17. August 2005 Eigentlich.
Waren das grade feine Tage. Aber es hat sich etwas angebahnt. Was? Weiß ich noch nicht so
genau. Dabei kündigt sich Merkwürdiges ja meist an, so heißt es, man müsse eben auf
die Zeichen achten. Tu ich demnach. Erstens. Seit Tagen Sauwetter. Und eine Kälte, daß
man sich im Herbst wähnt. Aber was seh ich bei meinem Kaufmann? Das:
Da stimmt doch irgendwas nicht. Oder. Ich hab die Autorin Christine Werner lange nicht
gesehn. Schau ich also auf ihrer Website nach. Und denk mir: Ir-gend-was auf auf diesem
Bild ist nicht amtlich. Aber ich komm nicht drauf.
Merkwürdige Zeichen. Oder. Unerwartete Post von Regisseur Kurt Palm:
Von: Kurt Palm
[mailto:kpalm@xxxxx.at]
Gesendet: Dienstag, 16. August 2005 14:43
An: graz0815 intendanz
Cc: Wanko Martin G.
Betreff: Fwd: ist aus martin krusches http://www.van.at ein neonazi server geworden
?
habe heute dieses mail bekommen, dessen inhalt mich einigermaßen irritiert. was ist da
los???
kp
Irgendwas braut sich zusammen. Jedenfalls. War ich doch
grade so sehr beim Thema "Operettenrepublik Österreich". Wohin mich der
aktuelle Drall der Ereignisse geworfen hat. Denn eigentlich hatte ich in der Erörterung
des "Balkanreflexes" die Frage erreicht: "Wie hat es begonnen?"
Nämlich. Der Sezessionskrieg Jugoslawiens. Das ist doch eben erst geschehen, in unserer
nächsten Nachbarschaft, der Brigadier
Puntigam hatte hinter Radkersburg Stellung bezogen ... also, wie hat es begonnen?
Anders gefragt, was wissen wir denn, jenseits von
Klischees, über die südslawischen Völker, von den Problemen und Krisen, von Anlässen
zu diesem Krieg, der für Europa das 20. Jahrhundert mit einem Blutbad beendet hat?
Fragen Sie mal Ihre Leute. Ich wäre gespannt zu erfahren,
welche Gründe und Ursachen als allgemein bekannt gelten. Gut. Das Thema läuft nicht weg.
[Balkan-Reflex]
Die Operette, Singspiel im Rang der "Leichten
Muse", frei von Ambitionen Klischees und Stereotypen zu meiden, mit einer starken
Tendenz, einer Konstruktion "Heile Welt" zuzuarbeiten, beziehungsweise:
"... glücklich ist, wer vergißt, was doch nicht zu ändern ist ..." (Johann
Strauss, "Fledermaus"), demnach die "Operettenrepublik Österreich"
als ein "szenischer Einschub" in die reale Republik, naja, dieses Sujet hab ich
nicht gerade erfunden, aber ich greife es auf, weil es mir so überaus passend erscheint.
Passend für den süßen Chor der Selbsterrettung, erstens
aus der Mitverantwortung für die Nazigreuel und zweitens aus den Rollen im Kalten Krieg,
wobei altgediente Haudegen aus dem Kielwasser der Nazi nicht gerade im hintergründigen
Rang von Choristen aktiv waren, sondern ganz vorne auf der Bühne.
Von einigen dieser Opinion Leaders und ihren Parts habe ich
in den letzten Tagen schon erzählt. Diese Revue läuft nun seit rund 60 Jahren, seit fast
50 bin ich selber live dabei, auch dieses Thema rennt uns also nicht weg.
Es hat sich, wie schon erwähnt, unlängst und
zum wiederholten Male ein Operetten- Österreicher an meine Waden geheftet. (Und an die
des Herrn Vogeltanz.) Einmal sandte
er mir ein Foto von sich, dessen Dateiname "Montaigne" lautete, worauf er mich
böse anfunkelt. Ich hab es in kindischer Freude auf kindliche Art übermalt und
retouniert.
Der Herr Vogeltanz konnte mir, als versierter
Cartoonist, dafür kein großes Lob aussprechen, meine aber, so mancher exponierte
Cartoonist habe auch nicht mehr zu bieten als ich. Gut. Darum geht's jetzt gar nicht.
Sondern.
Mein "Operetten-Österreicher" hat nun per Emails
allerhand Staub aufgewirbelt. Was er mir dadurch an Ungelegenheiten aufbürdet, wird
wenigstens dadurch fast wettgemacht, daß er mir als Lieferant von Anschauungsmaterial
für österreichische Dissens-Kultur unbezahlbar ist.
Es hatte (an prominenter Stelle) mindestens Sir Karl Popper
betont, man solle, wenn es gilt Meinungsverschiedenheiten zu ertragen, Argumente und nicht
die Menschen angreifen. Diese Option des Debattierens mit Limits hat sich noch nicht
übermäßig herumgesprochen. Mein "Operetten-Österreicher" quittiert Dissens
zum Beispiel so:
"du schneebrunzer, gamskampla und
hasnhieafla"
"du bist unfaehig, irgendetwas zu begreifen, dillettant"
"apropos: die sind nicht so doof wie deine truppe"
"du medienfurzer"
"du bist ein verfuehrer und dein daemon heisst veitstanz, pardon vogeltanz"
"und vor allem mag ich keine untersteirischen ustascha-faschos wie du mental einer
bist"
Kleiner Einschub: "Ustasche" waren (sind?)
profaschistische kroatische Freischärler. Die "Untersteiermark" ist eine
Region, die seit 1919, seit dem Friedensvertrag von Saint Germain, zu Slowenien gehört
... also nicht gerade das Territorium der Ustasche.
Weiter. Mein "Operetten-Österreicher" quält mit
leeren Versprechungen:
"krusche, jetzt is aber schluss mit
nachhilfeunterricht"
"ab jetzt: abbruch aller kommunikation mit dir und deinesgleichen !"
Besonders lustig, der Blackmail-Autor will mir verbieten,
seine Zumutungen zu publizieren:
"ihr habt vor, meine mails zu veroeffentlichen ? nachdem die dem briefgeheimnis
unterliegen, auch im internet, musst du mich vorher um mein einverstaendnis fragen. und
das bekommst du nicht. also ein striktes nein in diesem fall."
Naja, er wird mir zugute halten, daß ich seine Anonymität
gewahrt habe.
Cut!
werter
herr xxx,
ich arbeite mit martin krusche seit vielen jahren sehr
produktiv zusammen und bin mit ihm auch eng befreundet. ich bin mir voellig sicher, dass
ihre vorwuerfe in bezug auf seine politische einstellung jeglicher grundlage entbehren.
auch mit joerg vogeltanz habe ich immer wieder gearbeitet
und wuerde das ganz sicher nicht tun, wenn ich auch nur den leisesten verdacht haette,
dass ihre interpretation seiner arbeit richtig ist.
ivan redi kenne ich kaum, aber ich reagiere (gerade
aufgrund einer konsequent anti-rassistischen haltung) sehr empfindlich darauf, wenn jemand
aufgrund seines geburtsorts (oder seiner staatsbuergerschaft oder seiner hautfarbe oder
einer angeblichen rassischen zugehoerigkeit) abgeurteilt wird. - da ich aufgrund meines
aussehens oefter mal irrtuemlich fuer eine auslaenderin (oder neo-oesterreicherin)
gehalten werde, wurde mir auch schon oefter mal gesagt, zu welchen inneroesterreichischen
angelegenheiten ich keine meinung aeussern darf (allerdings noch nie unter dem deckmantel
der gefahr der wiederbetaetigung).
im sinne der richtigstellung von fakten sollte ich wohl
noch hinzufuegen, dass ich mit eva kreisky noch nie gearbeitet habe - richtig ist aber,
dass ich nur mit leuten zusammenarbeite, die der nationalsozialistischen wiederbetaetigung
unverdaechtig sind.
ich verstehe nicht wirklich, was sie mit ihren heftiger
werdenden attacken gegen krusche und vogeltanz bezwecken wollen. wenn es ihnen um die
verhinderung von ns-wiederbetaetigung geht, haben sie sich m.e. die falschen feindbilder
ausgesucht - obwohl es in oesterreich einige passende angriffspunkte dafuer gaebe. wenn es
ihnen um rufschaedigung der beiden geht, werden sie wohl damit scheitern, da ja nicht nur
mir deutlich ist, dass ihre vorwuerfe unhaltbar sind.
mit besten gruessen
monika mokre
[Balkan-Reflex]
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