20. April 2005
Wäre aus dem Verlauf unseres Symposions ein
Reisefoto zu wählen, wenn ich eines für draußen und eines für drinnen aussuchen
sollte, das obere wäre meine erste Wahl für draußen. Es stamm von Frank Ablinger. (Das
für drinnen muß ich erst suchen ...)
Wir haben u.a. Raum- und Architekturfragen
erörtert. Waren mit einigen praktischen Aspekten direkt auf dem Wege konfrontiert. Für
den Auftakt hatte ich eine Zugsgarnitur erwartet, es stand aber nur ein einzelnes Shuttle
in Graz. (Siehe Eintrag vom 18.4.) Durchbrochene
Erwartungshaltungen sind förderlich. Hat sich mehr als einmal gezeigt.
In Hartberg fanden wir diesen
Fahrrad-Transporter. Ein Minimum an strukturellen Vorgaben. Ein Maximum an Raum und
Handlungsfreiheit. Dazu ein origineller Schaffner, der uns Spielraum ließ. Perfekt. Kein
luxuriöser Salonwagen hätte das übertreffen können. (Foto: Frank Ablinger)
Heute führt die erste Verzweigung des Trosses
weiter in die TU Graz.
Philosoph Georg Flachbart realisiert da seine "mixed reality
environments" ... Ab 14 Uhr im Hörsaal VIII der Technischen Universität Graz,
Rechbauerstrasse 12 (2. Stock). [Poster]
Auf dem Ablinger-Foto sitze ich bei
Architekt Ivan Redi in einem Wartesaal des Wiener Südbahnhofes, wo unser Symposion seine
vorletzte Station hatte.
Cut!
"Brutale Naziverfolgung" ... damit
meint BZÖ-Funktionär Sigfried Kampl keineswegs die Situation der von den Nazi brutal
verfolgte Menschen. Sondern Nazi, die in der Zweiten Republik dafür einstehen mußten,
daß sie einem verbrecherischen Regime gedient hatten. (Quelle: "Der Standard") Das wird wohl nicht
ohne Getöse abgehen. Und mir ist auch schon schlecht.
Denn wenn der Mann privat noch nicht damit im
Reinen ist, daß er als Kind an diesen Konsequenzen leiden mußte, ist das bedauerlich.
Aber Kampl soll ja den Vorsitz im Bundesrat übernehmen. Dieser Kontext verschafft seinem
Statement eine unappetitliche Brisanz. Ich will niemanden in einem Amt dieser Republik
erleben, der auf solche Art in seine Familienangelegenheiten verstrickt geblieben ist. Es
ist so schon schwierig genug, für diese AUCH auf die Kinder umgewälzte Täterschaft
angemessene Einschätzungen zu erarbeiten.
Jedes politische Amt würde den
unerträglichen Ansichten des Herrn Kampl fatale Autorität verleihen. Das ist nicht bloß
ein politisches, also öffentliches Problem. Es schlägt auch ins Private. Denn da ist so
viel Schweigen, Bitterkeit, Lüge und Heuchelei den zahllosen Kinderherzen aufgedrängt
worden, um die innerfamiliären Legenden vom Grauen des Zweiten Weltkrieges bloß halbwegs
abzuputzen.
Da gibt es quer durchs Land eine breite Kultur
der Lebenslügen, deren peinigende Konsequenz mindestens darin liegt, unzähligen Kindern
das Sensorium für Wahrhaftigkeit erschüttert zu haben. Denn diese Überlebenden von der
Täterseite, Väter und Mütter, haben zu erheblichem Teil die Jahrzehnte genutzt, um ihre
selbst erfunden Legenden inzwischen auch selbst zu glauben.
Die daraus unausweichlichen Diskrepanzen
müssen permanent integriert, notfalls unterschlagen werden. Weil es irgendwann nicht mehr
möglich scheint, so lange gepflegte Phantasien zu revidieren, müssen die eigenen Kinder
in diese Inszenierungen hinein gezwungen werden.
Armer Kampel. Du hast nicht kapiert, daß Du
die verkappte Verantwortung Deiner Eltern ordnen müßtest, damit Du weder ihre Richter
als Täter, noch Dich selbst als Opfer von "Naziverfolgern" begreifen brauchst.
Aber das ist eben sehr kompliziert und vor
allem anstrengend, letztlich: schmerzhaft. Da ist es viel leichter, den "Feind"
außerhalb dingfest machen zu wollen. Was auf fatale Art alle zurückschmeißt, die es
sich nicht so leicht machen ... Und so wird aus der privaten sache wieder eine
öffentliche. Deshalb muß man diesen Menschen aus der Öffentlichkeit zurückweisen.
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