9. Mai 2005Gestern. Muttertag. Und der 60.
Jahrestag der Kapitulation von Hitlers Horden. Na, das paßt zusammen. Staatstragende
Betulichkeit. Dazu dieser Korso der eisernen Magnolien. Der Rest der alten Haudegen an den
Volants. Und all die Selbstgerechtigkeit für das Erduldete und das Erreichte, Zins aus
Blut ...
Deutschlands Bundeskanzler Gerhard Schröder
soll öffentlich gesagt haben:
"Wir bitten um Vergebung für das Leid, das dem
russischen und anderen Völkern von Hand der Deutschen und im Namen der Deutschen
zugefügt wurde."
Mir klingen derweil aber noch die Ohren vom obszönen
Gestammel dieser unappetitlichen Menschen wie Kampl und Gudenus. Gestammel, das für all jene steht, die immer noch sich
weigern, uns zur Ruhe kommen zu lassen. Indem sie dem Wissensstand zustimmen, wenigstens
schweigend, statt zu widersprechen. Damit wir uns einer Situation widmen können, in der
die Dinge sein dürfen was sie sind. Das Wissen um diese Raubzüge und das Morden. In
denen meine Eltern und Großeltern, ein guter Teil der Sippe Dreck an den Händen haben.
Antisemiten, Rassisten, Nazi darunter, aber brave und tüchtige Leute.
Diesen Stammlern fällt es schwer, das Maul zu halten. Sie
reden uns drein, da wir in der Nachfolge zu diesen Barbaren stehen. Die den Krieg auch zu
uns getragen haben. Was die schweigsamen Mütter und Väter alles in die Kinderherzen
versenkt haben, während sie sich hinter verschlossenen Türen Gefechte lieferten ...
Das erlebte Grauen, die Schuldgefühle, die Scham ... mit
harter Hand weitergegeben. Danke Österreich! Ein gewesenes Kind verbeugt sich vor all den
Lügen. Endlich ohne Furcht vor Nackenschlägen. Die man diesen Leuten nicht austreiben
konnte, aber sich dagegen wehrhaft machen.
Mich beschäftigt dieser jüngere Krieg so sehr, der im
Kleinen alles wiederholte, was meine Leute im Großen schon mal vorgegeben hatten. Gestern
war ich draußen auf der Strecke. In meinen Bergschuhen, vorbei am Korso der eisernen
Magnolien. Um eine Markierung zu setzen, die bei den Lebenden angelegt ist.
In meiner kleinen Erzählung über Kera, die ich hier in
den letzten Tagen eingeflochten habe, gab es diesen Moment, wo er den Slowenen einen Gruß
im Gästebuch hinterließ.
Neben einer Eintragung, in der sich jemand als Veteran
kenntlich gemacht hatte. Ich habe es draußen mit
Kreide aufgetragen: "Alle Ehre für Euch, aber weit weg von uns!" Es muß also mit viel Abstand beginnen. Das Zurückfinden ...
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