10. April 2005

Ich brüte zwischendurch über Mikas Diplomarbeit, welche der Belgrader Kunstszene der 90er-Jahre gewidmet ist. Mit etwas zeitgeschichtlichem Hintergrund und der unmittelbaren Vorgeschichte aus den 70ern und 80ern heraus beschrieben.

Sieht man davon ab, daß das Leben in "Jugo" ja keineswegs so gewesen ist, wie wir Kinder des Kalten Krieges es uns das hier ausgemalt haben, läßt man kurz beiseite, daß das Leben in einem Sezessionskrieg von eben da her gravierdende Akzente erhalten hat, verblüfft mich etwas ganz außerordentlich.

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So verschieden die gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Bedingungen in Jugoslawien und Österreich auch gewesen sein mögen, die PARALLELEN in manchen strukturellen und inhaltlichen Entwicklungen auf dem Kunstfeld sind irritierend.

log384b.jpg (5076 Byte) "schta je filosofia?" wäre die lautmalerische Entsprechung für "Was ist Pholosophie?" von Deleuze und Guattari ... Übersetzungen? Interaktion. Interchange ...

Wie ist das an den Grenzen und darüber hinweg?

Ich sehe das alles im Augenblick noch nicht so klar und muß mich erst genauer hineinhängen. Aber es scheint so zu sein, daß die Verhaltensmodi, wie man sie zwischen diesen Parteien feststellen kann, zwischen Kunstschaffenden, politischem Personal und Geschäftsleuten, daß also diese Verhaltensmodi in manchen Bereichen völlig unabhängig vom gerade vorherrschenden gesellschaftlichen / politischen System sich da wie dort ganz ähnlich zeigen.

Wo also Kulturpolitik nicht zum müden Verwalten des Zufalls verkommt, thematisiert sie Interessenslagen, deren Bearbeitung in gewissem Sinn selbst unter einander völlig konkurrenzierenden Ideologien zu ganz ähnlichen und gut vergleichbaren Phänomen führen.

Wenn da was dran ist, ist das eine ziemlich gute Nachricht für die Arbeit an den Orientierungen für ein postnationalistisches Europa. Weil die Kultur- und Ideologiegrenzen völlig anders bewertet werden müßten, als das zur Zeit populär ist.

Anfechtungen wie die gestern gezeigte "Türkenzelt-Tirade" eines Wiener "Super-Buberls" entlarven sich dabei selbst als das menschenverachtete Machwert, als das sie auch nach anderen Kriterien und Diskursen gelten müssen.

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Aus meiner Sicht hat demnach eine Kulturpolitik, die einer zeitgemäßen Demokratie würdig erscheinen will, gar keine andere Option, als ihre Mittel gegen die Menschenverachtung in Position zu bringen. Das muß im Falle Österreichs, mit seiner Erfahrung von Auschwitz, selbstverständlich Schlüsse aus der historischen Rolle ziehen, die uns mit dem Habsburger Imperium verbindet ... also auch mit "unserer" Antwort auf die Schüsse von Sarajewo.

Denn genau das ist der Zeitraum, in dem hier, in diesem Lebensraum, die ersten Konzepte von "Nation" entworfen und erprobt wurden. Das war in "unserem" Fall eben kein kühles Staatskonzept, wie es Frankreich entworfen hatte. Sondern das Konzept einer ethnisch definierten KULTURnation.

Wir haben hier also, unter anderem, ein politisch höchst relevantes Thema auf dem Tisch ...

Cut!

Notizen von der eingegangenen "monochrom-bagasch"-Post zeigen den Herrn Grenzfurthner als patriotischen Feuerwehrmann. Dazu höchst passend ein Rührstück von amerikanischem Nationalisten-Kitsch. HIER kann man sich ein 26 MB-Video downloaden. Das sehr anschaulich ins Feld des präfaschistischen Heimwerkens hineinweist. Komplexitätsreduktion, wie es härter nicht mehr geht. "Wir sind wir" in der Brachialvariante ...

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