19. Jänner 2005Um Viertel vor Acht morgens zu Fuß auf dem Weg zu meinem Hausarzt.
Das ergibt eine endlose Begrüßerei. So viel Geselligkeit um diese Zeit, daran müßte
ich mich, wenn es täglich vorkäme, erst gewöhnen.
Cut!
Die Erörterung des Themas "Gaffa-Tape" hat in die Filmwelt geführt. Dabei haben
wir dann auch Dimensionen der Komparserie beleuchtet. Von "Bagaschist" Norman
Shetler kam eine interessante Liste:
zwar ein bissi alt, aber laut dem ausgezeichneten und
leider schon seit mehr als 10 Jahren nicht neu aufgelegten "Guinness Book of Movie
Facts and Feats", sind folgende filme ob ihres statisten-ausmasses nennenswert:
Gandhi (GB, 1982): 300.000 (davon 94.000 bezahlte)
Kolberg (D, 1945): 187.000 (alles Soldaten)
Wang Ma Gwi (Korea, 1967): 157.000
Krieg und Frieden (Udssr, 1967): 120.000
Ilya Muromets (Udssr, 1956): 106.000
The War Of Independence (Rumänien 1912): 80.000
Around The World In 80 Days (USA 1956): 68.694
Intolerance (USA 1916): 60.000-120.000
Dny Zrady (Cssr 1972): 60.000
Ben Hur (USA 1959): 50.000
Exodus (USA 1960): 50.000
Cut!
Wir bedenken. Im Gedankenjahr. Aber was? Fünfzig Jahre.
Der Kärntner Landeshauptmann hat wieder einmal Probleme mit dem Staatsgrundgesetz. Die
Zweisprachigkeit einiger Teile von Österreich wird da und dort lieber ausgeblendet. In
der Steiermark ist das gründlich gelungen. Es wabert die Idee vom ethnisch einheitlichen
Nationalstaat immer noch durch die Republik, obwohl derlei deutschtümelnde Konzepte von
Nationalismus, so jung sie sind, sich schon wieder erledigt haben. Sie haben einmal nach
Auschwitz geführt, sonst nirgendwo hin.
Gestern zitierte der "Kurier" den Landeshauptmann: "die Tugendwächter der
politisch-korrekten Gesellschaft". Andere meinen gerne "linkslinke
Schickeria". Oder "Gutmenschen". Oder "Gesinnungsterror".
"Österreich-Vernaderung". Das und anderes sind die Prädikate, mit denen man
versehen werden kann, wenn sich den gröberen oder feineren Nachbeben der Nazi-Barbarei
stellt.
Vor fünfzig Jahren, naja ... Amerika hatte sich um viele
Nazigröße gerissen. Der Vatikan hat fleißig geholfen, verwertbare Täter und Mitläufer
außer Landes zu schaffen. Und wer für die Welt nicht wichtig, also nützlich war, durfte
sich im jungen, demokratischen Österreich wichtig machen.
So lese ich im "profil" über den Dr. Alfred Schachner-Blazizek, der es zum
steirischen SPÖ-Chef bringen durfte, nachdem er der NSDAP angehört hatte und
"förderndes Mitglied" der SS gewesen ist.
Wird wohl der Vater unseres vormaligen steirischen
Kulturreferenten Drr. Schachner-Blazizek gewesen sein, von dem mir kolportiert wurde, daß
er äußerst dringend auf die Beachtung seines akademischen Grades geachtet habe. Eine
Marotte, die man ja sonst nur von Parvenus kennt.
Na, daß auch die Sozis solche Schätzchen gehätschelt
haben, wie den alten Schachner, überrascht mich kaum, weils nicht neu ist. Aber es macht
mir, rückblickend, etwas begreiflicher, wie es kam, daß etwa der ÖVP-Grande Wegart sich
als Landtagspräsident so prächtig halten konnte, obwohl er der SS ganz offen nahe stand.
(Siehe Eintrag vom 16.10.04!)
Und das bedeutet, man hat uns zugemutet, daß Männer mit
diesen grauenhaften biografischen Anteilen an der Meinungsbildung und der Durchsetzung
spezifischer "Wertekataloge" im Lande mitwirken durften. Ja, oft federführend
waren. An oft prominenter Stelle. Das betrifft nun MEINE Biographie ganz entschieden. Und
ich hab absolut NULL Verständnis und Toleranz dafür, daß sich solche Obszönitäten auf
Regierungsebene entfalten durften.
Was heißt also "vernadern"? Schmarrn! In dieser
Angelegenheit haben wir noch nicht ausgeredet ...
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