5. Jänner 2005Wenn ich gestern gemeint habe, grauenhafte Prosa würde das Grauen
überdecken, dann hat man sich in der "Kleine Zeitung" gleich um einen Beleg bemüht. Das löst dann
schon Heiterkeit aus.
Es möge mir bitte jemand erklären, wie ein so kleines
Baby in der Lage sei, eine Luftmatratze zu retten. Und warum es das tun solle.
Ach, der Boulevard. Wenn es ihn nicht gäbe, müßte er
wohl erfunden werden. Meine aktuelle Lieblingsthese: diese Inszenierung vom Elend anderer
verhilft sehr vielen Menschen dazu, ihr Leben wieder mal richtig zu spüren. Große
Emotionen.
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Falls diese These was taugt,
müßten einige Sprachregelungen geändert werden. Zum Beispiel: "Spenden" durch
"Eintritt" ersetzen. Der Unterhaltungs- und Lebenszusatznutzen solcher Vorfälle
ist ohnehin unbezahlbar. Das würde dann aber auch
bedeuten, zum Beispiel diese beiden Frauen für die Verwertung ihrer Gesichter und ihres
offensichtlichen Kummers zu hierorts marktüblichen Preisen zu entlohnen. Denn das sind ja
keine Promis, deren Zurschaustellung dem Zeitungswesen frei stehen kann. Oder?
Darf ich annehmen, um dieses Geld würden jene Frauen sich
in ihrer Heimat wenigstens neue Existenzen sichern können?
Hm. Vielleicht erfahren wir gelegentlich was drüber.
Fände ich äußerst interessant. Apropos ...
Emil Gruber, der mir gestern die Post vom Florian Palzinsky übermittelt hat, schrieb mir: |
"... für die
standardmedien war das ja ein glücksfall, soviel touristenvideokameras, so viel
authenzität - und manche seiten im netz wetteifern bereits, wer die meisten downloads mit
verwackelten weglauffilmen bieten kann.
Leider haben die meisten nicht die bildschirmauflösung,
die unsere sender brauchen, daher muss noch kräftig ins bild gezoomt werden, um menschen
in ihrem todeskampf sehen zu können. ... Ich warte auf den ersten bildband mit *best of
tsunami*, sicher ein passendes weihnachtsgeschenk für hüben und drüben.
Cut!
Reinhard Storz. Der macht "xcult". Den hab ich vor Jahren im
Schweizer Jura kennen gelernt. Wir haben im düsteren Haus des Lieutenant Baillival
logiert. Übers Leben geplaudert. Und uns mal recht ordentlich vom Schweizer Regen
erwischen lassen, wie man HIER sieht.
Der Storz hat mit seiner Crew grade den "bastard channel" aufgezogen.
Spannendes Beispiel für das, was der Begriff "Medienkonvergenz" meint. Das
Ineinandergehen verschiedener Medientypen ...
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