14. März 2005Sowas möchte ich eine "gestreckte Links-rechts-Kombination" nennen.
Samstags meinte mein Sohn: "Guns
N' Roses, das ist doch so eine uralte Band." (Die waren ja lange NACH meiner
besten Zeit auf dem Set erschienen.) Und sonntags sagte er: "Könnte man den Bob Dylan abschalten?"
Cut!
Das waren nun die Gemeinderatswahlen, in denen Gleisdorf
erstmals das Internet als "zusätzlichen Raum" genutzt hat. Die ÖVP hat
gegenüber der letzten Wahl 10,2 % zugelegt, alle anderen Fraktionen mußten Verluste
hinnehmen.
Cut!
Das Dilemma der "beschützten
Avantgarde" ist kein Ereignis des 19. Jahrhunderts geblieben. Es hat sich im 20.
noch verschärft. Wie mag es jemandem beim Verachten des Marktes ergehen? Wie geht es
einem dabei, sich dem Staat gegenüber erhaben und dem Publikum gegenüber abschätzig zu
verhalten? Sie ahnen schon, das ist wie ein Liegestuhl am Rande des Nervenzusammenbruchs.
Außer man ist so ein verdammtes Genie, so daß sich redliche Personen aus allen drei
Bereichen darum reißen, einem gefällig zu sein.
Jedenfalls sind da nun wieder die "Drei Sektoren"
erwähnt, die man als Denkmodell ganz gut (be-) nutzen kann. Staat (Politik + Verwaltung),
Markt und der "Dritte Sektor", die Zivilgesellschaft. Sektor 3. Das haben wir
einst innerhalb der "autonomen Initiativenszene" als Kategorie und Thema
forciert. Als der Markt abgewandter denn je war und die Politik zugelegt hatte, Budgets
abzuziehen, den Kunstbereich zu gängeln.
Ich erinnere mich gut an das "Erste Sparpaket"
unter den Sozialdemokraten, als dem Kulturbetrieb erstmals RÜCKWIRKEND Subventionen
weggenommen wurden. Also Gelder wegfielen, die uns für die Arbeit schon verbrieft worden
waren. Eine ungeheuerliche Attacke auf ein ganzes Berufsfeld.
Dabei wurde unter uns dieses Thema der Abhängigkeit nur
selten und merklich ungern auf den Tisch gebracht. Aber es war da:
"Warum konnte eine autonome, intellektuelle,
künstlerische und kulturelle -- und vor allem politisch verstandene -- Zivilgesellschaft
diese historische Aufgabe nicht übernehmen?"
... schrieb der Philosoph Oliver Marchart damals in "sektor3medien99"
(Kurskorrekturen zur Kultur- und Medienpolitik, herausgegeben von Gerald Raunig und Martin
Wassermair). Marchart meint, der "Josephinismus" habe hierzulande nie geendet:
"Es gab keine kritische Öffentlichkeit -- unter
anderem -- aufgrund der Tradition des aufgeklärten Absolutismus, der bekannten Tatsache,
daß in Österreich Aufklärung nur verordnet werden kann, und zwar genau aufgrund des
Fehlens einer aufgeklärten Zivilgesellschaft."
Oliver Marchart ortet in Österreich einen "real
existierenden Josephinismus" und konstatiert:
"Da es keine aufgeklärte Zivilgesellschaft
gibt, muß Aufklärung verordnet werden; da Aufklärung verordnet wird, bildet sich keine
autonome Zivilgesellschaft heraus."
Daran hat mindestens in der Steiermark weder die
"autonome Initiativenszene", noch die Netzkulturszene während der letzten fünf
Jahre irgend etwas geändert. (Fünf Jahre sind fast schon das halbe
"Internet-Zeitalter" Österreichs.)
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