es für erklärungswürdig halten, wenn sie etwas in der Kronenzeitung, News oder
ähnlichen Blättern gelesen haben.
Eine erstaunliche Pose. Denn es ist mir definitiv jede Quelle willkommen, um über die
Welt etwas zu erfahren. Wie hätte ich zum Beispiel sonst Kenntnis davon erhalten, daß
die Lieblingsautorin unseres Finanzministers Karl Heinz Grasser Ingeborg Bachmann sei? Das
finde ich ja sen-sa-tio-nell! In der sonntäglichen "Kronenzeitung" erfuhr ich aber etwas noch weit Umwerfenderes:
|
Ich gebe zu, die Nennung von Bachmann hatte
mich etwas argwöhnisch gemacht. Aber! Wer "ein Buch von Kant" für
überlebenswichtig hält, sollte meinen Argwohn schlagartig verstummen lassen. Was hab ich
mich Kant schon geplagt! |
Und tu es noch. (Siehe unser aktuelles Kant-Projekt.)
Gerade deshalb kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, was genau das sein soll,
"ein Buch von Kant". Dessen wesentliche Publikationen sind ja recht
überschaubar, das fühlt sich nicht an, wie etwa "ein Buch von Pilcher". Und
wenn man "ein Buch von Kant" geschafft hat, dann weiß man genau, womit man es
zu tun hatte, da drängt sich der konkrete Titel des Buches ins Leben ... naja, lassen wir
das.
Man sieht jedenfalls, ohne den Boulevard wäre mir die Welt unvollständig. Übrigens!
Die kühnste Kurve auf diesem Terrain hat in meinen Augen seinerzeit der steirische Autor
Wolfgang Pollanz gekratzt. Als er den Autor Martin Wanko halb öffentlich zurechtwies.
Aufgrund eines Interviews, das Wanko dem "SteirerMonat" gegeben hatte.
Wie muß sich Pollanz gefühlt haben, als er beteuerte, er würde so ein Blatt
gewöhnlich nicht lesen, er habe es im Supermarkt durchgesehen, während er auf etwas
warten mußte. Das Statement von Pollanz mußte ich damals im Web löschen lassen,
er hatte das energisch eingefordert. Wanko solle sich entschuldigen, hieß es: [LINK]
Da erfährt man schon was, wie das Ringen um Rang auf dem Literaturfeld so zugeht. Auch
aus den folgenden Repliken von Wanko, Mike Markart und Jörg Vogeltanz: [LINK]
Wolfgang Wildner, der Redakteur, von dem Wanko interviewt worden war, schrieb damals:
"es ist schon tröstlich, was so alles einen
kulturtheoretischen diskurs auszulösen vermag. pollanz, adorno und der
steirermonat." [Quelle]
Wie die Sache weiter verlief, kann man auf der schon zitierten Leiste nachlesen. Bevor
aus dem Geplänkel noch ein Diskurs werden konnte, schrieb mir Pollanz:
Landerl zitiert in seinem Buch auf Seite 148 aus einem Dokument, das im Jahre 1971 auf die
Entstehung der IG Autorinnen Autoren wies:
Ganz so kam es dann aber nicht ...
Cut!
Schöner Herbst. Und solche feinen Maschinen stehen in entlegenen Winkeln herum.
Erstaunlich daß sich Traktoren wie dieser in der Oststeiermark finden lassen. Und noch im
Einsatz sind.
Denn solche Fordsons wurden Anfang der 1960er-Jahre gebaut. Dieser "Super
Dexta" ist ein Nachfahre jenes Urahns der Ford-Company, mit dem die Massenproduktion
landwirtschaftlicher Traktoren begonnen hat. (Das "Model F" wurde 1917 auf den
Markt gewuchtet.)
[kontakt]
[reset]