1. Juni 2005

Heiße Tage. Hitzige Momente. Der Weg über die Felder bekommt dieses eigentümliche Rauschen. Jede Jahreszeit klingt anders. Die Regenwolken brechen die Farben. Ich bemerke auf meinen Gängen entlang der Strecke ein wachsendes Faible für diese Spuren harter Arbeit ... verbliebene Handschuhe:

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Es sind nun schon einige solcher Motive in meinem Archiv, das wird was ... Dazu die Überraschung, daß es nun eine "Autonome Antifa Gleisdorf" gibt. Überraschung, denn was ist das Antifaschistische, wenn kein Faschismus da ist? Aber vielleicht hat man sowas, damit keiner kommt.

Jedenfalls fand ich unter dem Gleisdorfer Bahnhof auf den Kacheln diese doch lustige Einladung, das Führerprinzip, immerhin eine der Grundlagen des Faschismus, auf seine Relevanz zu überprüfen:

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Streichen wir mal den Hinweis des Karl Kraus, man würde Deutschnationale vor allem daran erkennen, daß sie kein Deutsch könnten. Das wäre hier doch irreführend. Enthusiasmus, Tempo und Haltung werden die vermutlich Teens nicht vor dem Groll der Verwaltung bewahren.

Aber immerhin, wenn vom Bahnhof ein Pfad der Demütigung zur Innenstadt hin verläuft, auf dem die Notiz "Jud stinkt" in zahllosen Wiederholungen nachzulesen ist, dann muß die Stadt wohl auch das vertragen. Plus der lustigen Aufforderung "Deutsche! Kauft deutsche Bananen!"

Cut!

Eine andere Ungebührlichkeit stammt vom Herrn Vogeltanz, der gelegentlich, wie man hier sehen kann, an seinem Zeichentisch ein wenig verzweifelt, vor allem, wie ich vermute, daran, daß Graz nun mal so ist wie es ist, oder mehr noch, daß allerhand Grazerinnen und Grazer so sind wie sie sind, was andrerseits dem verwegenen Zeichner ja Stoff zuwirft, ohne Ende, da gibt es viel zu tun ...

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Kurz, und das ist eben neu, die Website des Verlages des Herrn Vogeltanz ist neu aufgezogen, nämlich HIER.

Cut!

Ich habe mich noch ein wenig meinem kroatischen Nachbarn zu widmen. Nicht Nachbar im Sinne, daß er im gleichen Haus oder in der gleichen Straße wie ich leben würde. Er lebt sehr viel weiter weg. Aber da eine meiner Großmütter Kroatin war, empfinde ich Kroaten, naja, als meine Nachbarn. (Das leuchtet doch ein. Oder?)

Mein Nachbar schrieb mir:
>>in deinem text las ich, dass die tschetniks "streng antikommunistisch aufgestellt waren" und das die ustaschas "klar antiserbisch aktiv" waren. ich habe nicht gesehen, dass du geschrieben hast, dass die tschetniks "sowieso gegen kroaten" waren und sind. es ist zu verstehen, wenn die ersten "antikommunistisch aufgestellt" waren, waren sie dann gut / positiv / brav!<<

Hm. Man kann auf jeden Fall feststellen, daß Umkehrschlüsse so gut wie immer schief gehen, Herr Nachbar! Natürlich waren die Tschetnici den Ustasche feindlich gesinnt. Denn sie sind Anhänger des Königs gewesen, dessen Diktatur durch Kroaten und Makedonier mit einem erfolgreichen Attentat beendet wurde. (Siehe dazu den Eintrag vom 24. Mai.)

Antikommunistisch aufgestellte Tschetnici heißt also vor allem, daß diese Verbände gegen Titos Partisanenarmee eingestellt waren. Ich darf annehmen, daß auch die Ustasche auf den politischen Erfolg von Titos Anhängern nicht mit Zustimmung reagiert haben.

Aber das waren nun mal bloß die drei markantesten Parteien im bewaffneten Kampf von ungleich mehr mit einander konkurrierenden Gruppierungen der südslawischen Völker. Ein Kampf keineswegs bloß gegen die Nazi-Besatzer, sondern so gut wie jeder gegen jeden. In einer Zeit, da Hitlers Soldateska nach dem Motto "Hundert Jugoslawen für einen Deutschen" über die Zivilbevölkerung des Balkan herfiel.

Es heißt, daß Jugoslawien nach dem Zweiten Weltkrieg etwa 1,7 Millonen Tote zu beklagen hatte. Davon furchtbare 1,4 Millionen an Zivilisten. Tito ...

Dorothea Gräfin Razumovsky zitierte den Schweizer Journalisten Ernst Halperin: "Während die anderen Gruppen sich durch Partikularismus und Stammeshaß selber zugrunde richteten, wurden die Kommunisten immer stärker, weil sie ihren Krieg nicht als einen Kampf zwischen Stämmen und Nationalitäten auffaßten." Was der Sezessionskrieg ja innerhalb eines Jahrzehnts nach dem Tode Josip Broz Titos (1980) wurde.

Razumovsky schrieb an anderer Stelle: "Es war ohne weiteres möglich, daß von drei Brüdern in einer Familie einer ein Ustascha, einer ein Tschetnik und der dritte Partisan war, und doch hielt ein jeder zu der Bewegung, die seine Familie zu schützen imstande war."

Cut!

Eben schrieb mir Vesna aus Belgrad:
"I really know the history, but we have TO LIVE with our neighbours of all kinds, if you know what I mean."

Und sie ermahnte mich, achtsam zu sein, worüber ich rede, denn: "... The people in that region suffered very much during the Second WW."

Ja, Vesna, ist mir schon klar ...

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